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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten.
Autoren: Ephraim Kishon
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sehe, lasse ich Sie von der Feuerwehr retten! Sie sollten sich schämen! Nehmen Sie ein Beruhigungsmittel, wenn Sie hysterisch sind!«
    Hysterisch? Ich hysterisch? Der Kerl soll seinem guten Stern danken, daß ich mein Taschenmesser kurz nach der Bar-Mizwah verloren habe, sonst würde ich ihm jetzt die Kehle aufschlitzen. Und so etwas nennt sich Arzt. Ein Wegelagerer in weißem Kittel. Ein getarnter Mörder, nichts anderes. Ich werde an die Regierung einen Brief schreiben, den sie sich hinter den Spiegel stecken wird. Und von dieser Bank bei der Portiersloge weiche ich keinen Zoll, ehe man mir nicht mein Kind ausliefert. Hat jemand von den Herren vielleicht eine Zigarette? Beim Portier kann ich keine mehr kaufen, er verfällt in nervöse Zuckungen, wenn er mich nur sieht. Na wenn schon. Natürlich bin ich aufgeregt. Wer wäre das in meiner Lage nicht. Schließlich ist heute der Geburtstag meines Sohnes. Auch wenn die Halle sich noch so rasend dreht und das Summen in meinem Hinterkopf nicht und nicht aufhören will…
    Es geht auf Mitternacht, und noch immer nichts. Wie glücklich ist doch meine Frau, daß ihr diese Aufregung erspart bleibt. Guter Gott – und jetzt haben sie womöglich entdeckt, daß sie gar nicht schwanger ist, sondern nur einen aufgeblähten Magen hat vom vielen Popcorn. Diese Schwindler. Nein, Rafael wird nicht die Diplomatenlaufbahn ergreifen. Das Mädel soll Kindergärtnerin werden. Oder ich schicke die beiden in einen Kibbuz. Mein Sohn wird für meine Sünden büßen, ich sehe es kommen. Ich würde ja selbst in einen Kibbuz gehen, um das zu verhindern, aber ich habe keine Zigaretten mehr. Bitte um eine Zigarette, meine Herren, eine letzte Zigarette.
    Es ist vorüber. Etwas Fürchterliches ist geschehen. Ich spüre es. Mein Instinkt hat mich noch nie betrogen. Das Ende ist da…
    Auf allen vieren schleppte ich mich zur Portiersloge. Ich brachte kein Wort hervor. Ich sah meinen Feind aus flehentlich aufgerissenen Augen an.
    »Ja«, sagte er. »Ein Junge.«
    »Was?« sagte ich. »Wo?«
    »Ein Junge«, sagte er. »Dreieinhalb Kilo.«
    »Wieso«, sagte ich. »Wozu.«
    »Hören Sie«, sagte er. »Heißen Sie Ephraim Kishon?«
    »Einen Augenblick«, sagte ich. »Ich weiß es nicht genau.«
    Ich zog meinen Personalausweis heraus und sah nach. Tatsächlich: Es sprach alles dafür, daß ich Ephraim Kishon hieß.
    »Bitte?« sagte ich. »Was kann ich für Sie tun, gnädige Frau?«
    »Sie haben einen Sohn!« röhrte der Portier. »Dreieinhalb Kilo! Einen Sohn! Verstehen Sie? Einen Sohn von dreieinhalb Kilo…«
    Ich schlang meine Arme um ihn und versuchte sein überirdisch schönes Antlitz zu küssen. Der Kampf dauerte eine Weile und endete unentschieden. Dann entrang sich meiner Kehle ein fistelndes Stöhnen. Ich stürzte hinaus.
    Natürlich kein Mensch auf der Straße. Gerade jetzt, wo man jemanden brauchen würde, ist niemand da.
    Wer hätte gedacht, daß ein Mann meines Alters noch Purzelbäume schlagen kann.
    Ein Polizist erschien und warnte mich vor einer Fortsetzung der nächtlichen Ruhestörung. Rasch umarmte ich ihn und küßte ihn auf beide Backen.
    »Dreieinhalb Kilo«, brüllte ich ihm ins Ohr. »Dreieinhalb Kilo!«
    »Maseltow!« rief der Polizist. »Gratuliere!«
    Und er zeigte mir ein Foto seiner kleinen Tochter.

Ein junges Reis vom alten Stamm
     
     
     
    Jede Premiere ist mit Lampenfieber und Aufregungen aller Art verbunden, aber die erste Vorstellung eines Neugeborenen vor der Verwandtschaft, sozusagen seine Uraufführung, stellt alles in den Schatten.
    Da die beste Ehefrau von allen darauf bestanden hatte, unsern Sohn Rafi mitten in der Nacht zur Welt zu bringen, konnte ich die elterliche Inspektion erst am folgenden Tag vornehmen. Der Arzt ersuchte mich, unbedingt allein zu kommen – ein sehr vernünftiger Wunsch, dem ich willig Folge leistete. Ich nahm lediglich meine Mutter mit, einfach deshalb, weil sie meine Mutter ist, und außerdem, um Familienzwistigkeiten zu vermeiden, Rafis Großeltern mütterlicherseits. Natürlich mußte man unter den gegebenen Umständen auch Tante Ilka und Onkel Jakob berücksichtigen, aber sonst nur noch die Zieglers, die für den neuen Erdenbürger ein süßes kleines Geschenk vorbereitet hatten, bestehend aus gestrickten Miniaturschuhen in Weiß, einer ebensolchen Kopfbedeckung und einem Paar bezaubernder himmelblauer Höschen.
    Übrigens stellten sich auch Tante Ilka und Onkel Jakob mit dem gleichen Geschenk ein, ebenso meine Mutter und eine Anzahl
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