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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe
Autoren: Greg Bear
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ich.
    Sie schien etwas Bitteres hinunterzuschlucken. »Ich hoffe, Sie alle wissen, was Sie tun«, sagte sie langsam.
    »Wir haben etwas Erstaunliches entdeckt, etwas, das wir nicht im entferntesten erwartet haben…«
    »Fahren Sie fort!« sagte sie.
    Ich erzählte ihr von den offenkundigen Fehlern in der Buchhaltung von StarTime. Ich erzählte ihr, wie wir die Namen der ersten beiden Unbekannten aus dem Kurzzeitgedächtnis und anderen Bereichen der toten, jedoch unversehrten Gehirne erfahren hatten.
    Sie zeigte einen Anflug von halb fasziniertem, halb angewidertem Interesse.
    »Erst vor ein paar Tagen fanden wir heraus, wer der dritte Unbekannte war.« Ich schluckte. Zog mich vor dem Sturz ins Nichts zurück. »Es ist Kimon Thierry. K. D. Thierry. Er ist StarTime beigetreten.«
    Fiona Task-Felder schaukelte in ihrem Sessel langsam vor und zurück. »Sie lügen«, sagte sie leise. »Das ist die übelste, lächerlichste Geschichte, die ich je… Das übersteigt alles, dessen ich Sie für fähig gehalten hätte, Mr. Sandoval. Ich bin…« Sie schüttelte den Kopf in echtem Zorn und erhob sich an ihrem Schreibtisch. »Hinaus mit Ihnen!«
    Ich legte eine Tafel auf ihren Schreibtisch. »Ich m-meine, Sie sollten mich nicht w-wegschicken«, sagte ich zitternd, stotternd, mit klappernden Zähnen. Meine eigenen widersprüchlichen Gefühle unterstützten erneut mein Rollenspiel. »Ich habe viele Beweise zusammengetragen, und ich habe eine Aufzeichnung von Mr. Thierrys… letzten Augenblicken.«
    Sie starrte mich an, dann die Tafel. Sie setzte sich wieder, sagte aber immer noch nichts.
    »Ich kann Ihnen die Beweise sehr schnell vorlegen«, sagte ich. Und ich zog meine Beweisspur. Die Anstellung der Logologisten, Frederick Jones’ Hader mit der Kirche, die drei unbekannten Mitglieder der Gruppe von Toten, die von der Erde eingeführt worden waren, unser Triumph beim Zurückspulen und Übertragen der letzten Erinnerungen jedes einzelnen. Ich hatte damit gerechnet, daß durch das Ineinandergreifen von Fakten und Erinnerungen in ihrem Kopf etwas klicken würde, doch ihr Gesicht verriet nichts als eiskalten, straff gezügelten Zorn.
    »Ich sehe nicht, daß das alles irgendwelche Rückschlüsse zuließe, Mr. Sandoval«, bemerkte sie, als ich fertig war.
    Ich spielte ein Band ab, das zu Thierrys Lebzeiten von ihm aufgenommen worden war, gegen Ende seiner Jahre. Dann ließ ich die Aufzeichnung seiner letzten Augenblicke ablaufen, nicht nur die Kurzzeiterinnerungen der Laute, sondern die visuellen Erinnerungen, die Rho auf Thomas’ Bitte hin ungeschickt herauskopiert und übertragen hatte. Gesichter, zunächst merkwürdig unmenschlich und dann in ein Muster passend, waren zu erkennen; die Erinnerungen waren nicht durch die Deutung des persönlichen Geistes abgeschwächt, sondern roh und direkt und deshalb überraschend derb. Das Büro, in dem er starb, seine plumpen Hände auf dem Schreibtisch, das Zucken und ruckartige Umherschweifen seiner Augen, das schwierig zu verfolgen war. Der Abgang. Das Ende der Aufzeichnung.
    Die Präsidentin blickte mit gerunzelter Stirn auf die Tafel, die Hände fest verschränkt auf der Schreibtischplatte.
    Ich beugte mich vor, um die Tafel wieder an mich zu nehmen. Sie kam mir zuvor und griff hastig danach, hielt sie zitternd in beiden Händen und warf sie plötzlich quer durchs Büro. Sie knallte gegen eine Wand aus Schaumstein und hüpfte ein paarmal auf dem metabolischen Teppich auf.
    »Das ist keine Fälschung«, sagte ich. »Wir sind ebenfalls erschüttert.«
    »Hinaus mit Ihnen!« wiederholte sie. »Machen Sie endlich, daß Sie hinauskommen!«
    Ich wandte mich zum Gehen, doch bevor ich die Tür erreichte, fing sie an zu weinen. Ihre Schultern sackten nach vorn, und sie begrub das Gesicht in den Händen. Ich ging zu ihr hin, um etwas zu tun, ihr zu sagen, daß es mir leid tat, doch sie schrie mich an, daß ich gehen sollte, und ich ging.

»WIE HAT SIE REAGIERT?« fragte Thomas. Ich saß in seinem Privatgemach, meine Gedanken waren eine Million Meilen entfernt, und ich dachte über Sünden nach, von denen ich mir nie hätte vorstellen können, daß ich mir ihrer schuldig fühlte. Er reichte mir ein Glas mit terrestrischem Madeira, und ich trank ihn in schnellen kleinen Schlucken, dann wanderte mein Blick über die Würfelregistratur an seiner Wohnzimmerwand.
    »Sie hat mir nicht geglaubt«, sagte ich.
    »Und dann?«
    »Ich habe sie überzeugt, indem ich das Band abspielte.«
    Thomas füllte mein
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