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Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)

Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)

Titel: Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
Autoren: Renate Blieberger
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ihrer eigenen Roben. Diese war zwar schlicht gehalten aber aus feinem Stoff. Sie schlüpfte hinein und betrachtete sich im Spiegel. Die Kutte war zwar fast bodenlang, wie Magierkutten das nun mal waren, aber sie war schmal und tailliert geschnitten, was ihre zierliche, aber doch weibliche Gestalt gut zur Geltung brachte, ohne aufdringlich zu wirken. Der Stoff war dunkelblau, was für das Element Luft stand und nebenbei hob sich ihr hellblondes Haar schmeichelhaft davon ab. Nach einem kritischen Blick griff sie zu ihrem Haarband und fasste ihre Mähne zu einem offenen Zopf zusammen. Diesmal ließ sie ihn allerdings außerhalb der Kutte herunterhängen. Sie warf noch einen Blick in den Spiegel, ja so konnte sie das lassen, keine hässliche Verkleidung, aber auch keine Einladung.
Auf ihrem Weg zum Palast begegneten ihr lediglich ein paar Wachen und einige Handwerker. Kein Wunder, sie war noch vor dem Frühstück weggegangen. Aber wenn sie die Natur eines Vampirs erforschen wollte, musste sie alle Details kennen, auch wie er seine Nahrung aufnahm.
Sie war dennoch zu spät dran. Als sie bei der Zelle ankam, trug der Wächter den Tierkadaver schon wieder nach draußen. Sie stoppte ihn: „Wartet. Bringt den Kadaver ins Magierlabor, ich will ihn untersuchen.“ Der Mann warf ihr zwar einen skeptischen Blick zu, gehorchte aber.
Raphael war offenbar kein Langschläfer, er war schon im Labor und starrte sie nun entsetzt an. Er krächzte: „Was zur Hölle soll der Kadaver hier?“
„Ich will ihn untersuchen“, erklärte sie und sah sich suchend nach einem passenden Tisch um. Der Blick des Magiers wurde panisch.
„Auf keinen der Tische“, protestierte er.
Sie seufzte: „Also gut, legt es auf den Boden.“ Der Wächter lud das Reh neben einem der Tische am Boden ab, verbeugte sich und ging. Lucia trat zu dem Tier, kniete sich davor hin und suchte nach Bisswunden. Sie fand sie in der Halsschlagader. Sie strich sacht darüber, dann drückte sie die Wunden etwas, aber es kam nicht mal mehr ein Tropfen heraus. „Er hat es völlig leer getrunken“, stellte sie fest.
Raphael knurrte: „Um das festzustellen, musstet ihr das Labor mit diesem toten Fleisch besudeln? Himmel der Geruch wird tagelang die Luft verpesten.“ Dabei verdrehte er gequält die Augen. Lucia verkniff sich nur mit Mühe ein Grinsen, der gute Raphael war offenbar recht melodramatisch.
Sie spöttelte: „Seid doch froh. Vielleicht schicken sie euch ein hübsches Zimmermädchen zum Saubermachen.“
Er schnaubte abfällig: „Sobald es Gold regnet. Ich habe hier verschärften Arrest, solange wir das Rätsel nicht gelöst haben.“
Lucia wurde je wieder ernst: „Ich glaube nicht, dass Ricardo etwas weiß, mit dem wir den Fluch brechen können.“
„Das ist nicht euer Ernst“, stieß der Magier entsetzt hervor.
Lucia erwiderte ironisch: „Leider doch, aber wenn wir genug über Vampire an sich herausfinden können, finden wir vielleicht eine andere Möglichkeit ihn wieder zum Menschen zu machen. Ich hoffe wenigstens darüber, mehr Informationen von ihm zu bekommen. Ich werde gleich mal zu ihm gehen.“ Sie stand auf und ging zur Tür.
Als sie diese gerade wieder schließen wollte, hörte sie ihn brummen: „Typisch, der Dreck bleibt wieder mal mir.“

    So eilig, wie Lucia gestern geflohen war, war Ricardo sich ganz und gar nicht sicher, ob sie heute wiederkommen würde, oder überhaupt noch mal. Als er endlich Schritte hörte, sprang er förmlich von seinem Sessel. Als die schwere Tür sich öffnete und Lucia hereinkam, verschlug es ihm den Atem, nun ja hätte es, wenn er noch hätte atmen müssen. Sie war wunderschön. Ihr offenes Haar hatte ihm einen kleinen Vorgeschmack gegeben, aber nun hatte sie auch noch auf die weite Kutte verzichtet. Vor ihm stand eine blonde, zierliche Schönheit, die wohl jedem Mann den Kopf verdrehen konnte. Er starrte sie nahezu andächtig an. Sie holte ihn aus seiner Erstarrung, indem sie spöttelte: „Ihr seid sprachlos, dass ich das noch erleben darf.“ „Eure Schönheit hat sie mir geraubt“, erwiderte er rasch und versuchte sich wieder zu fangen. Dummerweise gelang ihm das nicht so wirklich, weil ihm ein furchtbarer Gedanke kam. Wenn der Magier sie so gesehen hatte, würde er sie natürlich sofort heftig umwerben. Gut, es stimmte, was er am Vortag gesagt hatte. Raphael machte sich nur an Frauen heran, die auch Interesse an einem kleinen Techtelmechtel hatten. Aber was wenn Lucia zu ihnen gehörte? Nur mit Mühe
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