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Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Titel: Klara Fall, der Lakritzräuber und ich
Autoren: Ravensburger
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dein Kopf und das Blut spritzt raus wie bei einem Zombie?“ Das Mädchen schüttelte kichernd den Kopf. „Sag mal, bist du immer so?“
    „Nee“, sagte ich. „Nur wenn ich Weißwürste in der Nase habe.“
    Erst jetzt fiel mir das Schild auf, das sie bei sich hatte. Ich versuchte, die Aufschrift zu entziffern.

    Oh Mann, war der Krauskopf etwa auf dem Weg zu irgendeiner schrägen Tierschutz-Demo?
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich herausfordernd an. „Bevor du jetzt doof fragst: Klara Fall, so heiße ich.“
    „Nee, oder?“ Ich prustete los, soweit das mit den Weißwürsten in der Nase möglich war. „Das ist doch kein Name!“
    Ihre Augen blitzten. „Doch! Meiner!“
    Ich hörte abrupt auf zu lachen. „Wirklich?“
    Sie nickte. „War die Idee meiner Mutter. Sie fand das lustig.“
    „Ist es ja auch“, sagte ich.
    „Nicht für mich. Weißt du, wie sie einen Jungen genannt hätten?“ Sie wartete einen Moment. „Ernst!“
    Ich muss zugeben: Es dauerte etwas, bis ich es geschnallt hatte. „Ernst Fall? – Ernstfall!“ Ich prustete schon wieder. „Oh Mann, gut, dass du ein Mädchen geworden bist!“
    „Und du?“
    „Was? Ich?“
    Sie verdrehte die Augen, als hätte sie einen Vollidioten vor sich. „Wie heißt du? “
    „Jannis“, sagte ich. „Ich wohne da oben“, ich deutete auf die zweite Etage des Nebenhauses, „seit gestern.“
    Bevor sie irgendeine Frage stellen konnte, die ich nicht beantworten wollte, zeigte ich auf das Schild. „Und was willst du damit?“
    „Arbeiten“, erklärte Klara. „Ich hab so eine Art Detektivbüro.“
    „Detektivbüro?“, echote ich. „Und da löst du so richtige … äh … Fälle?“
    Klara nickte und sah mich abwartend an.
    Ich zögerte. „Also, äh … du hast ‚Fälle‘ falsch geschrieben, mit e statt mit ä.“
    „Stimmt.“ Sie nickte wieder und kicherte. „Das ist mein Trick.“
    „Trick?“
    „So komme ich an meine Aufträge. Die meisten Leute tun nämlich nichts lieber, als andere auf ihre Fehler aufmerksam zu machen“, erklärte sie. „So wie du eben.“
    „Na, hör mal!“, protestierte ich schwach.
    Aber sie redete schon weiter: „Na ja, dann quassele ich ein bisschen mit den Leuten und irgendwann fällt ihnen ein, dass sie einen Handschuh vermissen, der noch auf dem Spielplatz liegen könnte, oder ein Kuscheltier. Oder ihre Katze ist wieder mal weggelaufen. Na, so was eben. Und – schwups! – habe ich einen neuen Auftrag in der Tasche.“ Sie klopfte stolz auf ihr Schild.
    Ich starrte sie ungläubig an. „Und das funktioniert?“
    „Und wie!“, behauptete sie. „Vor Weihnachten kann ich mich vor Aufträgen gar nicht retten! Da ermittle ich quasi rund um die Uhr!“
    „Wie? Du ‚ermittelst‘ richtig? Wie die Polizei?“
    Sie errötete. „Na ja, so ähnlich. Also genau genommen ermittele ich, wo die Leute ihren Weihnachtsschmuck verstaut haben. Den finden die meisten nämlich nicht mehr. Und kurz vor Heiligabend geht die große Wühlerei auf dem Dachboden und im Keller los. Und der Familienkrach!“
    Jetzt kapierte ich. „Und da kommst du ins Spiel. Du … ermittelst, wo das Zeug steckt …“
    „Genau!“ Klara tippte sich auf die Nase. „Inzwischen erschnüffele ich Goldengel und Lametta auf zehn Meter! Erfahrung eben …“
    „Hm, verstehe.“ Ich nickte.
    Für mich war der Fall klar: Diese Klara Fall hatte einen Knall! Und was für einen! Ob man so wurde, wenn man länger hier in der Siedlung hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen lebte?
    Besser nicht drüber nachdenken.

2
    Mamas Augen wurden groß wie Teetassen, als ich mit den blutigen Weißwürsten in der Nase und ebenso verschmierten Händen in die Wohnung zurückkam. Erschrocken zog sie mich ins Badezimmer. „Jannis! Um Himmels willen! Hast du dich etwa geprügelt?“
    Ich überlegte eine Sekunde lang, ob ich behaupten sollte, mir hätten die „netten Kinder aus der Nachbarschaft“ bei meinem Versuch, mit ihnen Freundschaft zu schließen, wenig nett auf die Nase gehauen. Mamas Drängelei, mich mit OskarBenniSamRamon zu verbrüdern, hätte sich damit vermutlich schlagartig erledigt. Andererseits war es Mama glatt zuzutrauen, dass sie danach schnurstracks zu den Knallnasen hinmarschierte, um sie mit ewigem Höllenfeuer zu bedrohen. Und die unfähigen Erzeuger von OskarBenniSamRamon gleich mit. Das könnte heikel werden und dazu führen, dass ich den Rest meines Lebens in einer Art Zeugenschutzprogramm bei Papa
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