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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey
Autoren: Ueberreuter
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sind die wenigsten von Keenes Protagonisten. Larry ist einer von vielen und wirkt so grundsolide und ehrlich wie sein Schöpfer. Keine Allüren, kein Dünkel, viel Aufrichtigkeit, viel Herzblut, ein paar vage vertraute Unzulänglichkeiten und Schwächen und Sehnsüchte, keine Perfektion.
    Ein Typ wie du und ich.
    Bis auf die Stripperin, vielleicht.
    Keenes Figuren sind Menschen des Alltags. Keine berufenen Helden oder Retter aus Bestimmung, sondern ganz normale Kerle, die aus unterschiedlichen Gründen in extreme Situationen und bizarre Ereignisketten gezwungen werden, über die sie keinerlei Macht haben. Trotzdem müssen sie sich – ausgestattet nur mit einem gewissen Underdog-Faktor, ihrem Mut, ihrem Trotz, ihrer Torheit und dem Potenzial, über sich selbst hinauszuwachsen, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen – fortwährend gegen die aus diesen Situationen geborenen Bedrohungen für ihr Leben und das ihrer Freunde oder Schutzbefohlenen erwehren.
    Permanent. Ohne Atempause. Ohne Gewähr auf Erfolg.
    Und meistens wissen sie nicht, wann sie aufgeben müssen.
    Es geht bei Keene trotz aller Sympathie also immer um Menschen, die mächtig in der Scheiße sitzen und mit allem befeuert werden, was die aktuelle Misere gerade hergibt, um bis zum letzten Tropfen Blut dagegen anzukämpfen. Selbst wenn es nicht um den von Dauerregen, Engelstrompeten oder Hamelns Rache herbeigeführten Untergang der Zivilisation geht, dreht sich in Keenes Geschichten am Ende doch wieder alles um den Untergang – im Fall von Larry und »Kill Whitey« eben den drohenden Untergang eines John Doe, eines Jedermanns, dem die Dinge über den Kopf gewachsen sind, dem das Leben eine reingeschlagen hat, noch mal böse nachtrat und ihm nun die Luft abdrückt. Letztlich geht es bei Keene nicht um clevere Zombies, untote Pitbulls oder recht spezielle Vertreter der Russenmafia – es geht um das Zappeln und Strampeln, den letzten erbitterten Widerstand eines Zwangsauserwählten der Arbeiterklasse.
    Was uns das sagt?
    Nun ... vor allem, dass uns die von Keene geschaffenen Extrem-Widerständler und Endzeit-Rebellen sympathisch sein können wie sonst was – unterm Strich wollen wir sie dann doch leiden und zappeln und strampeln sehen.
    Insofern verkörpert auch Larry für uns den idealen »Helden«: Sympathisch bis ins Mark, selbstverschuldete Schwierigkeiten bis zum Hals – und verdammt, was wird der Kerl zappeln!
    Und das alles nur wegen einer wunderschönen Frau.
    Natürlich.
    Wir haben also einen sympathischen Protagonisten und eine entsprechend sympathische Erzählstimme, eine bildschöne Stripperin, die trotz aller Vorzüge verflucht viel Ärger macht, und die Russenmafia, die sich in Keenes Heimat und Lieblings-Setting Pennsylvania mit Menschenhandel und dem ganzen Rest profiliert und auch noch von einem schier unüberwindbaren Boss angeführt wird.
    Klingt vielversprechend, oder?
    Sicher. Letztlich müsst ihr das aber selbst rausfinden. Ich meine, ihr wisst ja, wie das ist: Man erkennt gute Bücher nicht immer auf Anhieb oder allein wegen des schönen oder nicht so schönen Covers, der vielsagenden oder nichtssagenden Blurbs auf der Rückseite, oder des klugen oder nicht so klugen Vorworts.
    Am sichersten ist da immer noch die eigene Intuition.
    Womit wir wieder bei der Sympathie wären.
    Denn schließt man bereits beim ersten Reinlesen und schon auf den ersten paar Seiten mit dem Hauptcharakter und dem Ton einer Geschichte Freundschaft, lohnt es sich vermutlich, diese Verbindung weiter zu verfolgen und das Buch mit zur Kasse zu nehmen oder in den digitalen Warenkorb zu befördern. Liest man die Neuerwerbung später in zwei, drei Etappen durch, auf die man sich schon Stunden vor Feierabend tierisch freut oder für die man auf die Flimmerkiste verzichtet, dann ist definitiv klar, dass man sich den richtigen Lesestoff zugelegt hat.
    Ein richtig gutes Buch eben.
    »Kill Whitey« ist eines dieser Bücher, und zwar in erster Linie deshalb, weil Larry einer dieser Helden ist.
    Kein Wunder, wenn man darüber nachdenkt.
    Brian Keene ist ja auch einer dieser Autoren .
    Die heiße Stripperin ist da am Ende eigentlich nur schmückendes Beiwerk.
    Christian Endres
    Mai 2010
    Christian Endres schreibt regelmäßig für das Hauptstadtmagazin zitty, phantastisch!, Nautilus: Abenteuer & Phantastik und andere . Im Comic-Bereich betreut er als Redakteur u. a. die deutschen Ausgaben von Spider-Man, Conan, Moon Knight, dem Punisher und Hellboy. Zu seinen Werken als
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