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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder
Autoren: Karen Miller
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hustete Conroyd Jarralts Leichnam.
    Nein. Nein. Das war einfach nicht möglich!
    Wieder auf den Beinen, die Augen weit aufgerissen, sog Asher die Luft ein wie ein Ertrinkender und beobachtete, wie das Messer langsam, aber sicher aus Conroyds blutüberströmter Brust glitt und mit einem metallischen Auf prall auf die Marmorstufen fiel. Er beobachtete, wie die Wunde sich schloss, als hätte es sie nie gegeben, und der Brustkorb sich hob und senkte, hob und senkte. Die Augenlider flackerten, eine schreckliche Warnung.
    Verdammt! Verdammt! Morg war immun gegen Stahl, und jetzt hatte er keine andere Wahl mehr: Er musste Gars verdammten Zauber benutzen. Anscheinend hatte er die Prophezeiung doch nicht überlistet.
    Es war nicht gerecht. Es war nicht gerecht! Er wollte nach Hause gehen!
    Die Worte des Ungeschehens waren in ihm und warteten. Er drehte den Kopf, nur ein klein wenig, gerade weit genug, um Dathne zu sehen, die am Rand des Platzes stand. Von Gar war keine Spur zu entdecken.
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    Dathne. Dathne.
    Er hätte um ein Haar laut aufgeheult.
    Dies war so verdammt ungerecht!
    Zu seinen Füßen seufzte Morg und bewegte sich.
    Jetzt oder nie. Die Zeit war abgelaufen.
    Seine rechte Hand zitterte nur ein klein wenig, und seine Stimme brach nur gerade eben, als er die Siegel in die Luft zeichnete, den Zauber sprach und die Augen schloss.
    »Hier komme ich, Pa... hier komme ich...«
    Nichts geschah. Kein Aufwallen von Macht. Kein Blitzen von Licht. Kein Tod, weder für ihn noch für Morg.
    Ungläubig öffnete er die Augen. »Verflucht will ich sein!«, rief er und fuhr herum. »Gar!«
    »Hier entlang, Asher!«, rief der kleine Mistkerl aus tiefen Schatten zu seiner linken Seite. »Schnell! Hierher! Bevor er aufwacht!«
    Der Zorn trübte seinen Blick wie ein roter Nebel, als er die Stufen hinunterschlitterte, um zu Gar hinüberzulaufen, in die schmale Gasse zwischen der Halle der Gerechtigkeit und der Kapelle. Als er ihn erreicht hatte, packte er ihn am Hemd und schüttelte ihn mit aller Kraft.
    »Ihr habt gesagt, der Zauber sei übersetzt! Ihr habt gesagt, er würde verdammt noch mal funktionieren!«
    Gar wehrte ihn mit einiger Mühe ab. »Das tut er auch! Er wird funktionieren!
    Lass mich los, Asher! Hör zu!«
    »Ich soll Euch zuhören?«, fragte er. »Ich bin fertig damit, Euch zuzuhören! Ich habe Euch zugehört, und seht nur, was es mir eingetragen hat! Verflucht, was tue ich jetzt? Der Bastard will einfach nicht sterben! Ich habe ihm ein Messer ins Herz gerammt, und er ist immer noch nicht tot! Und Euer Zauber ‐ Euer verdammter Zauber...«
    »Wird nicht funktionieren, es sei denn, er läuft durch mich.«
    Er trat einen Schritt zurück und starrte Gar an. »Was?«
    Gars Gesicht war blutleer, und seine Augen waren tief in die Höhlen eingefallen und blau gerändert. »Ich habe Barls Beschwörung abgewandelt, Asher. Nicht viel. Nur ein klein wenig. Jetzt bin
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    ich ein unabdingbarer Teil der Magie. Die Macht muss durch mich hindurchfließen, bevor sie Morg töten kann.«
    War Gar wahnsinnig? Von Sinnen? Hatten die Strapazen der vergangenen Wochen ihn vollkommen um den Verstand gebracht?
    Gar, der die Fragen in seinem Gesicht las, seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich kann immer noch klar denken, das verspreche ich dir, Asher. Und was ich gesagt habe, ist die simple Wahrheit. Das ist es, was ich dir erzählen wollte, bevor du versucht hast, mir das Hirn aus dem Schädel zu schlagen.«
    »Ihr habt die Beschwörung verändert? Warum?«
    »Ich hatte meine Gründe.«
    Beinahe bis zur Sprachlosigkeit verblüfft, wandte Asher sich ab. Dann drehte er sich um, immer noch fassungslos. »Aber... Aber das bedeutet, dass auch Ihr sterben werdet, nicht wahr?«
    Gar zuckte mit den Schultern. »Was kümmert es dich, solange nur Morg tot ist?«
    »Ihr seid wahnsinnig«, flüsterte Asher und trat zurück, bis er mit den Schulterblättern auf kalten, feuchten Stein traf. »Ihr habt einen Sonnenstich.«
    »Du weißt, dass es nicht so ist. Morg muss sterben, und dies ist die einzige Möglichkeit.«
    »Das kann nicht wahr sein!«, schrie er. »Ihr seid der Kluge, der Gelehrte, der Historiker! Lasst Euch etwas anderes einfallen! Es ist schon einmal ein Mann für mich gestorben, Gar, ich werde nicht zulassen, dass es zwei sind!«
    Gar schüttelte den Kopf. »Diese Entscheidung liegt nicht bei dir. Es ist meine Entscheidung, und ich habe sie getroffen.«
    »Aber warum?«
    »Warum ist das wichtig? Ich bin dir gleichgültig.«
    Das stimmte,
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