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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
Autoren: Bodil Mårtensson
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Gleichmäßigkeit jeden Hauch von Melancholie. Solange dieses Geräusch zu hören war, war die Stadt zumindest nicht tot – auch wenn einer ihrer Einwohner gerade für immer zum Verstummen gebracht worden war.
    Die Frau, die den Toten gefunden hatte, saß immer noch auf einem der kalkweißen Betonklötze, die die Grenze des Kundenparkplatzes der Tankstelle markierten.
    Entmutigt hatte sie die Arme um sich verschränkt, wie um sich zu trösten und sich gegen das Schreckliche zu wappnen, das sie entdeckt hatte.
    Außerdem fror sie.
    Die Streifenbeamten hatten ihre Arbeit bereits getan, ihren Namen und ihre Adresse notiert und die Angaben über ihren grauenhaften Fund aufgenommen, die benötigt wurden, um den Bericht zu schreiben.
    Sie waren zufrieden und unterhielten sich leise im Schein des rotierenden Blaulichts. Ab und zu traf auf ihren Funkgeräten eine kurze, rauschende Mitteilung aus dem Polizeipräsidium ein. Hill wechselte ganz kurz ein paar Worte mit ihnen und ging dann zu der Frau weiter.
    »Guten Abend«, sagte er und hielt ihr seine Hand hin.
    Was zum Teufel sollte er auch sagen, etwa: »Beschissener Abend, was?«
    Sie nickte und reichte ihm kurz ihre schmale kalte Hand.
    »Ich bin Kriminalkommissar Joakim Hill«, stellte er sich vor.
    Sie nickte erneut, und es fröstelte sie etwas.
    »Es ist kalt. Sie frieren vielleicht?«
    »Nein, nein, das ist nicht so schlimm«, log sie. »Kann ich jetzt nach Hause fahren?«
    »Doch – natürlich. Ich werde dafür sorgen, dass Sie jemand nach Hause fährt.«
    »Danke, aber ich habe meinen eigenen Wagen hier. Ich war schließlich hier, um zu tanken.«
    »Ja, ich verstehe.« Er nickte. »Aber ist es nicht vielleicht das Beste, wenn Sie ihn heute Abend hier stehen lassen? Es ist nicht gut, Auto zu fahren, wenn man so aufgewühlt ist.«
    »Das ist nicht so schlimm«, meinte sie, und ihm fielen ihre klugen Augen auf. Dieses Detail war ebenso unnütz wie seine Überlegungen über die Abendzeitungen, aber er konnte sich ihrer nicht erwehren.
    »Doch, natürlich ist es das«, beharrte er aus einem Beschützerinstinkt heraus, »und dafür braucht man sich nicht zu schämen. Das ist schon okay. Schließlich ist es ungewöhnlich, sich plötzlich einem toten Menschen gegenüberzusehen.«
    »Für mich nicht.«
    Er starrte die junge Frau ratlos an, die sich jetzt ungeduldig von dem kalten Betonblock erhob.
    Sie war klein und sehnig – gut durchtrainiert, vermutete er – und hatte sich in ihr kurzes dunkelblondes Haar auffällige goldblonde Strähnen färben lassen.
    Ihre unverständliche Bemerkung verwirrte ihn, aber sie half ihm mit einer einfachen Information aus seiner Verlegenheit.
    »Ich bin Ärztin«, sagte sie und hängte sich müde ihre kleine Wildledertasche über die Schulter. »Ich mache in Lund mein praktisches Jahr. Ich seh so was dauernd, aber das macht es auch nicht erfreulicher, oder?«
    Er hatte ihr gestattet zu gehen, also ging sie. Sie eilte zu einem himmelblauen Suzuki, der bereits seit einer Stunde neben der Zapfsäule Nr. 4 stand.
    »Warten Sie«, rief er und ging hinter ihr her, »haben wir alle Angaben …«
    »Ja, alles, Herr Kommissar«, erwiderte sie müde. »Ich lasse morgen von mir hören, ist das in Ordnung?«
    »Natürlich, kein Problem«, versicherte er ihr widerwillig, da ihm auch kein plausibler Grund einfiel, sie noch länger zurückzuhalten.
    Erst als sie den Zündschlüssel herumdrehte und der Motor schnurrend ansprang, fiel ihm ein, welche Frage sich ihm die ganze Zeit aufdrängen wollte.
    »Und Ihr Name war?«, sagte er noch.
    Aber sie hörte ihn nicht, sondern konzentrierte sich darauf, dem Betonblock auszuweichen, nahm die Kurve und verschwand hinter der leeren Waschanlage. Entschieden ignorierte sie die grelle Neoneinladung des benachbarten Scandic Hotels und fuhr direkt Richtung Autobahn weiter.
    Er ertappte sich dabei, dass er ihr etwas unbeholfen hinterherwinkte. Verlegen schaute er sich um, aber glücklicherweise schien niemand etwas bemerkt zu haben.
    Am allerwenigsten Sahlman, denn dieser kämpfte offenbar gegen einen neuen leidigen Fleck auf seinem Mohairmantel.
     
    Das Polizeipräsidium in Helsingborg aus glanzlosen braunroten Ziegeln ragte auf seinem strategischen Eckgrundstück mit Blick über die südliche Ausfallstraße der Stadt majestätisch sechs Stockwerke hoch und bildete den Kontrapunkt zur mittelalterlichen Stadtbefestigung Kärnan.
    Das Präsidium vermittelte den Reisenden dieselbe Botschaft, wie es der Festungsturm
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