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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Autoren: Mark Mazzetti
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können, in dem FBI -Beamte Kaffee trinkend Fotos von Mafiabossen sichten. In diesem Fall jedoch waren es Bilder von Männern, deren Tötung die Central Intelligence Agency vorschlug.
    Vollzählig um den Tisch versammelt waren die wichtigsten Mitarbeiter des Vizepräsidenten, darunter Rechtsberater David Addington und Stabschef I. Lewis Libby, ein Washingtoner Veteran mit dem Spitznamen »Scooter«. Am Kopf des Tischs betrachtete Vizepräsident Dick Cheney die Schurkengalerie mit größtem Interesse. Draußen war es kalt, Spätherbst 2001. Wenige Wochen zuvor hatte George W. Bush eine geheime Direktive erlassen, die der CIA wieder jene Genehmigung zum Töten erteilte, die sie in den 1970er-Jahren verloren hatte. Damals hatte das Weiße Haus nach einer Serie von Enthüllungen über grausige und manchmal auch lächerliche Mordversuche der CIA verboten, Feinde der USA zu töten. Nun, an diesem Tag im Situation Room, erstattete die CIA dem Weißen Haus darüber Bericht, wie sie die wiedererworbene Lizenz zum Töten zu nutzen gedachte.
    Jose Rodriguez und Enrique Prado, die beiden CIA -Beamten, die die Präsentation leiteten, erklärten ihren Zuhörern, dass das Counterterrorist Center für ein streng geheimes neues Programm CIA -Beamte rekrutiere: Kleine Teams von Attentätern sollten in andere Länder geschleust werden, um dort Menschen, die die Regierung Bush tot sehen wollte, aufzuspüren und zu töten. Eine der Fotografien zeigte Mamoun Darkazanli, einen Syrer, von dem die CIA glaubte, dass er die Anschläge des 11. September mit organisiert hatte, und der legal in Deutschland lebte. Auch ein Bild von Dr. Abdul Qadeer Khan gehörte zur Sammlung. Er galt in Pakistan als Held, weil er an der Entwicklung der pakistanischen Atombombe mitgewirkt hatte, aber für den Westen war er ein Bösewicht, weil er heimlich Atomtechnologie an den Iran, Libyen und andere Schurkenstaaten geliefert hatte. Dadurch, dass die CIA alle Fotos aus nächster Nähe aufgenommen hatte, machte sie eine Tatsache unmissverständlich klar: Wir kommen nahe genug an die Leute heran, um Fotos von ihnen zu schießen, also kommen wir auch nahe genug heran, um sie zu töten.
    Doch das kühne Projekt warf ungelöste Fragen auf. Wie sollten sich die Todesschwadronen der CIA unbemerkt in Deutschland, Pakistan oder andere Länder einschleichen? Konnte eine Gruppe amerikanischer Attentäter tatsächlich ein Überwachungsnetz aufbauen und dann, zum vorgesehenen Zeitpunkt, ihrem Zielobjekt eine Kugel in den Kopf schießen? Der Geheimdienst hatte die erforderliche Logistik noch gar nicht entwickelt, aber Rodriguez und Prado waren nicht ins Weiße Haus gekommen, um detaillierte Fragen über geplante Operationen zu beantworten. Sie wollten nur allgemein grünes Licht.
    Und Cheney erklärte, sie sollten sich an die Arbeit machen.
    Präsident George W. Bush, der Sohn eines früheren Director of Central Intelligence *** , dem zu Ehren der Geheimdienst sein Hauptquartier in Langley umbenannt hatte, hatte einen geschrumpften und demoralisierten Geheimdienst geerbt – nur noch einen Schatten jener Institution, die die CIA während des Kalten Kriegs gewesen war. Doch in den letzten Monaten des Jahres 2001 hatte Bush die CIA mit einer weltweiten Menschenjagd beauftragt. Und mit ihrer Durchführung hatte der Dienst ein neues Selbstbild gewonnen: als flexible Organisation, die für die Anforderungen des Oberbefehlshabers äußerst empfänglich war – ganz im Gegensatz zum schwerfälligen und bürokratischen Pentagon.
    Die CIA führte jetzt einen geheimen Krieg unter der Leitung des Weißen Hauses, und das einst sträflich missachtete Counterterrorist Center war zum fieberhaft agierenden Befehlsstand dieses Kriegs geworden. Es war lange eine Art Nebenabteilung der CIA gewesen, die viele als Abstellgleis für alte Fanatiker betrachteten, die an prestigeträchtigeren Aufgaben gescheitert waren. Nach dem 11. September jedoch erlebte es die massivste Expansion seiner Geschichte und sollte sich im Lauf eines Jahrzehnts zum Herz der CIA entwickeln.
    Hunderte von Geheimagenten und Analysten wurden aus den Abteilungen Asien und Russland abgezogen und verschwanden in einem Labyrinth hastig gebauter Zellenbüros, das in die Operationszentrale des CTC gezwängt wurde. Bald war es so verzweigt, dass die Leute Schwierigkeiten hatten, ihre Kollegen zu finden. Straßennamen auf Pappschildern wurden angebracht, damit man die Büros an der »Usama bin Lane« und dem »Zawahiri Way«
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