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Kommissar Morry - Endstation Mord

Kommissar Morry - Endstation Mord

Titel: Kommissar Morry - Endstation Mord
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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der menschlichen Rangordnung liegt jeder Gassenjunge meilenweit über einem Mörder."
    „Wenn ich etwas hasse, dann sind es dumme Verallgemeinerungen", meinte Carol.
    „Geben Sie mir noch etwas zu trinken!" sagte er und schob ihr das Glas hin.
    Gleichzeitig dachte er: was ich jetzt tue, ist grundverkehrt. Warum spreche ich noch mit ihr? Warum akzeptiere ich ihre Getränke? Ich sollte mich auf dem Absatz umwenden und gehen! Das wäre ein guter Abgang, der einzige, der unter den gegebenen Umständen vertretbar erscheint. Sie ist es nicht wert, daß ich sie einer Unterhaltung würdige. Sie sieht in mir ja nur den Landstreicher, den hergelaufenen Lumpen, den armen Hund, der bereit ist, für ein paar lausige Dollar jede Schandtat zu begehen. Carol füllte sein Glas. Er lächelte sarkastisch, als er bemerkte, daß sie es randvoll schenkte.
    Mich machst du nicht so leicht blau, dachte er. Es erfüllte ihn mit einer gewissen Befriedigung,, daß mit einem Schlag seine Selbstsicherheit zurückgekehrt war. Er hatte bei dem Mädchen endlich den Makel entdeckt, nach dem er so lange vergeblich gesucht hatte.
    Sie war abgrundtief schlecht. Sie sah aus wie eine Göttin, aber sie war verdorben.
    „Erinnern Sie sich an das Gespräch, das wir auf der Fahrt nach hier im Wagen führten?" fragte sie. „Joe wollte wissen, ob Sie einen Menschen töten könnten."
    „Jetzt verstehe ich", sagte Frank. „Er verfolgte damit eine bestimmte Absicht, er wollte erfahren, ob ich mich für seine und Ihre Pläne eigne."'
    „Natürlich kam es uns darauf an, Ihre persönliche Einstellung zu diesen Dingen kennenzulernen", gab das Mädchen zu. „Joe ist von mir beauftragt worden, einen jungen, labilen Menschen zu finden... irgendeinen klugen, gut aussehenden Burschen, der es bitter nötig hat, seine Barbestände aufzufrischen. Er durchkämmte mindestens fünf Lokale, um das zu erreichen. Niemand entsprach ganz seinen Vorstellungen ... bis er schließlich Sie fand!"
    Frank nahm einen Schluck aus dem Glas. Dann sagte er: „Ich wußte bislang nicht, daß ich wie ein Mörder aussehe."
    „Sie sehen keineswegs so aus", sagte Carol. „Gerade darum hat er Sie gewählt."
    „Wenn er mir noch einmal über den Weg laufen sollte, verprügele ich ihn.“
    „Sie haben während der Unterhaltung im Wagen geäußert, daß Sie unter Umständen bereit wären, einen Diktator zu töten . . . einen Menschen also, der durch seine bloße Existenz andere unglücklich macht. Das haben Sie doch gesagt, nicht wahr?"
    „Ja und?"
    „Sie sollen einen Diktator töten!"
    „Es handelt sich um eine politische Mission?" fragte Frank.
    „Nein. Nicht direkt. . . nicht so, wie Sie es aufzufassen scheinen."
    „Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr."
    „Der Mann, von dem ich spreche, ist ein Familiendiktator ... ein harter, brutaler Mann, der sich mit unvorstellbarer Härte ein großes Industrieimperium geschaffen hat."
    „Ein tüchtiger Mann also, ein Mann, der Tausenden Arbeit und Brot gibt?"
    „Er zahlt keinen Cent mehr, als er nötig hat. Soziale Leistungen hält er für das Krebsgeschwür unserer modernen Gesellschaft. Er ist ein Parasit."
    „Sie hassen ihn?"
    „Natürlich hasse ich ihn. Gleichzeitig gilt ihm meine uneingeschränkte Bewunderung. Er ist ein Tatmensch, in seiner Art ein Phänomen. Aber zufällig steht er mir im Wege. Deshalb muß er verschwinden."
    „Wer ist es?"
    Carol griff nach ihrem Glas und führte es an die Lippen. Sie blickte über den Rand und sagte:
    „Mein Mann!"
    Frank pfiff leise durch die Zähne. „Sieh mal einer an! Sie sind verheiratet? Und ich hätte schwören mögen..."
    „Was?"
    „Ach, nichts."
    „Die Ehe wurde vor zwei Jahren geschlossen. Damals war ich neunzehn ..."
    „Im Grunde genommen sind Sie nicht anders als mein Mädchen", sagte Frank bitter. „Ihnen imponierten das Geld und die Macht, sie wurden von den Dingen angelockt, die der Mann Ihnen zu bieten vermochte! Und da wagen Sie davon zu sprechen, daß Sie eine romantische Ader haben und an die Liebe glauben?"
    „Als ich heiratete, wußte ich nicht, was Liebe ist", erklärte sie ruhig. „Ich lernte den Mann, der mir alles bedeutet, erst viel später kennen."
    „Wer ist dieser andere?"
    „Das spielt für Sie doch gar keine Rolle. Sie können nicht erwarten, daß ich Namen nenne. Aber Sie dürfen mir aufs Wort glauben, daß mein Mann eine Maschine ist, ein macht- und geldgieriges Ekel ohne Herz und Gefühl."
    „Warum haben Sie ihn geheiratet?"
    „Wenn ich geahnt
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