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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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so.«
    »Das kriegen wir schon hin, machen Sie sich mal keine Sorgen«, beruhigte Schnittges ihn. »Wir kommen jetzt übrigens allein zurecht. Wenn wir fertig sind, melden wir uns bei Ihnen.«
     
    Ackermann freute sich, dass er endlich Gelegenheit bekam, die kleine Engländerin ein bisschen näher kennenzulernen, und hatte es gar nicht so eilig, nach Kessel zu kommen.
    »Der Ort ist nicht besonders groß, oder?«, fragte Penny.
    »Wie man ’t nimmt«, antwortete Ackermann. »Flächenmäßig war Kessel ma’ eine der größten Gemeinden am Niederrhein, aber ich glaub’, et wohnen nur an die zweitausend Leute da, die meisten davon im Dorf. Mir wär’ dat ja ’n bissken eng, aber kannste dir ja nachher ma’ selbst angucken.« Er bog den Rücken durch und zog ein Päckchen Tabak aus der Hosentasche.
    »Drehs’ du uns ma’ welche? Blättchen stecken innen.«
    Penny Small hob abwehrend die Hände und schmunzelte. »Das kann ich gar nicht, Jupp. In dieses Geheimnis hat mich noch niemand eingeweiht.«
    »Dann wird et aber höchste Zeit«, lachte Ackermann. »Un’ wie et der Zufall will, haste ’n Experten neben dir sitzen. Müssen wir uns demnächst ma’ hinterklemmen. Aber egal jetz’, wo war ich?« Er legte das Tabakpäckchen zwischen seinen Schenkeln auf den Sitz. »Jedenfalls sind die in Kessel kräftig am Bauen, nach ‹GochNess› hin runter. Dat war früher ma’ ’n Baggerloch, is’ jetz’ ’n ganz schickes Schwimmbad mit allem Trara.«
    »GochNess?« Penny schnaubte. »Wie albern.«
    »Meine Rede«, stimmte Ackermann ihr zu. »Hier sind übrigens überall Kiesgruben. Da haben sich so einige Kesseler dran gesundgestoßen. Jetz’ wollen se, soviel ich gehört hab, wieder irgendwo losbaggern.«
    Er setzte den Blinker und verlangsamte die Fahrt. »So, da sind wir. Da vorne wohnt Bernie jetz’.«
    »Der ist in solch ein Kaff gezogen?«
    »Ich versteh’ et ja auch nich’.«
    »Muss eine ganz schöne Umstellung sein, wenn man aus der Großstadt kommt. Was hat ihn eigentlich nach Kleve gezogen?«
    »Och, vielleicht fand er unsere Truppe so nett, als er vor’ges Jahr bei uns ausgeholfen hat.« Ackermann griente. »Aber vielleicht steckt ja auch wat Privates dahinter wie bei dir …«
    »Eine Liebschaft?«
    »Weiß man et? Er sagt, er kennt jemand in Kessel.«
    Penny zeigte auf das bunt bemalte Schild am Straßenrand: »Willkommen im Spargeldorf Kessel« .
    »Die bauen hier Spargel an?«
    Ackermann nickte. »Schon seit Anfang der Fuffziger. Kessel is’ berühmt dafür. Im Dorf gibbet bestimmt vier oder fünf Restaurants, die auf dat Gemüse spezialisiert sind. Im Mai un’ Juni kommen die Leute von wer weiß woher.«
    »Muss ich mir merken.«
    »Stehs’ du etwa auf dat Stängelzeug? Ich persönlich hab et da ja nich’ so mit, eigentlich kannste mich damit jagen. Einmal hat mein Guusje mich breitgeschlagen, dat is’ aber bestimmt schon zwanzig Jahr’ her. Da hat se mich nach Kessel geschleift in so ’n Laden, wo man nur inne Spargelzeit essen könnt’. Sons’ war dat ’n ganz normaler Bauernhof. Ich glaub’, die haben einfach ihr Wohnzimmer ausgeräumt un’ ’n paar Tische reingestellt. Mann, wat hat dat dadrin nach Stall gestunken!«

Vier
    Die Obduktion hatte nicht lange gedauert, das Opfer war, bis auf die Schädelverletzung, unversehrt und kerngesund gewesen. Auch die Rekonstruktion des Gesichts am PC war, dank Bonhoeffers neuem Computerprogramm, schneller gegangen, als Cox gedacht hatte. Trotzdem fühlte er sich angeschlagen, vielleicht lag es daran, dass der Mann noch so jung gewesen war.
    Zurück im Präsidium, brachte er die Fingerabdrücke, die der Pathologe dem Toten abgenommen hatte, ins Labor und rief dann van Appeldorn auf dem Handy an: »Ich habe jetzt ein ganz ordentliches Foto, das ich den Düsseldorfern rübermaile. Soll ich einen Stapel Kopien machen und euch bringen? Bei der Anwohnerbefragung werdet ihr mich doch sicher auch gebrauchen können, oder?«
    »Schick lieber jemand anderen mit den Fotos. Unser Opfer hat sich hier im Gasthof als ›Sebastian Finkensieper‹ eingetragen, wir können also ziemlich sicher sein, dass er es tatsächlich ist.«
    »Ist gut«, erwiderte Cox,»dann finde ich mal heraus, wer seine nächsten Angehörigen sind.«
    Van Appeldorn steckte sein Telefon wieder ein und schälte sich weiter aus dem Schutzanzug. Schnittges rollte seinen zusammen und steckte ihn in eine Tüte. »Hier ist eindeutig was faul«, meinte er grimmig.
    In Finkensiepers
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