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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Robert Masello
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Für alle Fälle hatte er etwas Plastiksprengstoff eingepackt.
    »Halt fünfzig Meter vorher an«, sagte Greer zu Sadowski und fügte hinzu: »Du bleibst im Wagen, mit laufendem Motor.«
    Der Humvee kam langsam auf der sandigen Straße zum Stehen, und Hasan sprach ein stilles Gebet. Niemand, den er kannte, hatte jemals die Mauern des Palasts der al-Kallis überwunden. Niemand, den er kannte, hatte es je gewollt. Seit Generationen hatten die Mütter in dieser Gegend ihren ungezogenen Kindern damit gedroht, dass sie, wenn sie sich nicht benähmen, an die al-Kallis verkauft würden. Und wann immer Menschen verschwanden, machten geheimnisvolle Andeutungen die Runde, dass sie sich zu nah an den Palast gewagt hätten.
    In manchen Nächten, wenn der Wind richtig stand, behaupteten die Dorfbewohner, seltsame und wilde Schreie zu hören.
    Während Sadowski im Geländewagen sitzen blieb, stiegen die anderen aus.
    »Bisher sieht’s so aus, als sei niemand zu Hause«, verkündete Greer, als er sich mit der Beretta in der Hand dem Tor näherte. Donlan blieb ein paar Schritte hinter Hasan. Der hatte nichts, um sich zu schützen, bis auf den Koran, den er mit den gefesselten Händen umklammerte, als hinge sein Leben davon ab.
    Greer trat zum Tor, das ebenfalls mindestens sechs Meter hoch war. Es war schwergängig, weil man es lange nicht benutzt hatte und die Angeln voller Sand waren, doch es war nicht abgeschlossen. Greer gelang es sogar, den einen Flügel ein Stückchen zurückzuschieben. Wenn sie jetzt noch so gut funktionierten, mussten sie seinerzeit äußerst präzise angefertigt worden sein. Das Tor war mit kunstvoll verschnörkeltem Metall verziert, das aussah wie ein Schriftzug. Er drehte sich zu Hasan um.
    »Bedeutet das irgendwas?«
    Hasan nickte.
    »Und?«
    Hasan überlegte, wie er das richtig übersetzen sollte. Es war ein altertümlicher Vers, von dem er einige Zeilen selbst nicht vollkommen verstand. Aber der Sinn der Worte war eindeutig. »Es ist ein Willkommensgruß – und eine Warnung.«
    »Das höre ich ständig, seit ich hier bin«, sagte Donlan.
    »Sag mir einfach, was da steht«, sagte Greer.
    »Es heißt: ›Willkommen ist der Reisende mit gutem …‹« Er kam nicht auf das Wort. Er hatte Englisch in der Schule gelernt, und einmal hatte er sogar einen Sommer bei einem Onkel in Miami verbracht, aber jetzt fand er nicht die richtige Entsprechung.
    »Weiter.«
    »›Dieser Reisende möge die Nacht in diesen Mauern verbringen. Aber jener Reisende, der kein so … gutes Herz hat, wird bedauern, dass seine Mutter ihm jemals Milch gegeben hat.‹«
    »Nicht gerade ›mi casa es su casa‹ «, stellte Greer fest, ehe er durch die Öffnung zwischen den beiden Torflügeln schlüpfte.
    Hasan blickte zu den fetten Krähen über dem Tor auf. Ihre Flügel zuckten, und der heiße Wüstenwind trug ihr heiseres Krächzen zu ihm herunter. Wie war er nur an diesen Ort geraten, mit diesen Männern? Eines Abends waren überall in seinem Dorf Bomben niedergegangen. Er war auf dem Fußballplatz gewesen und losgerannt, doch als er sein Haus endlich erreicht hatte, war davon nichts als ein Haufen wabernden Staubs und zerbrochener Ziegel übrig gewesen. Seine Frau und seine Kinder lagen darunter. Und dann hatte man ihn verhaftet. Weswegen? Weil er nicht gestorben war?
    Er spürte, wie sich der Gewehrlauf in seinen Rücken bohrte. »Komm schon, Hasan«, sagte Donlan. »Vielleicht kannst du dich noch mal nützlich machen.«
    Greer führte sie an, als sie das Palastgelände betraten. Zuerst gingen sie durch einen Tunnel, der groß genug war, dass ein LKW hindurchfahren konnte. Am Ende stießen sie auf ein weiteres Eisentor mit scharfen Spitzen oben, hoch über ihren Köpfen. Um sie herum hallten ihre Schritte wider.
    »Jo-de-lai-didu«, sang Lopez leise, und Greer wirbelte herum. Seine Waffe zielte genau auf Lopez’ Kopf.
    »Lass den Scheiß !«, flüsterte er wütend.
    Kleinlaut blieb Lopez stehen, die Waffe zielte immer noch auf seine Stirn. Er hatte doch nur einen Witz gemacht, wollte die Stimmung etwas auflockern. Das machte er doch immer.
    »Hast du den Verstand verloren, Lopez?«
    »Sorry, Captain.« Er hielt den Blick gesenkt, denn er wusste, dass Greer recht hatte. Man hatte ihm schon öfter gesagt, dass sein loses Mundwerk ihn noch einmal das Leben kosten würde. »Wird nicht wieder vorkommen.«
    »Nächstes Mal schieße ich gleich.«
    Greer drehte sich wieder um, und einer nach dem anderen trat aus dem Tunnel auf einen
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