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Köhler, Manfred

Köhler, Manfred

Titel: Köhler, Manfred
Autoren: Irrtümlich sesshaft
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Hauptfigur musste eine Ausländerin sein. Es funktionierte nicht, egal wie er es drehte.
    Es konnte nicht funktionieren, weil die Hindernisse eben nicht außerhalb, sondern innerhalb der Beziehung gelegen waren. Nirgends, an keinem Ort der Welt und zu keiner Zeit hätte diese Verbindung eine Zukunft gehabt, nicht mit einem Lothar Sahm als Partner, denn dieser Lothar Sahm wollte sich in allen Bereichen des Lebens die Möglichkeit offenhalten, morgen spontan ganz anderes leben zu können als heute, auch wenn er davon nie Gebrauch machen würde. Wer aber war der Mensch, der mit einem solchen Menschen hätte auskommen können? Andrea war es nicht. Und welches war der geeignete Ort, an dem ein solcher Mensch sich wohlgefühlt hätte? Wallfeld, wie ihm nun endlich dämmerte, war es nicht. Dass ein Angestelltenverhältnis sich nicht mit seinem Wesen vertrug, das hatte er bereits herausgefunden. Nun freute er sich auf und fürchtete sich vor dem Moment, den nächsten großen, den endgültigen Schritt zu tun.
    Er wollte sich Zeit dafür nehmen. Aber es kam etwas dazwischen.

Kapitel 15: Zurück in der Rundschau
     
    Rosa Guttler bestellte ihn telefonisch zu sich.
    „Wie geht’s, wie steht’s?“
    Anfangs hatte er darauf noch ernsthaft geantwortet. Mit der Zeit kam er dahinter, das war nur so dahingesagt, er gewöhnte sich an, ebenso gedankenlos zu antworten „Gut, und Ihnen?“ – bevor dann das eigentliche Gespräch begann. Schließlich ging ihm das Spiel auf die Nerven, es war wie der stete Tropfen auf die Stirn, der einen mit der Zeit zum Wahnsinn trieb. Er hatte die Floskel schon im Ohr, wenn nur das Telefon klingelte, und wenn es tatsächlich Rosa Guttler war, wappnete er sich dagegen, und doch setzte es ihm immer mehr zu, dieses freundlich-interessierte und doch so dahingesagte und daher nervtötende „Wie geht’s, wie steht’s?“
    An diesem Tag klang es wie: „Machen Sie sich auf was gefasst!“
    Er hatte diesen Moment kommen sehen. Auf dem Weg zu ihrem Geschäft sammelte er Argumente. Die Hochzeitszeitung mochte ursprünglich ihre Idee gewesen sein, aber inzwischen war sie sein Produkt. Anzeigenkunden wie Schmuckgeschäfte, Frisöre, Herrenausstatter, Fotografen oder Blumenläden, die beträchtlich zum Gesamtumsatz beitrugen, hatte sie ihm als Ansprechpartner genannt – aber Konni und er hatten sie als tatsächliche Einnahmequelle akquiriert. Nicht zuletzt hatte er viel eigenes Geld in das kleine gemeinsame Unternehmen investiert: Lothar Sahm hatte unter seinem Namen und auf seine Kosten Radiowerbung für das Angebot der Hochzeitszeitungen geschaltet, und er hatte sich von einer Marketingagentur eine eigene Internet-Homepage erstellen und sie weitläufig verlinken lassen. Tatsächlich hatte ein halbes Dutzend Brautpaare ihn schon online geordert. Das Projekt war fest mit seinem Namen verknüpft. Er würde sich nicht kampflos hinausdrängen lassen.
     
    „Ach, mir tut das alles so leid“, empfing ihn Rosa Guttler geknickt. Sie ließ förmlich die Flügel hängen.
    „Sie haben doch der Frau Czibull nicht etwa schon zugesagt?“
    „Wem?“
    „Sie wissen schon wem.“
    „Der Frau Siebl? Ach, Sie glauben gar nicht, wie ich hin- und hergerissen bin. Heute Morgen war wieder eine Kundin da, die hat mir klipp und klar gesagt, dass sie ihre Hochzeitszeitung lieber von der Rundschau machen lässt, weil das nach mehr aussieht, so als sei eben die echte Tageszeitung bei ihrer Hochzeit dabei gewesen.“
    „Eine einzige Kundin sagt Ihnen das, und schon wollen Sie alles hinschmeißen, was wir aufgebaut haben?“
    „Ich habe auch Umsatzeinbußen, das müssen Sie doch verstehen! Werbung in der Rundschau bringt mir einfach mehr als die Anzeigen in der Hochzeitszeitung, die Sie machen. Es gibt inzwischen Tage, da kommt keine einzige Kundin! Ich weiß gar nicht, ob ich mir das Fräulein Ritter noch länger leisten kann.“
    „Na schön, wenn Sie zur Rundschau überlaufen, dann mache ich eben alleine weiter. Wollen wir doch mal sehen, wer sich durchsetzt.“
    „Ach, mein lieber Junge, wenn das so einfach wäre.“
    „Sie glauben doch nicht, dass die da so viel Herzblut reinstecken wie Konni und ich! Denen geht es bloß um die Werbeeinnahmen. Kaum haben die alle Kunden wieder zu sich rübergezogen, stellen die das Projekt ein, und dann machen Sie wieder wie zuvor ihre Anzeigen in der Rundschau, oder Sie kommen zu mir zurück. Bleiben Sie doch lieber gleich bei mir.“
    Sie schaute ihn mitfühlend an.
    „Wie soll ich
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