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Kleine Frivolitäten

Kleine Frivolitäten

Titel: Kleine Frivolitäten
Autoren: Kim Clark
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nahe...
    Ein hässlicher Ton durchschnitt die Stille des Südseeparadieses. Lisa fuhr hoch, blinzelte in die fahle Helligkeit. Dann fiel ihr Blick auf den schlafenden Mann an ihrer Seite.
    Das Geräusch ertönte erneut, diesmal mit nervtötender Beharrlichkeit. Lisa blinzelte verwirrt, dann wurde ihr klar, woher das Geräusch stammte: Ihr Telefon läutete!
    Mit einem Schlag war Lisa hellwach. Ihr Blick flog zur Uhr. Halb elf, um Himmels Willen! Sie hatte ihre eigene Hochzeit verschlafen! Mit einem Satz war sie am Telefon und riss den Hörer ans Ohr.
    "Lisa!" Marthas Stimme zitterte vor Wut. "Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wir stehen uns hier vorm Standesamt die Beine in den Bauch. Und du, wo steckst du?"
    "Oh!", mehr brachte Lisa nicht heraus. Ihr Herz klopfte so wild, dass sie das Pochen im Hals spürte. Was sollte sie bloß tun, was sagen, wie erklären...?
    Eine Hand legte sich über ihre Finger und entwand ihr mit sanftem Nachdruck den Hörer.
    "Frau Gruber?" In Marks Stimme schwang hörbar Spott mit. "Es tut mir Leid, dass wir verschlafen haben. Aber keine Sorge, ich kümmere mich um einen neuen Termin." Während er sprach, schnitt er eine Grimasse in Lisas Richtung. "Nein, nein, keine Angst, Sie werden keine Scherereien haben. Ich übernehme alles. Die Kosten für das Standesamt, für das Essen und auch die Braut. Sagen Sie Clemens einen schönen Gruß. Lisas sexuelle Aktivität hätte ihn umgebracht."
    Marthas wütendes Gezeter, das aus der Muschel quakte, verstummte, als Mark den Hörer auflegte. Mit einem Lächeln drehte er sich zu Lisa um, die ihn fassungslos anstarrte.
    "Und, habe ich nicht recht?", erkundigte er sich im Ton reinster Unschuld. "Eine derart temperamentvolle Frau wie du hätte Clemens' verzärtelte Konstitution nicht lange ausgehalten."
    Lisa nickte stumm. Was und vor allem wie hätte sie auch etwas dazu sagen können? Marks Lippen verschlossen ihr ja den Mund.

Die Enkelin
    Robert Binford betrachtete die Papiere in seinen Händen. Der Anblick der Buchstaben und Zahlen löste ein so heftiges Gefühl des Triumphes und der Siegesfreude in ihm aus, dass er eine Erektion bekam. Ja, Robert Binford empfand diesen Coup, den er da gelandet hatte, wie die Eroberung einer schönen Frau, die ihm nun hilf- und wehrlos ausgeliefert war und mit der tun und lassen konnte, was ihm gefiel.
    Aber es war nicht nur eine Eroberung, nein, es war eine Inbesitznahme und die völlige Zerstörung des Gegners. Nicht der physischen, nein, so weit ging Robert nicht. Brauchte er auch nicht, denn Walther Behrens war ein seniler Greis, für den es höchste Zeit war, sich endlich zur Ruhe zu setzen. Robert gab ihm noch höchstens drei Jahre, dann würde der alte Zausel den Löffel abgeben. Es wäre schade, wenn sein Erbe dann unter den Erben zerfleddert wurde.
    Robert lächelte, während er mit dem Zeigefinger zärtlich über die Papiere strich. Mit einem geschickten Winkelzug hatte er sich die Fabrik des alten Knackers einverleibt. Aber sie war eine unwichtige Beigabe, Ballast, der nur Kosten verursachte. Robert würde sie schnellstens schließen und die paar Hansel entlassen, die dort arbeiteten. Nein, das eigentliche Sahnestück, waren die Rezepte des alten Zwickels, für die die größten Gewürzmühlen der Welt bereits Unsummen geboten hatten. Mit diesen Rezepten würde Robert traumhafte Gewinne machen. Von nun an musste er sich vor keinem Konkurrenten mehr fürchten – mit den Rezepten im Safe war er absolut konkurrenzlos.
    Für einen flüchtigen Augenblick dachte er an Behrens' Familie. Der Alte hatte eine Enkelin, ein hübsches, etwas undurchsichtiges Mädchen, hieß es. Eigentlich hätte sie die Fabrik und die Rezepte erben sollen. Pech gehabt, Kleine. Jetzt mach ich die dicke Kohle!
    Lächelnd schob Robert die Papiere in den Umschlag zurück und legte ihn dort in den Safe. Ein gutes altes Stück, aus den Zeiten, als man noch Wertarbeit herstellte. Er schloss die Tür, stellte die Kombination ein, hängte das Gemälde – Van Gogh, Ein Sommermittag im Park – wieder davor und verließ den Raum.
    "Passt auf!", befahl er den beiden Dobermännern, die im Flur auf einer Decke lagen. Dann stieg er die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinauf.
    Linda fürchtete sich nicht. Hunde mochten sie. Vielleicht lag es an ihrer Haltung, die Autorität ausdrückte, in der die Tiere die Leitwölfin erkannten. Selbst die bissigsten, blutrünstigsten Bestien kamen angelaufen und leckten ihr die Hände, um ihre
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