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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
Autoren: Grafton,Sue
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Hinterzimmer und habe zum Schichtende aufgeräumt, bis ich kapiert habe, was los ist. Da habe ich mir einen Schraubenschlüssel geschnappt und mich zur Seitentür raus und vorn wieder rein geschlichen. Der Kerl war derart darauf fixiert, aufzupassen, dass mein Boss nicht die Cops ruft, dass er mich überhaupt nicht hat kommen sehen. Ich habe ihm so sauber eins übergebraten, dass er auf dem Hintern gelandet ist. Stacey war der Hilfssheriff, der ihn anschließend verhaftet hat.
    Er ist nur zehn Jahre älter als ich, aber er war zeit meines Lebens der Einzige, der so eine Art Mentor für mich war. Er hat mich auch dazu überredet, zur Polizei zu gehen. Ich bin im Zuge der G. I. Bill aufs College gegangen und habe mich bei der Polizei einstellen lassen, sobald eine Stelle frei war. Er hat mich sogar mit Grace bekannt gemacht, und ein halbes Jahr später habe ich sie geheiratet.«
    »Klingt, als hätte er Ihr Leben verändert.«
    »In mehr als einer Hinsicht.«
    »Hat er hier in der Gegend Angehörige?«
    »Keine nahen Verwandten. Verheiratet war er auch nie. Vor kurzem hatte er eine Freundin – falls man das in unserem fortgeschrittenen Alter noch so nennen kann. Nette Frau, aber irgendwie hat es nicht geklappt. Seit Grace tot ist, haben wir zwei viel Zeit miteinander verbracht. Wir gehen jagen und fischen, so oft wir können. Jetzt, wo ich krank geschrieben bin, haben wir viel in der Richtung unternommen.«
    »Wie kommt er mit alldem zurecht?«
    »Mal so, mal so. Er hat zu viel Zeit und nicht viel zu tun – außer zu grübeln. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich die Geschichte schon gehört habe: Ein Mann geht nach dreißig Jahren in den Ruhestand, und ehe man sich’s versieht, wird er krank und stirbt. Stacey redet nicht viel darüber, aber ich weiß, wie er denkt. Er ist tierisch deprimiert.«
    »Ist er religiös?«
    »Er doch nicht. Er behauptet, er wäre Atheist, aber das werden wir ja sehen. Ich für meinen Teil bin immer in die Kirche gegangen, zumindest, solange Gracie noch gelebt hat. Ich weiß nicht, wie man dem Tod gegenübertreten soll, ohne irgendwas zu glauben. Sonst hat das doch gar keinen Sinn.«
    Dolan sah im selben Moment auf, als Tannie mit zwei großen Tellern mit frisch zubereiteten Sandwiches und Pommes kam, zusammen mit zwei Bestellungen für den anderen Tisch. Dolan unterbrach seine Geschichte, um kurz mit ihr zu plaudern. Ich beschäftigte mich damit, auf die Ketchupflasche zu schlagen, bis ein dicker roter Klumpen die südöstliche Ecke meiner Pommes bedeckte. Ich wusste, dass er auf etwas hinauswollte, doch er ließ sich jede Menge Zeit. Ich hob die obere Hälfte der Kaisersemmel an und salzte alles in Sichtweite. Beim Hineinbeißen spürte ich, wie das Eigelb in die Semmel rann. Die Kombination aus pikanter Salami und scharfem Paprikakäse erwies sich als essbares Pendant dazu, wenn jemand mitten auf meiner Zunge wüste Flüche ausgestoßen hätte. Ich gab einen meiner Essensstöhnlaute von mir. Peinlich berührt sah ich zu den beiden auf, doch sie schienen nichts bemerkt zu haben.
    Als Tannie schließlich ging, drückte Dolan seine Zigarette aus und bekam einen derart heftigen Hustenanfall, dass sein ganzer Körper bebte. Ich sah seine Lunge als vor sich hin keuchenden schwarzen Comic-Blasebalg vor mir.
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid. Ich hatte vor einem Monat eine schlimme Erkältung und kriege sie irgendwie nicht los.« Er trank einen Schluck Whiskey, um seine gereizte Kehle zu beruhigen. Dann nahm er sein Sandwich und setzte zwischen einzelnen Bissen seine Geschichte fort, indem er genau dort weitermachte, wo er aufgehört hatte. »Solange Stacey bettlägerig war, habe ich mein Möglichstes getan, um seine Wohnung in Ordnung zu bringen. Die Bude ist ein einziger Verhau. Er dürfte morgen aus dem Krankenhaus entlassen werden, und ich wollte nicht, dass er den ganzen Schotter sehen muss, wenn er heimkommt.«
    Er legte sein Sandwich ab, um sich eine neue Zigarette anzustecken, die er gleich in den Mundwinkel schob, während er einen Packen zusammengerollter Blätter aus der Innentasche seines Sakkos zog. »Gestern habe ich einen Stapel Papiere auf seinem Küchentisch durchgesehen. Ich hatte gehofft, auf den Namen eines Freundes zu stoßen, dem ich Bescheid sagen könnte – jemanden, der ihn aufheitert. Stace brauchte dringend etwas, worauf er sich freuen kann. Tja, ich habe zwar nichts in der Richtung gefunden, aber dafür das hier.«
    Er legte den sich rollenden Stapel
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