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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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riesigen Kerl überwältigt wurde. Anscheinend hat man ihn dann in den ,Cockatoo‘ geschleppt und nach vorangegangener Beratung wieder freigelassen. Allerdings nicht, ohne ihm eine handfeste Abreibung zu erteilen."
    „So wird es gewesen sein!" fuhr Konstabler Clay Deverell leicht enttäuscht auf, weil er im Gesicht seines Chefs zu lesen glaubte, daß dieser die Ereignisse von Poplar nicht richtig auf seine bisherigen Überlegungen in Einklang zu bringen vermochte.
    Auch er stellte sich die Frage: Was hatte David Brown wohl nach Poplar getrieben? Und was hat er sich wohl von einem Belauschen der Leute im Hinterzimmer versprochen? Hin und her überlegte Konstabler Deverell, aber er konnte zu keinem befriedigenden Ergebnis kommen. Auch Kommissar Morry beschäftigte sich mit einer ähnlichen Frage. Doch das Ergebnis seiner Überlegungen war wesentlich fruchtbarer. Er selbst war es ja gewesen, der die Verbindungsmänner in das Hafengebiet geschickt hatte. Sie sollten herumhorchen, in welcher Gang ein Mitglied abgängig geworden war.
    Keiner der beiden anderen Spitzel hatte ihm bisher eine positive Nachricht zukommen lassen. Folglich war es naheliegend, daß David Brown die richtige Bande gefunden hatte, die um einen Komplicen ärmer geworden war. Man hatte ihn jedoch erwischt, und man hatte den Lauscher bestraft.
    „Wir werden nicht umhin können, diesem ,Cockatoo' einen Besuch abzustatten", konstatierte Kommissar Morry abschließend. Er verabredete sich mit seinem Konstabler für den Abend. „Ich verspreche mir aber kein Wunder, Deverell."
    Er hielt noch einmal seinen Konstabler zurück, als dieser schon im Begriff stand, das Zimmer seines Chefs zu verlassen. „Aber vielleicht ist uns der Zufall hold und dieser unbekannte Riese läuft uns dabei über den Weg. Sonst werden wir große Mühe haben, die anderen Übeltäter zu überführen."
    Während Konstabler Clay Deverell die Zeit bis zum Abend im trauten Familienkreis verbrachte, vertiefte sich Kommissar Morry wieder in die Verbrecherkartei. Ohne auch nur einen Deut in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen, studierte er Bild für Bild. Wieder reihte sich Minute an Minute; alle waren angefüllt mit Überprüfung der Konterfeis und der danebenstehenden Personalbeschreibungen. Über die Hälfte der Kartei hatte Kommissar Morry bereits durchgesehen, als er plötzlich eine Seite auf schlug, die nur eine undeutliche Skizze auf wies.
    Augenblicklich flog sein Blick über die wenigen Zeilen, die unter dieser Skizze standen. „Wenigstens etwas!" brummte er leise. Er las die Eintragung noch einmal:
    „Vermutlicher Täter von Jaunton. Gefertigt nach Angaben der Zeugen A. und Qu."
    Vorsichtig löste Kommissar Morry die Zeichnung aus dem Album heraus. Nachdem er dieses, ohne die Skizze zu beschädigen, geschafft hatte, fiel sein Blick auf einige auf der Rück- iseite der Zeichnung befindliche, mit Bleistift vermerkte Notizen:
    „Der mutmaßliche Täter!" Es stand weiter noch recht deutlich zu lesen: „Circa 30 Jahre alt, 1,80 m groß, kräftige, jedoch schlanke Gestalt, dunkelblondes Haar, auffallend große Hände und wahrscheinlich eine Narbe am Kinn."
    Das waren die gleichen Angaben, die auch in einigen Zeugenaussagen vermerkt waren. Aufmerksam betrachtete Kommissar Morry das undeutliche Konterfei in seinen Händen. — Nun, da er gefunden hatte, was er so lange gesucht hatte, bildeten sich auf seiner Stirn zwei steile Falten. Wie in einem Film, so erschienen vor seinem geistigen Auge Hunderte von Gesichtern. Er versuchte eine etwaige Gleichheit dieser Personen mit dem in seinen Händen befindlichen Bild des Mörders herauszufinden. Obwohl er irgendwie das Gefühl hatte, diesem Menschen schon einmal begegnet zu sein, konnte er sich doch nicht mehr daran erinnern, mit welchem Ereignis er diesen Menschen in Verbindung zu bringen hatte.
    So stellte er das Grübeln ein. Er war von der Richtigkeit seiner Annahmen feist überzeugt: Der Mörder lebt hier in London! — Ihn zu erkennen und zu jagen, bis er auf der Strecke blieb, war das Gebot der Stunde. Sogleich verließ Kommissar Morry sein Zimmer und betrat einen kleinen Raum, in dem es unverkennbar nach Salmiakgeist roch. Kommissar Morry fertigte sich im Laufe der nächsten zehn Minuten mehrere Duplikate jener Zeichnung an, die den mutmaßlichen Mörder von Jaunton darstellte. Ihm war der Gedanke gekommen, jedem seiner Leute ein Bild de,s Mörders auszuhändigen, das ihnen die Suche nach dem Mann erleichtern würde.
    Da die
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