Kirscheis (German Edition)

wurden weich.
    "Du hast mich verkauft." Wieso klang ihre Stimme plötzlich so dünn und atemlos?
    "Und wärst du nicht ausgebüchst, wäre er nicht der einzige geblieben. Diese eine Nacht hat mir zweihundert Dollar gebracht. Noch ein paar Männer mehr und ich wäre meine Geldsorgen los gewesen." Zum Glück hatte sie heute noch nichts gegessen. Sie hätte sich augenblicklich vor seinen Füßen übergeben.
    "Warum dann die Vergewaltigung? Und die Schläge?"
    "Hätte ich dir von meinem Plan erzählt, wärst du doch auf und davon gewesen. Also hab ich Dean erzählt, dass du davon träumst, vergewaltigt zu werden und es so echt wie möglich sein sollte." Er zuckte mit den Schultern.
    "Er war blind vor Geilheit." Er ging weiter auf Johanna zu und blieb einen Meter vor ihr stehen.
    "Du wirst wieder zu mir zurück kommen. Und das war keine Bitte."
    "Warum? Du hast doch alles, was du wolltest."
    "Glaubst du wirklich, ich lasse mir die Gelegenheit durch die Lappen gehen, mit dir Geld zu verdienen? Als ich meinen Freunden deine Fotos gezeigt habe, gingen die Gebote für einen Fick mit dir in den Himmel." Plötzlich ging im Laden das Licht an und John schrak zurück. Katharina und Dominic kamen aus dem hinteren Teil der Boutique nach vorne und stellten sich neben Johanna.
    "Johnny, Johnny, Johnny. Hatte ich dir nicht gesagt, dass du meine Boutique nicht mehr betreten sollst?"
    "Ich hab nur mit Johanna geredet, nicht wahr, Süße?" Sie hatten alles gehört. Die beiden Menschen, die ihr am wichtigsten waren, hatten alles über ihre Schande und Johns hässlichen Plan gehört. Katharina nahm ihre Hand und zog sie unmerklich hinter sich.
    "Du glaubst doch nicht wirklich, dass dir jetzt noch irgendjemand deine Lügen glaubt, oder?"
    "Ich weiß nicht, was ihr meint. Bei der Polizei steht Aussage gegen Aussage." Katharina grinste
    und drückte Johannas Hand etwas fester.
    "Detektiv? Sehen sie das genau so?" Detektiv? Aus der kleinen Kaffeeküche kam plötzlich ein Mann, der John seine Dienstmarke zeigte. Ein weiterer kam aus dem hinteren Teil des Ladens, wo soeben Katharina und Dominic hergekommen waren. Jetzt verstand sie gar nichts mehr. War das alles geplant gewesen? Und warum drehte sich plötzlich der ganze Raum?
    "Johanna?"
     
    Katharina beobachtete, wie Johanna in dem Krankenwagen versorgt wurde. Sie hatte sich furchtbar erschrocken, als die kleine Blondine plötzlich ohnmächtig geworden war.
    John war nach einem kurzen Handgemenge, mit einem der Detectives, abgeführt worden und musste sich nun vor Gericht verantworten. Sie war wirklich froh gewesen, dass sie sich damals an die Polizei gewandt hatte, als John mit den Fotos auf sie zu gekommen war.
    Dominic hatte sie erst ein paar Tage zuvor eingeweiht, weil er endlich wissen wollte, was mit Johanna vor sich ging. Er hatte sich ernsthaft Sorgen um sie gemacht. Diese Sorgen gingen so weit, dass er Katharina gedroht hatte, ihre Beziehung zu beenden. Als sie ihm schließlich alles erklärt hatte, musste er versprechen, alles für sich zu behalten. Genau so, wie sie es Johanna geschworen hatte. Aber in diesem Fall musste sie ihr schweigen einfach brechen.
    Und wie sich heraus gestellt hatte, war John kein Unbekannter bei der Polizei. Er war mehrfach vorbestraft wegen Dealerei, Körperverletzung und Diebstahl. Nun kamen noch Erpressung und Vergewaltigung dazu. Die Polizei wollte ihn sofort Dingfest machen, hätten aber wegen der Vergewaltigung an Johanna keine Beweise gehabt. Deswegen hatte Katharina die Polizei gebeten, abrufbereit zu sein, falls John nochmal im Laden auftauchen würde. Der Plan war gewesen, dass Katharina ein Geständnis aus ihm hervor lockte, doch Johanna war ihr ungewollt dazwischen gekommen.
    Dean hatte sich selbst angezeigt. Auch das hatte sie erst auf der Wache erfahren. Er hatte eine komplette Aussage zu Protokoll gegeben, in der er John schwer belastete, seine eigene Tat aber nicht beschönigte. Da John ihm falsche Tatsachen vorgegaukelt hatte, wird er sich nur wegen Vergewaltigung und Körperverletzung in Minder schwerem Fall verantworten müssen.
    Dominic schlang von hinten seine Arme um sie und küsste ihren Hals.
    "Bin ich froh, dass alles so gut über die Bühne gegangen ist." Katharina nickte und sah wieder zum Krankenwagen.
    "Zum Glück ist ihr nichts passiert. Als wir da hinten standen und nichts tun konnten, hab ich mich schrecklich gefühlt." Sie wusste, dass es ihm genau so gegangen war.
    "Warum dauert das bei Jojo eigentlich so lange?" Katharina