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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren
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heiraten lassen und zusehen sollen, wie sie dir mit sämtlichen Platzhirschen Londons Hörner aufsetzt. Sind wir jetzt fertig?“
    Damien zuckte mit den Schultern.
    „Gut.“ Mit einer blitzschnellen Bewegung donnerte Lu- cien die schwarze Kugel gegen die anderen Kugeln, dass sie auseinander stoben und wild auf dem Tisch umherrollten. Er machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte zur Tür.
    Wie passend, dass sich mein Leben so entwickelt hat, dachte er bitter. Während der letzten zweieinhalb Jahre hat- te er allein gearbeitet, wie ein Chamäleon die Identität ge- wechselt, sobald es sein Auftrag erforderlich machte, war wie ein Schatten durch das Leben anderer Menschen gegeis- tert, ohne je wirklich teilzuhaben. Und nun kannte ihn nicht einmal mehr sein Zwillingsbruder – kannte ihn nicht und wollte ihn auch nicht kennen, denn er war ein Spion, ein Be- trüger, ein Mann ohne Ehre. Ein Mann, der den Ehrenkodex eines Gentleman kannte und ignorierte. Selbsthass überkam ihn – und Verzweiflung. Wenn Damien sich nichts mehr aus

ihm machte, wer sollte es sonst tun? Niemand, erkannte er bedrückt. Er war vollkommen allein.
    „Noch etwas!“ rief Damien ihm nach.
    Hochmütig wandte Lucien sich um. „Ja?“
    Damien reckte das Kinn. „Ich habe merkwürdige Gerüch- te über dich gehört. Bizarre Dinge.“
    „Was denn?“
    „Die Leute behaupten, dass du die Geheimgesellschaft un- seres Vaters wieder aufleben lässt. Man redet von ... laster- haften Ausschweifungen auf Revell Court. Seltsamen Ri- ten.“
    „Was du nicht sagst!“
    Damien schaute ihn forschend an. „Die meisten scheinen zu glauben, dass du einfach wüste Partys feierst, aber ein paar munkeln auch, dass du irgendeinem ... heidnischen Kult anhängst, so wie der alte Hellfire Club.“
    „Wie interessant“, murmelte er.
    „Stimmt es?“
    Lucien warf ihm nur ein dunkles Lächeln zu, wandte sich dann ab und verließ den Raum.
    Die Morgensonne ließ die Landschaft von Hampshire in herbstlichem Gold erstrahlen und strömte durch die Terras- sentüren in den behaglichen Salon von Glenwood Park. Mit leichtem Stirnrunzeln pickte sich Alice Montague einen Brö- sel von Harrys Frühstücksbrötchen aus dem Haar und sang dem kleinen Jungen, den sie im Arm wiegte, weiter leise vor. Immer wieder sah sie ungeduldig aus dem Fenster, da sie Ca- ros Kutsche jeden Augenblick erwartete. Zumindest hoffte sie es.
    Die ganze Woche war Harry ungewöhnlich quengelig und müde gewesen. Gestern war er auf dem Boden eingeschlafen, den Daumen im Mund, während Alice hochkonzentriert ei- nen Anzug für Mr. Wembley genäht hatte, Harrys hölzerne Puppe. Und diesen Morgen hatten sich die düsteren Prophe- zeiungen der alten Kinderfrau schließlich bewahrheitet: Der kleine Lord Glenwood saß zornig brüllend im Bett, von oben bis unten mit Windpocken bedeckt.
    Nachdem er seit dem Frühstück pausenlos geweint und ge- kratzt hatte, war er endlich total erschöpft auf Alices Arm eingeschlafen.

„Mama“, wimmerte er vor sich hin, wie schon den ganzen Morgen.
    „Bald, mein Liebling“, flüsterte sie. „Sie ist schon unter- wegs.“ Sanft drückte sie ihn an sich und ignorierte dabei ih- re Kreuzschmerzen. Mit drei war er schon viel zu groß, um noch herumgetragen zu werden, doch wenn er krank war, wurde er wieder zum kleinen Baby, und Alice brachte es nicht über sich, ihn leiden zu lassen.
    „Schau!“ sagte Harry plötzlich und deutete über ihre Schulter zum Fenster.
    „Was denn?“
    „Mama!“
    „Wirklich?“ Alice schob ihn auf die Hüfte und trat ans Fenster.
    Aufgeregt deutete Harry nach draußen und begann dann zum ersten Mal an diesem Tag strahlend zu lächeln. Für Ali- ce war es wie ein Sonnenstrahl zwischen düsteren Wolken. Liebevoll schaute sie in seine himmelblauen Augen. Wenn Harry lächelte, sah er ihrem Bruder Phillip so ähnlich, dass ihr die Tränen kamen.
    „Mama! Mama!“ rief er und begann wild zu strampeln.
    „Hab ich dir nicht gesagt, dass sie kommt?“ tadelte sie sanft, um ihre Erleichterung zu verbergen – die Baronin war nicht besonders verlässlich. Caro kam und ging, wie es ihr gerade einfiel; allerdings hatte Alice ihr vor drei Tagen ge- schrieben, dass ihr Sohn sich wohl irgendetwas eingefangen hatte.
    „Will raus!“ Harry wand sich aus ihrem Griff und stürmte aus dem Raum, so rasch ihn seine kleinen Beine tragen konn- ten. „Mama! Mama!“
    Einen Augenblick lauschte Alice auf das Geschrei ihres Neffen und die energischen Worte der
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