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Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter
Autoren: Christiane Heggan
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Perspektive schien sie ihn mit ihren weit geöffneten Augen geradewegs anzustarren und ihn zu verspotten.
    Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich den Blick von ihr wenden konnte und den Raum verließ. An der Tür blieb er so lange stehen, bis er die Klinken, innen und außen, sorgfältig abgewischt hatte. Als er sich vergewissert hatte, dass niemand vor der Tür stand, trat er hinaus und verschwand in die Nacht.

1. KAPITEL
    Z wei Jahre später
    „Kate!“ Als der Richter sich von seiner Bank erhob und mit wallender Robe den Saal verließ, schloss Melanie Riley sie in die Arme und drückte Kate Logan an sich. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Sie haben ein Wunder vollbracht.“
    Kate erwiderte die Umarmung. Sie war erleichtert, dass sie genau das Urteil bekommen hatten, das sie sich gewünscht hatten. Sie sah, wie Melanies Exehemann aus dem Gerichtssaal stürmte. „Das ist allein Ihr Verdienst, Melanie. Sie waren fantastisch im Zeugenstand. Sie strahlen ja richtig vor Liebe zu Ihrer Tochter. Der Richter hat das erkannt und entsprechend geurteilt.“
    Melanie ließ Kate los und wischte eine Träne fort. „Aber Sie waren es, die in der Vergangenheit meines Exmannes gewühlt und ihn als den Tyrannen entlarvt haben, der er wirklich ist. Wenn Sie das nicht getan hätten, wäre ihm möglicherweise auch ein Sorgerecht an Pru zugesprochen worden.“
    „Aber er hat es nicht bekommen“, erwiderte Kate fröhlich und nahm ihre Mandantin beim Arm. „Warum also lassen wir nicht einfach diese beiden letzten Wochen hinter uns und verschwinden von hier? Ich bin sicher, dass Sie von diesem Gerichtssaal die Nase voll haben.“
    „Das stimmt, aber zuerst …“ Sie griff in ihre Handtasche und holte einen dünnen Briefumschlag hervor.
    Kate machte eine abwehrende Handbewegung. „Stecken Sie Ihr Geld weg, Melanie. Das hier geht auf meine Rechnung.“
    Die junge Frau schüttelte heftig den Kopf. „Nein, Kate. Ich habe Ihnen versprochen, jede Woche ein bisschen zu zahlen, und genau das werde ich auch tun.“
    Obwohl Kate selbst knapp bei Kasse war, hatte sie nicht vor, Geld von einer allein erziehenden Mutter zu nehmen, die schwer arbeiten musste, um ihre kleine Tochter zu ernähren. Melanies Ehemann, ein echter Mistkerl, hatte sie sitzen lassen, als Prudence noch ein Baby war. Vor drei Monaten war er dann wieder aufgetaucht und hatte ihr gedroht, um das Sorgerecht für ihre Tochter zu prozessieren, wenn Melanie nicht das Haus verkaufen würde, das ihr gehörte, und ihm die Hälfte des Erlöses gab.
    Familienrecht war nicht gerade ihr Fachgebiet, aber als die junge Mutter, die als Sekretärin im selben Gebäude arbeitete wie sie, in ihr Büro gekommen war und so verängstigt ausgesehen hatte, konnte Kate es nicht übers Herz bringen, ihre Bitte abzulehnen.
    „Ich habe eine bessere Idee“, sagte sie, als Melanie versuchte, ihr den Umschlag in die Hand zu drücken. „Warum stecken Sie das Geld nicht in das neue Kinderzimmer für Prudence? Das, was Sie neulich bei Hechts gesehen haben? Ich weiß doch, wie sehr Sie es sich wünschen.“
    „Aber all die Zeit, die Sie investiert haben …“
    Kate brachte sie mit einer Geste zum Schweigen und schob sie zum Ausgang. „Hat Ihnen noch keiner gesagt, dass Sie niemals mit Ihrem Anwalt diskutieren sollen?“
    Zum ersten Mal zeigte sich ein breites Lächeln auf Melanies Gesicht. „Doch. Ihre Sekretärin.“
    „Sie sollten auf sie hören. Frankie weiß schließlich, wovon sie spricht.“
    Melanie seufzte resigniert und ließ den Umschlag wieder in ihre Tasche fallen. „Nun gut, Kate. Wie Sie wünschen. Aber ich werde es nicht vergessen“, fügte sie mit erhobenem Zeigefinger hinzu. „Ich werde schon irgendwie einen Weg finden, um mich für all das zu revanchieren, was Sie für mich getan haben.“
    „Ich möchte nur, dass Sie und Prudence glücklich sind“, erwiderte Kate. Und sie meinte es ehrlich. Schließlich war sie selbst eine allein erziehende Mutter und konnte nicht umhin, Melanies innere Stärke und ihre stolze Haltung zu bewundern.
    Vor dem Gerichtsgebäude umarmten sich die beiden Frauen noch einmal und versprachen, in Kontakt zu bleiben. Melanie winkte ihr zu, als sie zu ihrem Wagen ging, und Kate eilte in ihr Büro in der Nähe des L’Enfant Plaza. Obwohl das Wetter Ende März noch ziemlich rau sein konnte, waren die vergangenen Tage ausgesprochen mild gewesen. Deshalb wimmelte es auf den Straßen von Washington auch von Leuten, die die warmen
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