Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt
Autoren: Niels Peter Henning
Vom Netzwerk:
doch schlussendlich landete er eine
Sitzreihe weiter vorne - und steckte prompt einen mörderischen Stoß gegen den Oberkörper
ein. Dieser verrückte Killer war kurzerhand hinter ihm abgesprungen, hatte sich
über den Tisch gleiten lassen und ihm kurz vor der Landung einen Tritt
versetzt. Dieser Tritt beförderte ihn geradewegs über die nächste Tischreihe.
Sein Schwung reichte aus, um die Überreste der Möbel beiseite zu fegen und ihn
wie einen nassen Sack auf den nächsttieferen Sitzrang plumpsen zu lassen.
    Der Entsorger fackelte nicht
lange und griff sofort wieder an. Immerhin gelang es ihm, auf die Knie zu
kommen. Anstatt aufzustehen, tauchte er gleich wieder ab und wich damit einem
Sichelschlag aus. Im Gegenzug erwischte er den Entsorger mit einem Fauststoß
kurz über dem Knie, was aber kaum Wirkung zeigte. Erst bei der nächsten Aktion
ergab sich seine erste echte Chance, denn der Entsorger vergeigte das Timing
bei einem Angriff mit einem Handkantenschlag. Dabei bekam er den Arm seines
Gegners zu fassen und schaffte es, den Schwung des Schlages an seinem Körper
vorbei zu leiten. Der Entsorger kreiselte dabei um ihn herum wie auf einem
Karussell, behielt jedoch das Gleichgewicht. Im nächsten Moment sah er
buchstäblich Sternchen, denn den Konter hatte er nicht einmal kommen sehen.
Danach ging ihm auch noch die Luft aus, als der Entsorger einen satten
Tiefschlag landete. Und schließlich glaubte er, sein Skelett löse sich in
Einzelteile auf, denn der Entsorger hatte ihn über die nächste Tischreihe und
damit direkt vor die Bühne geworfen. Verdammt, das lief überhaupt nicht gut.
    Er ließ seinem Körper keine
Zeit zum Protestieren und wuchtete sich auf die Beine. Seine Pistole konnte er
vergessen. Nahm er auch nur für einen winzigen Augenblick eine Hand auf den
Rücken, so würde er sofort einen weiteren Treffer kassieren. Und angeschlagen,
wie er war, würde er auch mit seinen Fäusten keinen Stich mehr machen können.
    Dem Entsorger gingen
offenbar die gleichen Gedanken durch den Kopf. „Nicht schlecht", sagte der
Killer im Plauderton. Der Kerl war nicht einmal außer Puste geraten. „Nach dem,
was mir das Sichtgerät gezeigt hat, hätte ich allerdings mehr von dir erwartet.
Viel mehr. Aber du bist eben doch nur ein minderbemitteltes Arschloch."
    Er blinzelte, um ein
halbwegs klares Blickfeld zu bekommen. Der Entsorger stand direkt vor ihm,
grinste breit und spannte sich für den finalen Angriff. Und direkt hinter dem
Entsorger sah er die Falle, die er vorbereitet hatte.
    Nicht lange nachdenken!
Handeln! Jetzt!
    „ Wer sagt denn, dass ich
schon fertig bin?"
    Er sprang vorwärts. Der
Entsorger reagierte und empfing ihn mit einem Schlag. Es interessierte es nicht.
Dieses Ding musste er nun einfach schlucken. Dann kam es nur noch darauf an, ob
der Entsorger auswich oder nicht. Wich er aus, dann
würde die Jagd aller Voraussicht nach weitergehen. Blieb der Entsorger stehen,
dann wurde der Kampf auf einem anderen Terrain bis zum Ende ausgetragen -
jedoch zu anderen Regeln.
    Der Entsorger wich nicht
aus.
    Er kollidierte mit dem
Killer, der sich gegen den Aufprall stemmte, doch er lief einfach weiter und
schob den Entsorger rückwärts in einen kleinen Stapel aus Gerümpel. Das
Gerümpel gab mit einem Krachen nach und sie stürzten gemeinsam in die
Dunkelheit darunter. Für einen kurzen Moment löste er seinen Griff von der
Krawatte des Entsorgers, die er gepackt hatte, um seinem Gegner noch während
des Sturzes einen Schlag zwischen die Zähne zu verpassen, doch da schlugen sie
bereits auf die Wasseroberfläche auf.
    Er hatte den Entsorger auf
sein eigenes Terrain gelockt.
    In seine eigene Arena.
    In die Kanalisation.

Schwarz wie die Nacht
     
    Sie stürzten aus einer Höhe von
etwa zwei Stockwerken hinab und schlugen in einem Gewühl aus Armen und Beinen
auf das Wasser auf. Die Brühe dämpfte zwar den Aufprall, doch der Schlag
presste ihm dennoch die Luft aus den Lungen.
    Bevor er wieder einatmen
musste, gelang es ihm, sich von seinem Gegner zu lösen. Keine Kunst, denn der
Entsorger musste noch den Schreck überwinden. Außerdem war er auf seinem Gegner
gelandet. Der Entsorger musste sich fühlen, als sei ein Mehlsack aus großer
Höhe in ihn eingeschlagen.
    Als er auftauchte und die Brühe
aus seinen Augen geblinzelt hatte, fand er sich in einer runden Halle wieder,
ähnlich der, aus der ihn vor einer halben Ewigkeit die Kleine gerettet hatte.
Doch ihm blieb weder die Zeit, sich weiter umzusehen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher