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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
Autoren: Grafton,Sue
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eine Leichenhalle nach Lompoc gebracht, wo er auf den Leichenbeschauer wartete. In der Zwischenzeit suchten die Beamten die Umgebung ab, nahmen Bodenproben und packten die Plane mitsamt dem abgebrochenen Zweig eines Strauchs sowie zwei Stücke aus dem Stamm des Strauchs ein, an denen Blutflecken zu kleben schienen.
    Am Dienstag, dem 5. August 1969, kehrten Mandel und Galloway an den Leichenfundort zurück, um Messungen vorzunehmen – die Distanz von der Landstraße zu der Stelle, wo man die Tote gefunden hatte, die Breite des Asphaltbelags sowie die Position der zweiten Sandale. Sergeant Galloway machte weitere Bilder von den verschiedenen Stellen, die den Abhang, die beschädigten Sträucher sowie die Schleifspuren zeigten. Es waren keine Zeichnungen vom Fundort dabei, aber vielleicht waren die im Lauf der Jahre irgendwie vom Rest der Akte getrennt worden.
    Ich nahm mir kurz Zeit, um die Fotos durchzusehen. Es waren wenige, und sie gaben erstaunlich wenig her: acht Schwarz-Weiß- Abzüge, darunter einer von der Straße, einer von einem Beamten, der auf einen beschädigten Strauch zeigt, einer von dem Abhang, wo die Leiche gefunden worden war, und vier von der Leiche selbst aus einer Distanz von viereinhalb Metern. Es gab keine Nahaufnahmen vom Gesicht der Unbekannten, keine Bilder von ihren Wunden oder dem verknoteten Kabel, mit dem ihre Hände gefesselt waren. Man konnte die Plane unter ihr erkennen, doch war schwer zu beurteilen, wie viel von ihrem Körper, wenn überhaupt etwas, davon bedeckt war. Da haben sich die Zeiten geändert. Heutzutage verlangen die Modalitäten fünfzig solcher Fotos mitsamt einem Video und einer detaillierten Zeichnung des Fundorts. Im selben Umschlag fand ich weitere fünf Fotos in verblichenen Farben, die die Sandalen des Mädchens, ihre Hose, die Bluse, den BH und den Slip zeigten, ausgebreitet auf etwas, das aussah wie ein Bogen weißes Papier.
    Die Autopsie war am 4. August 1969 um 10 Uhr 30 durchgeführt worden. Ich blinzelte, zog Schlussfolgerungen, spekulierte und kämpfte mich irgendwie durch den Bericht, wobei ich genug von dem Fachjargon entschlüsseln konnte, um zu verstehen, was gemeint war. Da die Leiche schon in einen fortgeschrittenen Verwesungszustand übergegangen war, waren sämtliche Maße Schätzungen. Die Größe des Mädchens wurde auf eins sechzig bis eins fünfundsechzig und ihr Gewicht auf vierundfünfzig bis siebenundfünfzig Kilo geschätzt. Ihre Augen waren blau, die Haare rotblond gefärbt, wiesen aber dunkle Ansätze auf. Im linken Ohr trug sie einen dünnen Goldring in Hufeisenform. Im rechten Ohr hatte sie einen ähnlichen Goldring mit einer verbogenen Klammer am unteren Ende. Ihre Gesichtszüge waren infolge von Hautablösung, Gasbildung und Verwesung nicht zu erkennen. Die Untersuchung der Leiche ergab acht tiefe Stichwunden in der Mitte des Rückens unterhalb der Schulterblätter, zwei Stichwunden auf beiden Seiten des Halsansatzes, fünf Stichwunden zwischen ihren Brüsten und eine große Stichwunde unter der linken Brust, die das Herz durchbohrt hatte. Es hatten sich bereits zahlreiche Maden eingenistet. Aufgrund der Verwesung konnte der Pathologe nicht feststellen, ob Narben oder unverwechselbare Kennzeichen vorhanden waren. Sie hatte weder Brüche oder Verformungen am Knochenapparat noch sichtbare Verletzungen an den äußeren Genitalien. Ihre Eileiter und Eierstöcke waren ohne Befund und ihre Gebärmutter leer. Als Todesursache wurden mehrere Stichwunden in Hals, Brustkorb, Herz und Lunge angegeben.
    Zum Abschluss seiner Untersuchung entfernte der Pathologe der Unbekannten die Finger, deren Nägel silbern lackiert waren. Sie wurden von einem Beamten mit einem Etikett versehen und an die Identifizierungsabteilung des FBI in Washington, D. C. weitergeleitet. Aufnahmen ihres Ober- und Unterkiefers zeigten zahlreiche Reparaturen mithilfe von Metall. Außerdem hatte sie vorstehende Zähne sowie einen krummen Eckzahn auf der linken Seite. Ein später zu Rate gezogener Zahnarzt mutmaßte, dass die umfassenden Zahnreparaturen wahrscheinlich in den zwei Jahren vor ihrem Tod gemacht worden waren – also zwischen 1967 und 1968. Er schätzte sie auf knapp unter bis knapp über zwanzig. Ein Zahnspezialist der Gerichtsmedizin, der Ober- und Unterkiefer zu einem späteren Zeitpunkt untersucht hatte, legte das Alter des Mädchens auf fünfzehn Jahre plus minus sechsunddreißig Monate fest und merkte an, dass sie vermutlich umgekommen war, bevor sie mit
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