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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)
Autoren: Jutta Profijt
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Paulina Pleve zu tun? Und was mit …«
    Weiz blickte zu Birgit, fasste sie grob unter den Armen und stemmte sie hoch. Dann drängte er sie ins Wohnzimmer.
    »Das war keine gute Idee, Lila.«
    »Was?« Die Stimme der Platine zitterte.
    »Gerade jetzt hierherzukommen. Und dann auch noch mit einer Fremden.«
    Lila begann zu weinen.
    Birgit knickte in der Hüfte ein und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. »Tut mir leid, Leute, aber ich muss mich setzen«, presste sie hervor.
    Weiz schob sie auf ein Sofa und drückte seine Tochter neben Birgit in die Kissen. Dann fuhr er sich mit beiden Händen durchs Gesicht. »Wer weiß, dass ihr hier seid? Los, raus mit der Sprache!«
    Ich schaltete mich zurück zu Martin, der endlich bei seiner Ente angekommen war und umständlich mit dem Schlüssel hantierte.
    »Lass die Ente stehen und nimm dir ein Taxi. Jetzt. Sofort«, befahl ich ihm.
    Er gehorchte. Ging auf den Taxistand vor dem Gerichtsgebäude zu und setzte sich in die erste Karre in der Reihe.
    »Expresszustellung«, sagte ich. »Zwanzig Euro Trinkgeld, wenn ihr innerhalb von fünf Minuten da seid.«
    Martin wiederholte brav die Anweisung, der Fahrer handelte ihn auf den Zwanni plus die Übernahme eventueller Bußgelder hoch, ich nannte die Adresse und schon schoss der Wagen los.
    Ich hatte keine Ahnung, was Lila und Birgit bei Weiz blühte. War Weiz gewalttätig? Würde er seine eigene Tochter und eine fremde, junge Frau als Geiseln nehmen, um … Ja, um was? Um allein abzuhauen? Ohne seine Tochter? Oder würde er Birgit als Geisel halten, um gemeinsam mit seiner Tochter die Biege zu machen? Oder war er verzweifelt und plante einen Selbstmord, bei dem er möglichst viele Menschen mit sich nehmen würde? Oder hatte er eigentlich mit der ganzen Sache nichts zu tun, außer der Tatsache, dass seine Pillen irgendwo auf dem Handelsweg durch Fälschungen ersetzt worden waren? Aber was war dann mit Paulina geschehen? Und wer hatte Sahne umgebracht? Und was hatte Yuri von Krämpel gewollt … Ich kam einfach auf keine Lösung.
    Hatte eigentlich irgendjemand einen Durchblick, was hier lief? Ich nicht, so viel war sicher. Martin und Jenny auch nicht. Aber vielleicht gab es jemanden, der den Zusammenhängen inzwischen auf der Spur war, weil die Sache einen seiner Angestellten betraf. Und weil er neugierig war. Und weil er freundschaftliche Beziehungen zu Birgit und, wenn ich mich nicht allzu sehr getäuscht hatte, zu Katrin unterhielt. Wir brauchten jede Hilfe, die wir bekommen konnten. Vielleicht traute ich ihm zu viel zu und er konnte oder wollte uns nicht helfen, aber dadurch würde sich unsere Situation nicht verschlechtern.
    »Ruf Karpi an«, verlangte ich und nannte Martin die Nummer, die Karpi Birgit in dem Rätsel aufgegeben hatte.
    Martin weigerte sich.
    »Er ist unsere letzte Chance«, sagte ich. »Los, ruf an.«
    »Er hat uns aber sehr unfreundlich rausgeschmissen«, fing Martin an zu lamentieren.
    Ich musste erst mal überlegen, was Martin meinte, dann fiel mir ein, dass er von seinem ersten und bisher einzigen Zusammentreffen mit Karpi sprach, das inzwischen knapp zwei Wochen her war. Mein Gott, wenn der wüsste, dass Karpi nicht nur ein waschechter Gangster war, sondern Birgit inzwischen auch seine beste Freundin …
    »Wie bitte?«, entfuhr es Martin laut.
    »Häh?«, fragte der Taxifahrer.
    »Was hast du mit Birgit gemacht?«, fragte Martin mich zwar mit hysterischem Unterton, aber auf unsere übliche, geräuschlose Kommunikationsart.
    »Ich habe sie vor dem Tod durch Langeweile bewahrt«, erklärte ich. »Und jetzt ruf Karpi an.«
    »Er weiß doch gar nicht, wer ich bin, wenn ich ihn anrufe. Immerhin haben wir uns erst einmal gesehen und da hat hauptsächlich Birgit gesprochen«, wandte er ein.
    »Melde dich mit ›Schlafanzug‹, dann weiß er Bescheid.«
    Martin schnappte nach Luft, zierte sich noch zwei oder drei Sekunden, gab seinen Widerstand aber auf, als ich ihn mit der größten mentalen Lautstärke anbrüllte, die ich zustande brachte.
    Martin stammelte Karpi den Text ins Ohr, den ich ihm vorgab. Als er fertig war, trennte Karpi die Verbindung wortlos.
    »Siehst du, es interessiert diesen Gangster nicht die Bohne …«, jammerte Martin, während er sich mit beiden Händen festkrallte, um nicht durch den Wagen geschleudert zu werden. Der Fahrer hatte entweder Rallyeerfahrung oder eine Ausbildung als Stuntman. Die Bußgelder würden astronomisch werden.

EINUNDDREISSIG
    »Was läuft hier
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