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Knochenhaus (German Edition)

Knochenhaus (German Edition)

Titel: Knochenhaus (German Edition)
Autoren: Elly Griffiths
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Und obwohl sich rasch herausstellte, dass diese Knochen weit über zweitausend Jahre alt waren, wurde Ruth anschließend noch in einen sehr viel aktuelleren Fall verwickelt, die Verschleppung und mutmaßliche Ermordung eines fünfjährigen Mädchens. Seit sie den Fall vor drei Monaten zu Ende gebracht haben, hat Nelson Ruth nicht mehr gesehen.
    Oben auf dem Hügel entdeckt er erst einmal nur noch weitere Hügel. Interessant sind nur die paar Gräben in einiger Entfernung und zwei Gestalten, die einen kurvigen Erdwall entlangkommen: eine dunkelhaarige Frau in weiter dunkler Kleidung und ein hochgewachsener Mann mit erdverschmierter Jeans. Unter Garantie ein Cider-Trinker.
    «Ruth!», ruft Nelson. Er sieht sie lächeln; sie hat ein auffallend hübsches Lächeln, was er ihr natürlich niemals sagen würde.
    «Hallo, Nelson!» Gut sieht sie aus, denkt er, mit ihren strahlenden Augen und den vom Wandern geröteten Wangen. Abgenommen hat sie allerdings nicht, und Nelson stellt fest, dass ihn das eigentlich ziemlich freut.
    «Was machst du denn hier?», fragt Ruth. Sie begrüßen sich nicht mit Küsschen auf die Wange, geben sich nicht einmal die Hand, doch beide strahlen über das ganze Gesicht.
    «Ich war sowieso in der Gegend und hatte mitgekriegt, dass hier eine Ausgrabung ist.»
    «Schaust du etwa neuerdings Time Team ?»
    «War schon immer meine Lieblingssendung.»
    Ruth lächelt zweifelnd und stellt dann ihren Begleiter vor. «Das ist Doktor Max Grey von der Universität Sussex. Er leitet die Ausgrabung hier. Max, das ist Detective Chief Inspector Nelson.»
    Der Typ, Max, mustert ihn überrascht, und Nelson merkt selbst, wie wenig sein Dienstrang zu diesem goldenen Frühlingsabend passen will. Verbrechen geschehen nun mal, auch hier, würde er diesem Max Grey am liebsten ins Gesicht sagen. Aber Akademiker haben es ja grundsätzlich nicht so mit der Polizei.
    Immerhin ringt sich Doktor Grey jetzt ein Lächeln ab. «Dann interessieren Sie sich also für Archäologie, DCI Nelson?»
    «Nur so nebenbei», wiegelt Nelson ab. «Ruth … Doktor Galloway und ich haben vor einiger Zeit bei einem Fall zusammengearbeitet.»
    «Die Sache am Salzmoor?», fragt Max mit großen Augen.
    «Ja», antwortet Ruth knapp. «DCI Nelson hat mich hinzugezogen, nachdem er Knochen im Moor gefunden hatte.»
    «Dabei waren die aus der gottverdammten Steinzeit», brummt Nelson.
    «Eisenzeit», verbessert Ruth automatisch. «Übrigens, Nelson, Max hat heute auch menschliche Knochen gefunden.»
    «Aus der Eisenzeit?», fragt Nelson.
    «Wir vermuten eher, dass sie römisch sind. Anscheinend wurden sie unter einer Hauswand vergraben. Komm, ich zeig’s dir.» Ruth geht den beiden Männern voraus den Hang hinunter, auf die Grabungsstätte zu, und jetzt bemerkt Nelson, dass es ringsum von solchen seltsamen Wällen und Hügeln nur so wimmelt. Manche sind kreisförmig angeordnet, andere stehen vereinzelt da wie große Maulwurfshügel.
    «Was sind denn das für Hubbel?», fragt er Max Grey.
    «Vermutlich Mauern.» Max hat dieses Strahlen im Gesicht, das man bei Archäologen immer sieht, bevor sie zu einem todlangweiligen Vortrag ansetzen. «Wir glauben nämlich, dass hier einmal eine komplette Siedlung war, schließlich sind wir ja ganz in der Nähe der alten Römerstraße. Von außen sieht man allerdings nur braune Linien im Gras, Bewuchsmerkmale und so etwas.»
    Nelson dreht sich um und mustert den sanft geschwungenen Wall hinter ihnen. Den kann er sich gerade noch als Mauer vorstellen, aber alles andere sieht einfach nur nach Gras aus.
    «Und die Leiche liegt unter einer Hauswand, sagen Sie?»
    «Ja. Wir hatten gerade einen Probegraben ausgehoben, und da war sie plötzlich. Sieht aus, als handelte es sich um die Außenwand einer Villa, die vermutlich gar nicht mal so klein gewesen ist.»
    «Komischer Ort für einen Knochenfund», bemerkt Nelson. «Unter einer Wand?»
    «Vielleicht ist es ja ein Fundamentopfer», sagt Max.
    «Und was soll das sein?»
    «Die Kelten und mitunter auch noch die Römer haben Tote unter Wänden und Türschwellen beigesetzt, als Opfergaben an die Götter Janus und Terminus.»
    «Terminus?»
    «Der Gott der Grenzen.»
    «Zu dem bete ich auch immer, wenn ich am Flughafen bin. Und wer war der andere?»
    «Janus, der Gott der Türen und Tore.»
    «Dann haben die also Menschen umgebracht und deren Leichen unter ihre Häuser gelegt? Ganz schön extravagante Glücksbringer.»
    «Wir können nicht genau sagen, ob sie absichtlich
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