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Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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nicht“, gab Morry gelassen zurück, „wenige Minuten vorher wurde auf mich geschossen . . . na ja, und da interessiert einen doch so einiges, nicht wahr, Mister Fellow?“
    „Um Gottes willen“, rief Helena Porter aus und legte ihre Hand auf die Schulter des Kommissars, „davon haben Sie mir ja noch gar nichts erzählt, mein lieber Freund.“
    „Ihr Erschrecken, schöne Frau“, entgegnete Morry mit einem charmanten Lächeln, „läßt mich erkennen, daß Sie mir von ganzem Herzen zugetan sind. Ich danke Ihnen für Ihre spontane Geste . . .“, wieder ergriff Morry die Hand der schönen Frau und küßte sie lange und andächtig.
    Plötzlich gähnte er herzhaft. „Mein Gott, bin ich müde“, rief er aus, „Sie müssen verzeihen, denn nach dem gestrigen Erlebnis habe ich kaum ein Auge geschlossen . . . Sind Sie mir böse, liebe Helena, wenn ich mich jetzt verabschiede?“
    Sofort erhob sich die Herrin des Hauses, nahm den Arm Morrys und führte ihn hinaus. An der Tür wandte sich noch einmal der Kommissar Mister Fellow zu und erklärte mit harter Stimme:
    „Sie haben wohl nichts dagegen, Mister Fellow, daß ich morgen gegen elf Uhr bei Ihnen erscheine . . .“
    „Morgen gegen elf Uhr“, rief der andere gleichgültig aus, „meinetwegen . . . kommen Sie!“
    Es dauerte fast zehn Minuten, bevor Helena Porter zu ihren Gästen zurückkehrte, die sie mit eigenartigen Blicken empfingen.
    „Ein charmanter Gentleman“, lächelte die schöne Frau, dann eilte sie zum Fenster und blickte gedankenverloren hinaus.
     
    *
     
    Es war lange nach Mitternacht. Noch immer saß Morry an dem Schreibtisch und betrachtete das Geschoß und die Hülse, die er im Garten und in der Wohnung gefunden hatte. Heute aber hatte er die Lampe so aufgestellt, daß der Schein auf das Fenster fiel und er selbst sich dadurch im Schatten befand. Nur die Hände des Kommissars, die das Geschoß hielten, waren sichtbar. Rechnete Morry wieder mit einem Anschlag des Mordbuben?
    Weit lehnte sich Morry zurück und schloß die Augen. „Er muß heute kommen“, flüsterte er, „aber wann? Bestimmt erst in den frühen Morgenstunden . . .“
    Geschickt hatte er seine Schlinge ausgelegt . . . Hoffentlich verfang sich der Täter darin. Nach seiner Berechnung mußte er kommen!
    Morry schreckte aus seinen Gedanken hoch. Zweimal schlug die große Wanduhr. Wie leblos saß Morry da. Plötzlich zuckte seine Hand, die das Geschoß umspannt hielt, zurück, und mit einer jähen Bewegung verlöschte er das Licht. Unhörbar erhob sich der Kommissar und ließ sich in einen Ecksessel gleiten. Nicht das leiseste Geräusch war vernehmbar gewesen. Die nervige Hand Morrys hielt einen entsicherten Revolver umspannt. Wieder verging eine Stunde . . . Als die Uhr die dritte Morgenstunde ankündigte, vernahm Morry ein leises Scharren.
    Jetzt war es so weit! Der Mörder kam! Wo mochte er sich befinden? . . . Die Haustür war von innen von ihm derartig gesichert worden, daß er hier unmöglich hätte eindringen können . . . Welchen Weg also konnte der Unheimliche genommen haben? Auf jedes Fensterbrett hatte Morry Geschirr gestellt . . . dadurch war dem Eindringling auch diese Möglichkeit versperrt gewesen . . . Also mußte er von drüben, von der Bank aus durch den Keller den Weg zu ihm benutzt haben! Jetzt knarrte eine Tür. Der Mörder mußte sich im Schlafzimmer befinden! Laute Schnarchtöne verrieten, daß Morry dem Anschein nach auf dem Sessel eingeschlafen war. Ein dunkler Schatten stand in der Diele und lauschte. Tief hatte der Eindringling seinen Hut ins Gesicht gezogen. Nun tastete sich seine Hand an der Wand entlang, und als sie die Klinke erspürte, wurde sie langsam nach unten gedrückt. Danach schwang die Tür auf . . . Schritt für Schritt näherte sich der Mörder!
    Jetzt stand er mitten im Zimmer. Woher kamen die Schnarchtöne? Dort aus der Ecke! Die Hand, die die Waffe umspannt hielt, hob sich, aber da wurde der Unheimliche von dem harten Strahl einer Taschenlampe gepackt, und bevor er abdrücken konnte, war Morry über ihm. Es wäre für ihn ein leichtes gewesen, den Mann zusammenzuschießen, aber er mußte ihn lebend haben . . .
    Die Taschenlampe war zu Boden gerollt und gab Morry soviel Sicht, daß er den Gegner mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfen konnte. Es war ein Mörder, der ihm gegenüberstand. Rücksichtslos schlug Morry zu. Auf seiner Seite war die Überraschung. Bevor der Eindringling reagieren konnte, wurde er schon von zwei
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