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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken
Autoren: Annabel Pitcher
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Innenseite seiner Wange.
    »Mach ein Foto von uns«, sagte Max und piekte Fiona mit dem Zeigefinger in den Bauch.
    » Au !«
    »Los«, sagte er. »Ein Foto von uns dreien!« Er zog mich und Aaron beiseite und schob mich in die Mitte. Während Fiona die Kamera einstellte, tastete sich Aarons Hand zu meiner Hüfte vor und umfasste sie, und wir sahen uns mit einem glühenden Blick an, in dem alles lag, was wir nicht sagen konnten, Stu, und alle Gefühle, die wir nicht haben durften, und ich sehnte mich so sehr nach ihm – nach seiner Stimme, seinem Duft, seinen Berührungen, seinem Geschmack, seinem …
    » LÄCHELN !«, schrie Fiona, und ich setzte ein breites Grinsen auf, das sofort nach dem Blitz wieder erstarb.
    Auf der anderen Seite vom Autoscooter winkte Lauren mir zu, um mir zu sagen, dass sie mit dem Jungen weggehen würde. Über dem Wald am Fluss zogen dunkle Wolken auf, und es war drückend drückend drückend schwül.
    »Es wird gleich gewittern«, sagte Sandra mit gerunzelter Stirn und rieb sich die Schläfen, und da zuckte auch schon ein Blitz auf und spaltete den Himmel. »Ich fahr los«, sagte Sandra hastig. »Ihr könnt ja gerne nass werden, wenn ihr wollt, aber ich bringe Fiona nach Hause.«
    »Nein«, protestierte Fiona und stampfte mit dem Fuß auf. »Ich bin noch nicht Geisterbahn gefahren!«
    »Das wird heftig«, sagte Sandra, als pt pt pt die ersten Tropfen fielen. Sie zog eine Jacke aus ihrer Tasche und sagte zu Max und Aaron, sie käme in ein paar Stunden wieder, um sie abzuholen, und es schmerzt, Stu, daran zu denken, wie normal das klang. Als sei es gar keine Frage, dass beide Brüder um halb zwölf am Hot-Dog-Stand auf ihre Mutter warten wür den. Sandra flüchtete vor dem Regen und eilte davon, ohne sich richtig von ihren Söhnen zu verabschieden.
    Und dann waren wir zu dritt.
    Grelle Blitze leuchteten auf, als entlüde sich die Spannung zwischen uns dreien am Himmel. Max griff nach der Wodkaflasche, die Jack auf die Bank gestellt hatte.
    »Findest du nicht, dass du genug hast?«, sagte Aaron, aber Max setzte die Flasche an und trank in vollen Zügen.
    »Ich bin am Feiern!« Er hob die Flasche hoch, torkelte in die Menschenmenge hinein und sagte über die Schulter: »Ich feiere die Hochzeit !« Aaron und ich warfen uns einen besorgten Blick zu und grinsten ein bisschen, obwohl das natürlich nicht anständig war. »Fiona hat recht«, rief Max plötzlich und fuhr herum. Unser Grinsen verschwand. »Lasst uns Geisterbahn fahren!«
    BUMM!
    KRACH!
    Die Leute schrien auf, als schlagartig ein Wolkenbruch losging. Regenschirme schossen in die Luft, und alle suchten irgendwo Zuflucht. Nur Max taumelte weiter durch den strömenden Regen, rutschte beinahe im Schlamm aus und stellte sich vor der Geisterbahn in die rasch kleiner werdende Schlange. Ich legte die Hand über die Augen und lief Aaron nach.
    »Das ist doch Schwachsinn!«, schrie ich, als Max immer wieder die Wodkaflasche ansetzte. »Wir müssen uns irgendwo unterstellen!«
    »Da drin!«, schrie er zurück, deutete auf die Geisterbahn und trank weiter. Aaron versuchte, ihm die Flasche wegzunehmen, aber Max schubste ihn weg und traf ihn dabei versehentlich hart an der Schulter.
    »Vorsicht, Max.«
    » Vorsicht, Max «, äffte sein Bruder ihn nach und schüttete sich Wodka in den Rachen. Er war jetzt der Erste in der Schlange, stieg in einen Wagen und verschwand hinter einer lila Tür, begleitet von Geistergeheul.
    Jetzt waren wir nur noch zu zweit.
    »Wir können es ihm nicht heute Abend sagen«, rief ich Aaron zu. Wasser tropfte mir aus den Haaren. »Der ist völlig durchgedreht!«
    »Ich weiß! Wir warten. Aber nur bis morgen«, erwiderte Aaron. Unsere Hände berührten sich einen kurzen Moment, fuhren aber sofort wieder auseinander, als der Wagen mit Max auf der oberen Ebene aus der Klapptür herausschoss. Max winkte wie wild und wurde dann von einem riesigen Geisterschlund verschluckt. Dann war ich an der Reihe, Aaron half mir beim Einsteigen und kletterte in den Wagen hinter mir, und wir rasten durch dunkle Tunnel, unter Spinnweben hindurch, die im Gesicht kitzelten, vorbei an heulenden Ungeheuern und aufklappenden Särgen, begleitet vom Rattern der Wagen auf den Schienen.
    »Mir ist speiübel«, stöhnte Max, als ich schließlich fröstelnd aus dem Wagen stieg. Das blaue Kleid klebte mir am Körper. »Du siehst toll aus«, lallte er und strich mir mit dem Finger die nassen Haare aus der Stirn. Dann wurde er bleich. »Ich muss gleich
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