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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Autoren: Evelyn Boyd
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Nachmittag unternehmen wollte. Auf Schwimmen und Boot fahren war mir erst einmal gründlich die Lust vergangen. Ich konnte mich mit einem Buch in den Garten legen. Doch kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, hörte ich seine Stimme in meiner Erinnerung: ›…dich sonnen, oder was Mädchen sonst so machen.‹
    »Pah!«
    Nachmittags beschloss ich einen Spaziergang zu unternehmen und so überquerte ich die alte Holzbrücke vor dem Haus, um in den dichten Wald hineinzulaufen. Die Luft roch würzig nach Kiefernnadeln. Die Birkenblätter verfärbten sich bereits gelb. Hinter den Bäumen war das Blau des Fängen deutlich zu sehen. Im Wald war es merklich kühler. Überall am Boden wuchsen dicke Moospolster und Blaubeerbüsche. An einigen hingen sogar noch Beeren. Doch es war fast zu spät im Jahr fürs Blaubeersammeln. Die ersten Pilze sprossen aus dem Boden. Ich machte ein paar Fotos von riesigen Fliegenpilzen und Spinnennetzen mit Tautropfen und versuchte das Sonnenlicht, das zwischen den Kiefern hindurch schien, mit der Kamera einzufangen. Je tiefer ich in den Wald kam, umso märchenhafter wurde die Stimmung. Es verwunderte mich nicht, dass die Schweden an Trolle und Kobolde glaubten. In diesen Wäldern würde man die Existenz der Waldgeister niemals bezweifeln. Während ich weiter lief, bemerkte ich, dass ich unbewusst den Waldweg zur Halbinsel eingeschlagen hatte. Was wollte ich dort? Hoffte ich, den Fremden wieder zu treffen? Wenn, dann nur, um ein paar Antworten zu erhalten! Jawohl, er war mir Antworten schuldig, dachte ich mir grimmig. Vor allem wollte ich wissen, wer er war und was er sich einbildete, so mit mir zu reden. Während ich mich in Gedanken noch mit dem Unbekannten beschäftigte, nahm ich aus den Augenwinkeln eine Gestalt war. Da war eindeutig ein Mensch, der nun schnell hinter einem riesigen Ameisenhügel verschwand. So viele Leute konnte es hier ja nicht geben. Ich war mir beinahe sicher, dass es der Junge vom Vormittag war. Beobachtete er mich etwa heimlich? Sofort war ich wieder verärgert. Ich würde ihm meine Meinung sagen! Der sollte mich kennenlernen!
    Ich straffte die Schultern, verließ den Waldweg und lief auf den Ameisenhügel zu. Doch dahinter war niemand.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, zischte ich. Dann bemerkte ich eine Bewegung hinter einem Gebüsch. »Na, warte«, murmelte ich.
    Ich lief weiter und zwängte mich durch die Zweige. Dort wand sich ein schmaler Trampelpfad zwischen dem dichten Unterholz hindurch. Diesen Pfad kannte ich noch nicht. Dabei war ich sicher, dass Ben und ich damals alle Waldwege im Umkreis des Sommerhauses erkundet hatten.
    »Gut, du willst spielen. Das kannst du haben«, sagte ich laut in den Wald hinein. Dann lief ich den Pfad entlang. Der Weg war beschwerlich. Die Zweige der Bäume streiften mehrfach mein Gesicht. Ich stolperte über Wurzeln und Steine, doch wie schnell ich auch lief, ich holte die Person vor mir nicht ein. Nach einer Biegung endete der Pfad in einer kleinen Lichtung. Niemand war zu sehen. Sollte ich mir die Gestalt am Ende nur eingebildet haben?
    Unschlüssig stand ich da und blickte auf die undurchdringliche grüne Wand aus Zweigen vor mir. Ob er dort hindurchgelaufen war? Ein Blick nach oben zeigte mir, dass die Sonne schon tief am Nachmittagshimmel stand. Die Schatten zwischen den Bäumen wurden länger. Es wäre sinnlos gewesen, den Pfad zu verlassen und in der Dämmerung durch das Unterholz zu irren. Ich würde mich nur verlaufen.
    Gerade als ich mich umdrehen wollte, hörte ich hinter mir ein Knacken. Dann zerrte jemand an meinem T-Shirt. Ich wirbelte herum und starrte in eine Fratze mit zwei funkelnden Augen. Vor Schreck schrie ich laut auf. Die Augen gehörten allerdings keinem Troll, auch wenn das faltige Gesicht und die wirren weißen Haare mich das im ersten Augenblick glauben ließen. Es war eine alte Frau. Sie war knochig und dürr. Ihre rechte Hand zerrte an mir, während sie mich mit rauer Stimme auf Schwedisch anfuhr: »Was hast du hier zu suchen? Verschwinde von hier, flicka. Geh und lauf! Verschwinde, solange du noch kannst.« In ihren Augen lag ein seltsamer Ausdruck.
    »Lassen Sie mich!«, schrie ich die Frau an. Dann riss mich los und rannte den ganzen Weg zurück. Erst beim Sommerhaus blieb ich stehen. Mein Puls raste und mein Atem kam stoßweise. Was sollte denn das? Wer war diese verrückte alte Frau und was wollte sie von mir? Waren denn hier alle total durchgedreht? Erst dieser Typ heute früh und jetzt
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