Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Titel: Klara Fall, der Lakritzräuber und ich
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
schließlich nichts dafür, dass ich seit dem Umzug total mies drauf war.
    Klaras Augen blitzten. „Wenn du’s genau wissen willst: Es geht um einen Überfall. Einen richtigen Überfall!“
    Etwas in ihrer Stimme ließ mich aufhorchen. Ich beugte mich vor. „Echt jetzt?“
    Sie nickte, um danach demonstrativ zu schweigen.
    Obwohl ich mich nicht gerade für einen Mädchenversteher halte, ahnte ich, worauf sie wartete. „Entschuldige!“, sagte ich also. „Komm, erzähl schon! Bitte!“
    Klara holte tief Luft. „Na gut. Vor Kurzem ist eine Tankstelle überfallen worden, nicht weit von hier. Der Täter hat eine ganze Menge Geld erbeutet. Aber nicht nur das: Er hat auch Süßkram mitgenommen, vor allem Lakritzbonbons. Anscheinend den ganzen Bestand!“
    „Ist ja irre“, staunte ich. „Die hätte er sich doch auch kaufen können, mit dem Geld, das er erbeutet hat.“
    Klara nickte. „Ja klar, aber ich denke, das war spontan. Der Typ steht wahrscheinlich total auf Lakritze. Und als er die Bonbons da liegen sah, hat er sie sich geschnappt. So eine Art Reflex, verstehst du?“
    Ich nickte. „Und was ist mit dem Tankstellenpächter? Konnte der den Täter beschreiben?“
    Klara zuckte mit den Achseln. „Der Typ trug wohl so eine Mütze, die nur die Augen frei lässt. Und so viele Klamotten übereinander, dass der Tankwart später nicht mal sagen konnte, ob der Täter dick oder dünn war.“
    „Verstehe“, murmelte ich. Dabei verstand ich immer noch nicht, was Klara mit der ganzen Geschichte zu tun hatte. Aber bevor ich sie danach fragen konnte, wurde ich unsanft zu Boden gerissen.
    „Runter!“, zischte sie und machte sich platt wie eine Flunder. „Er kommt!“
    „ Wer kommt?“, zischte ich zurück.
    „Mann!“ Sie rollte mit den Augen. „Der Lakritzräuber natürlich! Still jetzt!“
    Während wir uns atemlos an den Boden pressten, schielte ich Richtung Gehweg. Und dann sah ich ihn: kurzes Haar, Baseball-Kappe, mittelgroß, mittelalt, mittelblond. Himmel, der Typ sah aus wie die Hälfte der Menschheit! Total harmlos! Jetzt griff er in die Tasche, zog ein Bonbon heraus und steckte es sich in den Mund. Das Papier warf er achtlos weg.
    „Hast du gesehen?“, flüsterte Klara fast unhörbar. Ihre Stimme bebte vor Aufregung.
    Du meine Güte, machte etwa allein die Tatsache, dass dieser Typ Bonbons aß, möglicherweise sogar Lakritzbonbons (hohoho …!), ihn schon verdächtig? Langsam wurde mir die ganze Aktion echt zu albern. Aber gerade, als ich aufhören wollte, meine ohnehin schon ramponierte Nase im Gras platt zu drücken, kam ein zotteliges braunes Etwas auf uns zugestürmt und hopste mir laut bellend auf den Rücken. Hilfe! Kaum hatte ich es geschafft, mich umzudrehen, um das aufdringliche Zotteltier abzuwehren, begann es, mir fröhlich die Nase zu lecken.

    „Poldi!“, rief der Mann mit der Baseballkappe verärgert. „Poldi, komm her! Sofort!“
    Erst jetzt kapierte ich, dass das aufdringliche Untier zu Klaras vermeintlichem Lakritzräuber gehörte. Da Zottelpoldi jedoch nicht geneigt schien, seine Liebesbekundungen mir gegenüber einzustellen, blieb dem Typ nichts anderes übrig, als seinen Vierbeiner bei uns abzuholen.

    Während er Poldi an die Leine nahm und den Hund wegzerrte, blieb sein Blick an Klaras Fernglas hängen. Anscheinend hatte Klara dies auch bemerkt, denn sie flötete sofort zuckersüß: „Mit dem Fernglas suchen wir vierblättrige Kleeblätter, wissen Sie?“ Sie strahlte den Typen treuherzig an. „Die bringen nämlich Glück!“
    „Ja, ja, tschüss und … äh … ’tschuldigung“, murmelte der und zog seinen widerstrebenden Vierbeiner eilig davon.
    „Puuuuh“, Klara stieß hörbar die Luft aus, „das war knapp! Wenn der mitgekriegt hätte, dass ich ihn beobachte …“
    „Was machst du überhaupt hier?“, fragte ich. „Ich meine, wieso glaubst du, dass ausgerechnet dieser Typ die Tankstelle überfallen hat?“
    „Warte mal!“ Klara sprang auf, spurtete zum Gehweg und klaubte etwas vom Boden. „Hier, das hat er eben fallen lassen: Papier von einem Lakritzbonbon! Exakt die Sorte, die gestohlen wurde! Hab ich in unserem ‚Wochenblatt‘ gelesen.“
    „Ja, und?“ Ich schüttelte den Kopf. „Mensch, dass der Mann Lakritze mag, macht ihn doch nicht gleich zum Täter!“
    Klara tippte sich an die Stirn. „Hältst du mich für blöd? Das weiß ich selber! Aber ich hab noch viel mehr beobachtet: Der Typ wohnt ja schon länger hier. Und bisher hatte er nie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher