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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
Autoren: Elena Forbes
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Zigarette aus und zog die schwere holzgetäfelte Tür auf, sodass Donovan unter seinem ausgestreckten Arm durchschlüpfen konnte.
    Der Innenraum der Kirche mit dem hohem Runddach hatte Ähnlichkeit mit einer Scheune. Durch mehrere Buntglasfenster strömte Licht herein und warf ein Kaleidoskop von Farben und Mustern auf die Wände und den schwarz-weißen Marmorfußboden. Es war fast so kalt wie draußen, und ein unangenehm modriger Geruch, gepaart mit einer seltsam bitteren Note, hing in der feuchten Luft. Fäulnis, dachte er. Materie im Verfall. Der Geruch von Vernachlässigung und Knauserigkeit. Alles atmete Vergangenheit, wie in vielen englischen Kirchen – eine Vergangenheit, die den Anschluss an die Gegenwart verpasst hatte. Die Messingbeschläge waren angelaufen, die bestickten Kniekissen fadenscheinig und platt, die Gedenktafeln an den Wänden erinnerten an Menschen, die seit langem tot und vergessen waren.
    Er war in Edinburgh aufgewachsen und katholisch erzogen worden, doch sein Katholizismus war längst erloschen und brachte ihn nicht mehr um den Schlaf. Dennoch, die Kirchen seiner Kindheit waren Orte der Wärme gewesen, gern besucht und geliebt, ein integraler Bestandteil des Familienlebens und der Gemeinschaft, ganz anders als St. Sebastian’s. Es war mindestens ein Jahr her, dass er zuletzt einen Fuß in eine Kirche gesetzt hatte. Damals hatte seine Schwester Nicoletta ihn zur Sonntagsmesse in St. Peter’s mitgezerrt, der italienischen Kirche in Clerkenwell, um danach eines ihrer Marathon-Mittagessen mit Freunden und Familie zu veranstalten. Es war eine lebendige Atmosphäre gewesen: die Luft schwer vom Weihrauch, reihenweise leuchtende Kristallkandelaber, jede Oberfläche frisch gewachst und glänzend, alles Metallene auf Hochglanz poliert. Die Bänke waren dicht besetzt gewesen, alle Leute im besten Sonntagsstaat. Eine Explosion der Farben und der Fülle. Danach hatten sich Hunderte von Menschen auf dem Gehweg vor der Kirche gedrängt, man hatte geplaudert und war auf einen Kaffee oder einen Grappa in die umliegenden Bars und Cafés eingekehrt. Hier im düsteren Innenraum von St. Sebastian’s konnte er sich eine solche Szene nicht vorstellen. Die Kirche hatte etwas Unbenutztes und Ungeliebtes an sich. Ein trauriger und einsamer Ort für ein junges Mädchen, um zu sterben.
    Er folgte Donovan durchs Kirchenschiff und blieb vor einem großen dunkelgrünen Fleck stehen, der sich unschön auf dem Marmorfußboden ausbreitete.
    »Hier ist sie gelandet.«
    Um die Stelle zu markieren, an der Gemma Kramer gestorben war, hatte die Spurensicherung eine Chemikalie namens Leukomalachitgrün benutzt, die die ursprüngliche Blutspur wieder sichtbar machte. Um den Fleck herum waren Spritzer und Spuren eines Wischmobs und einer Bürste zu erkennen, mit denen der Boden geschrubbt worden war. An den Rändern verblasste der Fleck zu einem bleichen Graugrün mit leuchtend blauen und gelben Lichttupfern, die von einem der großen Bogenfenster stammten. Tartaglia schaute zu der ausladenden Empore hinauf, die sich mit einer reich geschnitzten Balustrade über die ganze Breite des Kirchenschiffs erstreckte.
    Bei dem Gedanken, dass das Mädchen aus einer solchen Höhe gestürzt war, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Einen solchen Sturz konnte man nur durch ein Wunder überleben.
    »Wann ist die Leiche gefunden worden?«, fragte er, während er zu der dunklen Empore hinaufschaute, an deren Rückwand die hohen vergoldeten Pfeifen der Orgel zu erkennen waren.
    »Kurz nach sechs, da kam jemand, um für die Abendmesse sauber zu machen. Mittwochs wird hier um Viertel nach sieben die Heilige Kommunion abgehalten.«
    »Zwischen vier und sechs war also niemand hier?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Duffey hat mir erzählt, dass der Vikar die Hauptkirche offen lässt, damit die Leute beten können, aber nachmittags ist es meist leer. Ich glaube nicht, dass hier viele Gläubige und Besucher herkommen.«
    Tartaglia fand es verwunderlich, dass die Kirche nicht abgeschlossen wurde, zumal es offensichtlich kaum Besucher gab, und fragte sich, was das Mädchen hierher getrieben hatte. Ein Zufall? Oder hatten sie und dieser Mann gewusst, dass die Kirche tagsüber offen war?
    »Wie kommen wir auf die Empore?«, fragte er.
    »Mir nach.« Sie ging zu einer schmalen Türöffnung neben der Kanzel. Als sie den schweren roten Samtvorhang zur Seite zog, flog eine Staubwolke auf, die Teilchen tanzten in dem Lichtstrahl, der von oben kam. Hinter dem
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