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Köpfe für Carlita

Köpfe für Carlita

Titel: Köpfe für Carlita
Autoren: Jason Dark
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unseren Tisch, grüßten den Kommissar, bevor sie sich einen Platz am Fenster suchten und vom Wirt lautstark und herzlich begrüßt wurden.
    »Es ist nicht leicht, darauf eine Antwort zu finden – oder eine Erklärung«, gab er zu.
    »Warum?«
    »Weil es mehr meine Privatidee ist, mit der ich völlig danebenliegen kann.«
    Ich winkte ab. »Machen Sie sich keine Sorgen, Kollege, so etwas kenne ich auch.«
    »Ich habe mit meinen Leuten nicht darüber gesprochen.« Er senkte seine Stimme. »Aber mit Ihnen möchte ich reden, und ich werde Ihnen auch den Beweis liefern.« Er spielte mit der Gabel und schaute sie an, während er mich ansprach. »Sie denken anders, Senior Sinclair.«
    »Das wissen Sie noch nicht.«
    »Doch, das weiß ich. Oder nehme es stark an.« Er strich wieder über seine Stirn, als wollte er Falten hineinbügeln, denn sie blieben, als er sprach. »Nicht weit von hier gibt es ein kleines Museum mit vielen Bildern und Plastiken. Ich weiß nicht mal, ob die Ausstellungsstücke sehr wertvoll sind, aber das ist auch nicht der Punkt. Mir geht es mehr um die Motive der Bilder, die allesamt aus der Vergangenheit stammen und Szenen aus der nicht eben rühmlichen Geschichte unseres Landes zeigen. Also viel Blut und Gewalt.«
    »Aber kein echter Goya – oder?«
    »Nein, nein, das nicht. Die Bilder stammen wohl nicht von berühmten Malern, eher von welchen, die mehr für den Hausgebrauch arbeiteten.«
    Er winkte ab. »Sie können auch alle Bilder vergessen, bis auf«, jetzt ruckte sein Kopf hoch, und er schaute mich an, »ein Bild!«
    »Gut«, sagte ich, was ihn etwas irritierte.
    »Wieso gut?«
    »Wir nähern uns dem eigentlichen Thema.«
    »Ja, das stimmt«, gab er zu. Er trank wieder und flüsterte mir über den Tisch hinweg zu: »Dieses Bild zeigt eine schaurige, in düsteren Farben gemalte Szene. Der Mittelpunkt ist eine Frau, die in einer toten, nebeligen und mit Leichen übersäten Landschaft steht. Auf einem Kampffeld gewissermaßen. Die Frau trägt Teile einer Rüstung und sogar Strümpfe aus Ketten, während ihre Brüste beinahe blank liegen, das muß man sich mal vorstellen. In diesem Motiv vereinigen sich der Tod, die Gewalt und der Sex.«
    »Was noch?« fragte ich.
    Salina konnte sich das leicht blechern klingende Lachen nicht verkneifen. »Wissen Sie schon mehr?«
    »Das nicht, aber ich kann mir vorstellen, daß es nicht alles ist. Das dicke Ende kommt noch nach, wie man so schön sagt.«
    »Ja, Señor Sinclair, es kommt, und zwar mit Macht.« Er flüsterte wieder.
    »Diese Frau, von der ich gesprochen habe, sieht aus wie die große Siegerin auf dem Schlachtfeld. Sie steht über allem, und sie hält dabei noch eine Waffe in der linken Hand, die ein wahres Monstrum ist.« Er breitete die Arme aus. »Ein riesiges Beil mit einer immensen Klinge, die aussieht wie ein übergroßes Pendel.« Er hob einen Finger.
    »Wohlgemerkt, dieses Beil hält sie in der rechten Hand.«
    »Und in der linken?« fragte ich.
    »Einen Kopf.« Sein Mund bewegte sich schnell bei dieser Antwort. »In der Hand hält sie einen Kopf. Das heißt, die Finger haben sich in das dunkle, struppige Haar vergraben. Es ist sehr lang, und sie kann es in die Höhe ziehen und den Kopf so halten. Das ist es, was ich Ihnen als Privatmann sagen wollte.«
    »Nicht schlecht«, murmelte ich, nachdem auch ich Wasser und Wein getrunken hatte. »Sie ziehen also eine Verbindung zwischen dem Bild und den sechs Opfern?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Wegen der Waffe.«
    »Aber ein Schwert trägt sie nicht?«
    »Nein, Señor Sinclair, davon können Sie sich auch sehr bald überzeugen.«
    Ich winkte ab. »Sagen Sie nicht immer Señor, sondern John.«
    »Gut, ich heiße Antonio.«
    »Okay, bleiben wir bei dem Bild. Jemand muß es gemalt haben. Wann ist es entstanden?«
    »Vor einigen hundert Jahren, denke ich, als die Mauren noch große Teile unseres Landes beherrschten. Aus dieser Zeit stammt es. Und wenn Sie den Kopf sehen, den diese Frau hält, so sieht das Gesicht doch fremd aus. Es kann also gut einem Araber oder Mauren gehören, meine ich.«
    »Wenn ich mir Ihre Worte so durch den Kopf gehen lasse, Antonio, könnte ich auf den Gedanken kommen, daß für Sie die sechs Männer von einer Frau umgebracht worden sind.«
    Er sah aus, als wollte er mir zustimmen, aber Sahnas schwieg. Ich sah mich gezwungen, noch einmal nachzuhaken, und endlich quälte er sich eine Antwort ab.
    »Das ist meine Privatmeinung, John. Nicht mehr und nicht weniger. Ich darf sie
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