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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht
Autoren: Bernhard Hennen
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Erzbischofs … und habe dringende Nachricht … für den Kaiser.«
    Das Antlitz des Fremden schien zu verwischen. Entkräftet sank der Ritter zurück.
     
    Heinrich kam wieder zu sich, als ihm ein stechender Schmerz durch die Brust fuhr. Benommen erkannte er, dass man ihn aus dem Turm hinabgebracht hatte und über den Vorplatz zum Palast des Erzbischofs tragen wollte. Zwei Waffenknechte in den Farben Rainald von Dassels stützten ihn und hielten ihn zugleich mit eisernem Griff. Ein dritter Krieger trug Clara, die offenbar noch immer ohnmächtig war.
    Vergeblich versuchte Heinrich sich aufzurichten. Wenn man sie durch das Portal des Palastes schaffte, dann wäre es
um ihn und das Mädchen geschehen. Rainald würde schon dafür Sorge tragen, dass sie seine Residenz nicht mehr lebend verließen.
    Stumm und so inbrünstig wie noch nie in seinem Leben, betete Heinrich zu Gott, wenigstens das Mädchen vor dem Tod zu retten. Doch kein Wunder geschah. Man brachte sie die Stufen des Palasts empor und in die Vorhalle, wo einige Edle und Geistliche versammelt waren. Fackeln brannten an den Wänden. Stimme waren zu vernehmen.
    Heinrich erkannte den Erzbischof. Rainald stand bei einem stämmigen rotblonden Mann, der dem Ritter den Rücken zuwandte. Dies wäre die letzte Gelegenheit, das Schicksal vielleicht noch zu wenden.
    »Der lombardische Meuchler ist tot, mein Fürst!«, rief Heinrich mit aller Kraft, die er noch besaß.
    Sofort verstummten die Gespräche. Alle wandten sich den Wachen zu, auch der Mann, mit dem Rainald gesprochen hatte. Es war der Kaiser!
    »Wovon redet Ihr da, Mönch«, fragte Friedrich, noch bevor der Erzbischof das Wort ergreifen konnte.
    »Mein Kaiser!« Heinrich senkte den Kopf, um eine Verbeugung anzudeuten. »Am Grund des Glockenturms werdet Ihr den zerschmetterten Leichnam eines Mannes finden, der es verstanden hat, sich auf schändlichste Weise das Vertrauen des Erzbischofs zu erschleichen. Es geschah während der Reise zum englischen Königshof, dass ich ein Gespräch belauschen konnte, das der Lombarde in aller Heimlichkeit mit einem Gesandten Alexanders führte. Man versprach ihm eine stattliche Summe Goldes, wenn er Euch, mein Fürst, und den Erzbischof tötete. Stets war mir schon aufgefallen, wie prächtig sich der Lombarde kleidete. Prächtiger,
als es der schmale Verdienst eines Waffenknechts erlaubte, selbst wenn er die besondere Neigung des Erzbischofs genoss. Dass er ein Verräter sein könnte, hätte ich nie geahnt, und selbst nachdem ich Zeuge seines Betruges wurde, wagte ich es nicht, ihn öffentlich anzuklagen, denn welchen Beweis, außer meinem Wort, hätte ich gegen ihn anführen können. Heute jedoch bemerkte ich eine außergewöhnliche Unruhe bei dem Lombarden. Den ganzen Tag beobachtete ich ihn, doch gegen Abend schaffte er es, mir zu entkommen, und hätten nicht jener Mönch und jene Jungfer, die ich ins Vertrauen gezogen hatte, bemerkt, wie er sich heimlich in den Dom schlich, so wäre mir wohl verborgen geblieben, auf welch hinterhältige Weise er den Anschlag auf Euer Leben durchführen wollte, mein Kaiser.«
    Heinrich warf einen raschen Blick zum Erzbischof. Rainald lauschte mit versteinerter Miene. Es war gewiss klüger, ihn in diesem Lügengespinst mit einer rühmlichen Rolle zu bedenken, bevor er seine Fassung wiedergewann.
    »Nachdem mich die Kunde von seiner Anwesenheit im Dom erreichte, benachrichtigte ich meinen Fürsten, den Erzbischof. Doch da er auf dem heiligen Boden des Doms keinen Streit mit Waffengewalt ausgetragen sehen mochte, sandte er mich und meine Gefährten, den Meuchler zu überzeugen, seinen schändlichen Plan aufzugeben. An den Portalen des Doms sollten ihn dann die Waffenknechte meines Herrn erwarten. Doch der Lombarde sträubte sich und kannte keine Scheu, in der Immunität der Kirche Blut zu vergießen. Sein Plan scheint gewesen zu sein, Euch, mein Kaiser, und auch den Erzbischof bei dem Weihefest morgen vor dem Hochaltar zu töten. Zu diesem Zwecke hatte er gleich zwei Armbrüste bereitgelegt. Diese Waffen setzte er
nun, da er sich in die Enge getrieben sah, gegen mich und meine Gefährten ein. Und so kam es zu dem schrecklichen Kampf im Dome und dem Glockengeläut, das alle Bürger der Stadt aus dem Schlaf riss.«
    »Nicht einmal im Herzen meines Reiches bin ich vor Alexander und der Wut der Lombarden mehr sicher«, sagte Friedrich leise. Dann fuhr er lauter fort: »Ich verdanke Euch mein Leben, und Eure tapfere Tat verdient mehr als nur Lob.
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