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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter
Autoren: Monika Felten
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nutzlose A f fenfigur ausgegeben hatte.
    Ach was. Kurz entschlossen fegte Sandra die tr ü ben Gedanken beiseite. Eine solche Gelegenheit konnte sie sich einfach nicht entgehen lassen.
     
    Als sie sich zwei Stunden später endlich mit der Ki s te, in der die Affenskulptur ruhte, auf den Heimweg machte, wurde es schon dunkel. Über den Baumwi p feln stand die blasse Mondsichel. In den Zweigen einer Linde sang eine Amsel ihr Abendlied. Es war noch einmal kalt geworden. Auf den Dächern der parke n den Autos glitzerte Raureif, wie ein letztes Aufbäumen des Winters, den der Frühling schon fast vertrieben hatte. Fröstelnd schloss Sandra die Knöpfe ihrer Step p jacke, schlang sich den gestreiften Schal um den Hals und setzte ihre Strickmütze auf.
    Wenn Manon jetzt hier wäre, würde sie vermu t lich wieder lästern, dachte sie bei sich. Der gestric k te Schal und die gleichfarbige Mütze waren für sie »Jamaika Look« und absolut untragbar. Sandra kümmerte das wenig. Sie liebte Accessoires in kna l ligen Farben, und gerade jetzt passten sie wunderbar zu ihrer Stimmung. Sie freute sich über die gewo n nene Auktion, auch wenn das Glücksgefühl nicht ungetrübt war. Es würde eine lange Nacht werden. Martina, die Chefredakte u rin des Stadtanzeigers, erwartete ihre Reportage am frühen Morgen, und da sie nicht mehr richtig zug e hört hatte, seit sie die Skulptur erworben hatte, würde sie wohl improvisi e ren müssen.
     
    Die dunkle Gestalt, die sich wie aus dem Nichts kommend aus den Schatten auf der gegenüberliege n den Straßenseite löste und gespenstisch lautlos auf sie zuschoss, bemerkte Sandra erst im allerletzten Auge n blick. Sie versuchte auszuweichen, aber es war zu spät. Ein ausgewachsener Spaniel sprang an ihr hoch und warf sich mit dem ganzen Gewicht seines Körpers g e gen sie.
    Sandra erschrak. Die Brille rutschte ihr von der N a se und die Holzkiste aus den Händen. Instinktiv fing sie die Brille auf. Die Holzkiste zerbarst kr a chend auf dem Asphalt. Schlagartig ließ der Hund von ihr ab. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nun der Kiste, die er knurrend und zähnefletschend b e schnupperte.
    Sandras Herz raste. Mit fahrigen Bewegungen setzte sie die Brille wieder auf und starrte fassung s los auf das Gewirr aus geborstenem Sperrholz und die hervorque l lende Holzwolle.
    Der Affe!
    »Entschuldigen Sie. Das … das tut mir leid.« Ein dunkel gekleideter Mann mittleren Alters tauchte wie aus dem Nichts neben ihr auf, berührte sie leicht am Arm und schaute schuldbewusst auf die zerbor s tene Kiste herab. »Ich … ich weiß auch nicht, was plötzlich in meinen Hund gefahren ist«, startete er einen hilfl o sen Erklärungsversuch. »Ich wollte ihn festhalten, aber er hat sich einfach losgerissen. Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Es ist hoffentlich nichts kaputtgegangen?«
    Der Spaniel schnüffelte weiter an den Überresten der Kiste und knurrte leise.
    »Wie … was?« Sandra war zutiefst verwirrt. Hil f los rang sie die Hände.
    »Soll ich dies für Sie aufheben?«, fragte der Mann höflich. »Wenn etwas kaputtgegangen ist, ersetze ich Ihnen den Schaden selbstverständlich. Sie glauben ja nicht, wie unangenehm mir die ganze Sache ist. So etwas habe ich bei Atla noch nie erlebt. Er ist eine Se e le von Hund. Gutmütig und …«
    »Danke, das geht schon.« Sandras Stimme bebte. »Nehmen Sie nur den … den Hund da weg.«
    »Ja, natürlich. Komm, Atla.« Der Mann fasste den Hund am Halsband, zog ihn ein paar Schritte von der Kiste fort und blieb stehen.
    Sandra bückte sich und tastete in der Holzwolle nach der Skulptur.
    Der Spaniel bellte warnend. Dabei stellte er sich immer wieder auf die Hinterbeine und versuchte, sich aus dem Griff des Mannes zu befreien. Der aber war darauf vorbereitet und hielt ihn fest.
    Sandras tastende Finger berührten etwas Hartes. Für wenige Sekunden zögerte sie, dann nahm sie allen Mut zusammen und befreite den tönernen A f fen aus der Holzwolle.
    Er war unversehrt. Sandra fiel ein Stein vom He r zen.
    Um sicherzugehen, dass der Affe nicht beschädigt war, hielt sie ihn in das Licht einer Straßenlaterne und betrachtete ihn prüfend von allen Seiten.
    »Ah, Sie waren bei der Versteigerung.« Intere s siert betrachtete der Mann die Skulptur. »Haben Sie den Affen dort erstanden?«
    »Ja.«
    »War viel los?«
    »Nicht besonders.« Sandra bückte sich, um die Ü berreste der Kiste aufzuheben. Das Aufräumen half ihr, die Fassung wiederzufinden. Als sie sich aufricht e te,
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