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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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wenn die Zeit dazu gekommen war, würde er sich den mal ansehen oder jemanden anheuern, der sich darum kümmerte.
    Holmes & Meyers Funeral Home war nicht die erste Firma, die Scott führte. Oben in Michigan hatte er drei Bestattungsinstitute gemanagt. Auch wenn dies das erste war, das ihm gehörte, machte das keinen großen Unterschied. Er war gut in seinem Job und wusste, wie man dabei Profit machte. Er kannte sich aus darin, Kosten zu senken, Neuerungen einzuführen oder Probleme innovativ zu lösen. Er tat, was nötig war. Dazu gehörte auch, den Namen Holmes & Meyers beizubehalten, auch wenn aus diesen Familien niemand mehr für die Firma arbeitete. Ein guter Ruf war unbezahlbar, vor allem im Bestattungsgeschäft. Ja, sicher, es machte ihn immer noch ein bisschen nervös, dass er nun die alleinige Verantwortung für dieses Unternehmen trug. Nicht zu vergessen der dazugehörige riesige Kredit auf seinen Namen. Aber weil er so erfolgreich war, hatte Joe Black ihn ja schließlich ausgewählt.
    “Sind Sie die Woche über hier?”, wollte Scott wissen.
    “Ich habe am Montag einen weiteren Termin in Destin. Das heißt, wenn der nicht wegen der Wetterlage abgesagt wird. Ich könnte etwas Lagerfläche gebrauchen.”
    “Aber sicher. Bringen Sie morgen vorbei, was immer Sie haben. Ich kann es bestimmt unterbringen. Unsere Verabredung für morgen steht doch noch, oder?”
    “Auf jeden Fall.” Joe schwenkte den Whiskey in seinem Glas und wandte sich zu Scott um, schenkte ihm nun seine volle Aufmerksamkeit. “Also das ist richtig aufregend für Sie, was? Ihr erster MS.”
    “MS?”
    “Mittelloser Spender.”
    “Ah, klar.” Scott lachte und versuchte seine Verlegenheit zu überspielen. Er musste sich mit dem Fachjargon vertraut machen, wenn er cool sein wollte. “Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist.”
    “Wurde schon geliefert?”
    “Ist alles bereit.”
    “Sehr gut.”
    Inzwischen war Joe aber schon wieder abgelenkt. Er beobachtete irgendetwas oder irgendjemanden hinter Scott. Der drehte sich um und sah in dieselbe Richtung. Bevor er sich zurückhalten konnte, entfuhr ihm ein Seufzer.
    “Was ist denn?”, fragte Joe. “Kennen Sie die?”
    Wer Joe gerade abgelenkt hatte, war eine Frau, die als einzige mit vier Männern an einem Tisch saß. Sie schien im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen und brachte alle zum Lachen.
    “Meine Schwägerin.”
    “Tatsächlich?”
    “Vergessen Sie sie. Ich denke nicht, dass sie für unser Team spielt.”
    Joe sah ihn an und hob fragend eine Augenbraue. Aber bevor Scott ihm eine Erklärung liefern konnte, klingelte Joes Handy. Er zog es aus seiner Brusttasche. Ein rasierklingendünnes Viereck in Silber und Rot, das hellrot aufleuchtete, als er es aufklappte.
    “Joe Black hier.”
    Schweigen folgte, als Joe dem Anrufer zuhörte und dabei mit dem Zeigefinger über den Rand seines Glases fuhr. Scott ertappte sich dabei, wie er ihn aus dem Augenwinkel beobachtete. Aber er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er lauschte. Deshalb drehte er sich mit dem Barhocker herum, sodass er direkt zu Liz’ Tisch hinübersehen konnte. Sie würde ihn sowieso nicht bemerken. Das war immer so, niemand bemerkte ihn. Außerdem gehörte ihr Tisch zu dem Restaurant nebenan.
    Noch ein Blick, und Scott sah, dass es sich bei einem der vier Männer um seinen Schwiegervater handelte. Jetzt wünschte er fast, sie würden auf ihn aufmerksam, wie er hier mit diesem Klassetypen saß und teuren Whiskey trank. Da würden die beiden zweifellos einen anderen Eindruck von ihm bekommen. Und es käme ihm auch nicht ungelegen, ihnen Joe vorzustellen. Vielleicht würden sie sogar Trish davon erzählen. Sagen, dass seine Geschäfte ihn lockerer machten. Bekam er das nicht ständig von ihr zu hören? Dass er mehr rausgehen sollte? Stattdessen drehte er Liz und seinem Schwiegervater wieder den Rücken zu. Er tat so, als würde er den Ausblick genießen.
    “Das ist aber ziemlich kurzfristig”, sagte Joe gerade zu dem Anrufer. “Ist schon okay, ich kann das erledigen. Ich mache mir nur Gedanken darüber, welche Unkosten da auf Sie zukommen.”
    Scott unterdrückte ein Grinsen. Was für ein Makler. Er sagte dem Kunden gerade, dass er ihm einen Haufen Geld abknöpfen würde. Dabei ließ er es so klingen, als sei er nur um dessen Wohl besorgt.
    “Ich werde sehen, was ich tun kann. Morgen rufe ich Sie zurück.”
    Kein “Auf Wiederhören”. Kein “Danke” oder “Bis zum nächsten Mal”. Einfach
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