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Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Titel: Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Autoren: Volker Lüdecke
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Stoppelkopfs vorschnelle Diagnose, indem er „Verdacht auf Explosionstrauma“ notierte.
    Diese Diagnose verschaffte ihr eine Krankschreibung für mindestens eine Arbeitswoche.
    „ Schonen Sie sich! Das Ohr ist für unsere innere Balance ein wichtiges Organ.“
    Als sie das Behandlungszimmer verließ, wartete Stoppelkopf, um sie nach Hause zu fahren.
    Sie fühlte sich seltsam mit ihm. Einerseits hatte er sie belästigt und belogen, andererseits kümmerte er sich rührend um sie.
    Vor ihrer Haustür angekommen, wollte er sie hinauf begleiten, aber Fatma wehrte mit letzter Kraft seine unerschrockene Freundlichkeit ab.
    „ Danke, Kollege! Es geht mir schon besser.“
    Sein Einblick in ihre Privatsphäre sollte an diesem Punkt ein Ende haben.
    „ Im Vertrauen, von Kollege zu Kollegin. Liebe Fatma, versprich mir, dass ich dir das nie gesagt habe! Im Moment durchsuchen Beamte der Drogenfahndung die Wohnung deines Bruders. Sickerte vorhin zu mir durch. Auch der Zoll soll mit in die Ermittlung eingebunden sein. Wusste gar nicht, dass Du einen Bruder hast?“
    „ In Mehmets Wohnung? Aber warum?“
    „ Bestimmt eine Verwechselung.“
    „ Das obendrauf ist zu viel für mich heute.“
    Vollkommen entnervt zog sie ihm die Haustür vor der Nase zu. Der Abend war eine einzige Katastrophe, sogar für eine austrainierte Polizistin mit mentaler Stressresistenz schlichtweg zu viel.
    Am Morgen des folgenden Tages lag Fatma auf ihrem Sofa, die Fernbedienung in der Hand und langweilte sich durch das Vormittagsprogramm. Keine Chance, sich ihre unheilvollen Gedanken damit erfolgreich zu zerstreuen.
    Sie hatte keine Nachricht von der Intensivstation des Krankenhauses, in das Dimitri eingeliefert worden war. Zwar hatte sie angerufen, aber an Nichtangehörige wurden keine Auskünfte erteilt. Es schien ihr auch keine gute Idee, in ihrer Dienststelle nachzufragen. Das durfte höchstens beiläufig geschehen.
    So blieben ihr vorerst nur die Medien, um etwas über Dimitris Schicksal zu erfahren.
    Ihre Traurigkeit und Angespanntheit ließen sich weder mit autogenem Training noch mit Yogaübungen eindämmen. Dazu kulminierte ein weiterer Ärger in ihr.
    „ Die ganze Zeit über hatten sie Stoppelkopf auf mich angesetzt. Und ich dachte, der Typ wäre verschossen in mich!“
    Wie hatte sie sich bloß so in ihm täuschen können?
    „ Den liebestollen Trottel hat er jedenfalls erfolgreich gegeben.“
    Auf dem Hintergrund dieses Verdachts ärgerte sie sich vor allem über sich selbst. Immerhin, Stoppelkopf wenigstens eine Woche lang verlustig zu sein, empfand sie im Moment so befreiend wie Kotzen nach tagelanger Übelkeit.
    Je mehr sie über das Spiel hinter ihrem Rücken nachdachte, desto elender fühlte sie sich. Schließlich war sie so weit, sich am Vormittag eine stärkende Löwenmilch zu mixen.
    Sie mühte sich in die Küche.
    Ein Drittel vom Glas Anisschnaps, dann mit Wasser bis zum Rand auffüllen.
    Als die Wirkung dieser traditionell türkischen Medizin einsetzte, lag sie lang ausgestreckt auf dem Teppich und starrte an die Zimmerdecke. Dort oben musste sie zumindest nicht mit ansehen, dass sie ihre Wohnung schon seit Wochen nicht mehr aufgeräumt hatte.
    Wenn die Ordnung in einer Wohnung das Seelenleben seines Bewohners widerspiegelte, lag hier ein Beweis dieser These vor. Schuhe lagen im Zimmer verstreut, Jacke und Schutzweste in einer Ecke, Teller mit Resten von gebackener Tiefkühlpizza auf einem aus Holz geschnitzten, arabischen Tisch. Leere Flaschen, volle Aschenbecher, leere Kekstüten.
    Es dauerte nicht lange, dann war Fatma betrunken.
    Stundenlang lag sie anschließend so auf dem Boden, unfähig sich zu bewegen, nicht mehr Mensch sondern Gegenstand. Über ihren Regalen mit gerahmten Fotografien, gesammelten Steinen und Reihen von Belletristik entdeckte sie zu ihrem Entsetzen plötzlich ein vor den gewohnten Blicken verborgenes Spinnennetz.
    Sofort erschien sein Gesicht hautnah vor ihren Augen.
    „ Dimitri!“
    Sie schrie seinen Namen in einem Anfall von Schmerzen heraus. Ihre große Liebe, einfach abgeknallt!
    Erschossen, verletzt, sie wusste es nicht. Presse, Medien, seit Tagen keine Meldung, keine Nachrichten, nichts. Der Anschlag war daher sicher Teil einer größeren, verdeckten Operation. Die andauerte, im vollen Gang war. Auch gegen sie, die Kommissarin?
    Was sie geblendet nicht genau hatte erkennen können, aber trotzdem wütend bezeugen würde, wie der Einsatzbeamte ohne Vorwarnung, ohne Dimitri anzurufen, auf ihn
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