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Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert

Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert

Titel: Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert
Autoren: Juergen Holtkamp
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Appetithappen, damit sie sich dann die kostenpflichtigen Videos und Bilder herunterladen. Obwohl es sich bei den Trailern definitiv um Pornografie handelt, sind diese frei zugänglich.
    Mehr als ein Drittel der 16 bis 20-jährigen Männer kennen pornografische Inhalte, bei den Mädchen gerade mal jede zehnte.
    Wie reagieren junge Menschen darauf? In einer Studie der ZDF -Medienforschung (Medien und Tabus) ist diesen Fragen nachgegangen worden. Die wesentliche Erkenntnis lautet: Jungen und Mädchen reagieren unterschiedlich auf Gewalt und Sex. Mädchen entziehen sich den tabuverletzenden Inhalten eher als Jungen. Mädchen verarbeiten das Geschehene, indem sie darüber sprechen, Jungen tun das deutlich weniger. Zudem ist Gewalt für sie das bestimmende Thema.
    Ob Horror- oder Pornovideo, die Jungen liegen deutlich vorne. Die Hälfte der Jungen im Alter von 16 bis 20 Jahren schaut sich gelegentlich Horrorvideos an.
    Bei den Computerspielen konnte man ein ähnliches Verhalten beobachten. Gewalt im Computerspiel ist Jungen- bzw. Männersache.
    Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es eindeutig bei tabuverletzenden Formaten. Die Schmerzgrenze dessen, was vertragen bzw. konsumiert wird, unterscheidet sich deutlich bei Jungen und Mädchen. Bezogen auf das Fernsehen, bewerten Jungen selbst als problematisch eingestufte Formate als für sich selber eher unproblematisch. Die Hemmschwelle, was sich Jungen zumuten möchten, ist deutlich höher als bei Mädchen. Kritisieren Mädchen bestimmte Fernsehformate bei den Castingshows im Fernsehen, ist das für Jungen kein Thema. Da ist es fast schon logisch, dass Mädchen das Internet auch deutlich kritischer sehen als Jungen. Auch bei den heiß diskutierten Internetsperren sind Mädchen deutlich rigider als Jungen, Tabus gibt es also besonders bei den Mädchen.
    Die Rolle vom starken Mann hat sicher Einfluss auf den Konsum tabuverletzender Formate, insbesondere im Internet. Die geschlechtstypischen Rollenmuster des starken Mannes und der empathischen, auf Kommunikation ausgelegten Rolle der Frau bestehen weiter.
    Enttabuisierungen gibt es daher besonders bei den Jungen. Noch ist unklar, ob dies eher ein Merkmal der Pubertät darstellt oder dem vorhandenen Angebot geschuldet ist. Vielleicht ist das auch gar nicht so entscheidend: Tabubrüche – besonders im Internet – nehmen zu, und Jungen sind gefährdeter als Mädchen. Zurzeit ist auch nicht abzusehen, dass es auf europäischer und globaler Ebene Antworten gibt, wie eine Gesellschaft sich zu diesen Tabubrüchen verhalten soll. Die Diskussion, was wollen und dürfen wir Heranwachsenden zumuten, gilt es erst noch zu führen. Besorgniserregend sind die Ergebnisse in jedem Fall.
Wenn es ohne den Computer nicht mehr geht
    Wenn Kinder und Jugendliche stundenlang vor dem Computerbildschirm hocken und spielen, sind sie dann computersüchtig? Wann kann man überhaupt von suchtartigem Verhalten sprechen?
    Computerspielsucht ist als Krankheit nicht anerkannt, daher finanzieren die Krankenkassen in der Regel keine Therapien. Die behandelnden Ärzte müssen daher weitere psychische Störungen diagnostizieren. In Kliniken werden spezielle Behandlungsangebote angeboten, es gibt aber auch im Internet viele Tipps und Hinweise ( www.onlinesucht.de ).
    Eine genaue Definition für Computerspielsucht gibt es (noch) nicht. Wohl lassen sich Anzeichen für die Sucht benennen: Die Betroffenen können sich nicht vom Computer lösen, sie müssen spielen oder chatten und brauchen immer größere Mengen zur Befriedigung. Sie sind nervös und gereizt, wenn sie nicht spielen können, ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld (Familie, Freunde) zurück. Ihre Leistungsbereitschaft lässt in Schule und Beruf nach. Auf Anfragen reagieren sie verharmlosend oder schieben andere Gründe („viel zu tun…“) vor. Trotz der Erkenntnis, damit aufhören zu müssen, scheitern die eigenen Versuche.
    Anders als Drogensüchtige fallen Computersüchtige weniger auf. Man findet sie nicht in den Einkaufstraßen und in den Bahnhöfen. Es gibt keine Beschaffungskriminalität, und daher gibt es auch keine verlässlichen Zahlen. Wohl steigen die Zahlen von Einweisungen in psychiatrische Kliniken. Zieht man Beobachtungen von Kinderärzten zu Rate, so klagen diese, dass zunehmend mehr Kinder und Jugendliche Haltungsschäden aufweisen, Störungen in der Fein- und Grobmotorik haben und das Essverhalten gestört ist, was zu Übergewicht und Herz-Kreislaufschwächen führen können.
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