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Köpfe für Carlita

Köpfe für Carlita

Titel: Köpfe für Carlita
Autoren: Jason Dark
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frei lag, in die Höhe.
    Sie traf mich dort, wo es verdammt weh tat. Genau zwischen den Beinen. Ich war auf diesen Treffer nicht vorbereitet gewesen und hockte noch immer halb auf ihr, als mir die Tränen wie heißes Wasser in die Augen schössen und mir den klaren Blick nahmen. Zugleich durchrasten Stiche meinen Unterkörper, die mich alles vergessen ließen.
    Beide Hände preßte ich gegen die getroffene Stelle. Unter mir bewegte sich Carlita zappelnd, sie wollte endlich das Gewicht meines Körpers loswerden, was sie auch schaffte, denn ich war kaum in der Lage, ihr Widerstand entgegenzusetzen, da ich einfach zu stark mit mir selbst beschäftigt war.
    Sie schaffte mich.
    Ihr Strampeln zeigte Erfolg, als ich diesmal zurückkippte und nichts dagegen tun konnte. Mit immer noch auf den Unterleib gepreßten Händen sank ich zu Boden. Aus meinem Mund drang ein Geräusch, das viel Ähnlichkeit mit dem Schluchzen einer Frau hatte.
    Ich rollte mich über die harte Erde. Versehen mit dem Wissen, daß ich mir nicht viel Zeit lassen konnte, aber die Schmerzen im Unterleib schienen mich zerreißen zu wollen.
    Ich schnappte verzweifelt nach Luft. Die Augen tränten noch immer. Das tanzende Kerzenlicht sorgte nicht gerade für ideale Sichtverhältnisse. Es behinderte mich, indem es die Perspektiven verzerrte.
    Aber ich sah meine Feindin.
    Sie war wieder auf die Beine gekommen, auch wenn sie noch geduckt
    ›stand‹ und sich zunächst einmal drehte, um ihre Waffe zu suchen. Mit dem Schwert wollte sie mich nicht töten, sie verließ sich auf das Beil und hatte sicherlich auch mitbekommen, in welch einer schlechten Position ich mich befand.
    Auch ich wünschte mir eine Waffe. Nur stand das Schicksal nicht eben auf meiner Seite, denn gefunden hatte ich die Beretta bisher nicht. Mit einer Hand suchte ich weiterhin den Boden ab, hoffte auf ein wenig Glück, aber Carlita Moreno war schneller.
    Sie schrie triumphierend auf, als sie abermals den Griff des Beils umfaßte und die Mordwaffe in die Höhe riß. Dann drehte sie sich auf der Stelle. Im Licht der Kerzen wirkte sie selbst wie ein sich schnell bewegender Schatten. Sie starrte mich an.
    Ich hockte inzwischen am Boden. Mein Rücken hatte Kontakt mit der anderen Stollenwand bekommen. Der Unterleib schmerzte, der Nacken ebenfalls. Ich mußte aussehen wie jemand, der durch die Tiefen der Hölle gezogen worden war.
    Mein Gesicht zeigte eine tief eingefräste Verbissenheit. Der Schweiß hatte es ölig werden lassen, und ich wollte in die Höhe kommen. Das ließ Carlita nicht zu.
    Sie ging mir entgegen.
    Das Beil schwang sie abermals in die Höhe und hatte Glück, daß die Klinge nicht gegen die Decke prallte. Noch einen Schritt.
    Die Entfernung war günstig. Ihrem Gesicht sah ich an, daß sie kein Pardon kennen würde.
    »Laß es!« keuchte ich in einem letzten Versuch der Überredungskunst.
    »Es ist falsch, es ist…«
    »Der achte Kopf!« schrie sie in meine Worte hinein. »Der achte Kopf. Ich werde ihn dir abhacken!«
    Dann schlug sie zu.
    ***
    Nein, sie schlug nicht. Oder sie schlug doch. So genau kam ich damit nicht zurecht. Ich saß noch immer, der Rücken hielt den Kontakt mit der Wand, und ich wartete darauf, daß mich die schwere Klinge tötete. Das passierte nicht.
    Ein Drittel des Wegs hatte die schwere Klinge bereits hinter sich gelassen, als sie auf eine wundersame Art und Weise gestoppt wurde.
    Sie stand plötzlich in der Luft, als hätte es sich die Henkerin im letzten Augenblick anders überlegt. Die schwere Klinge sank nicht nach unten.
    Es war bestimmt unvorstellbar schwer, das Gleichgewicht zu halten, doch das tödliche Instrument bewegte sich um keinen Millimeter weiter.
    Ich war so geschockt und auch positiv überrascht, daß ich meine eigenen Probleme vergaß. Nur auf die Frau konzentrierte ich mich jetzt, deren Haltung und Veränderung ich nicht verstand. Sie war voll darauf fixiert gewesen, mich zu vernichten, und plötzlich geschah nichts.
    Wollte sie mich nicht mehr töten? Hatte sie es sich im letzten Augenblick anders überlegt? Wenn ja, warum senkte sie das Beil nicht und ließ es in der Luft schweben?
    Ich hatte keine Ahnung, aber etwas mußte passiert sein, denn auch Carlita drehte ihren Kopf nach links. Sie hätte dort in die Finsternis des Stollens hineinschauen können. Ich folgte ihr mit meinem Blick, aber ich sah nichts mehr, nur eben die starre Finsternis zwischen den beiden Seiten.
    Oder bewegte sich dort etwas?
    Ich wischte mir den Schweiß von der
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