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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)
Autoren: Sebastian Sedlacek
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Weg meist bis zwischen 15:00 und 18:00 Uhr. Nach der Ankunft in der Herberge lässt man sich den Pilgerpass abstempeln und bezahlt. Spätestens nach dem organisatorischen Teil zieht man die Schuhe aus. Danach wird erst einmal der Schlafsack ausgebreitet, gewaschen, geduscht und Informationen für das Abendessen, bzw. Frühstück gesammelt. Wenn noch Zeit bleibt legt man die Beine hoch, liest, unterhält sich mit anderen Pilgern über das Erlebte oder – wie noch nicht geschehen – erkundet die Stadt. Doch für großartige Besichtigungen waren die Dörfer bisher zu klein. Geschlafen wird ab 21:30 Uhr, normalerweise spätestens um kurz nach 22:00 Uhr. Teilweise liegen die Leute auch schon um 20:00 Uhr im Bett und sind längst im Land der Träume. Und irgendwo mittendrin versuche ich noch genügend Zeit für mein persönliches Tagebuch zu finden.

17.05.: Obanos – Villatuerta (22km)
    Heute morgen geht es früh los. Die Beine tun weh, die Füße auch. Antje ist guter Dinge, hat keine Blasen, nur Muskelschmerzen und ist daher davon überzeugt doch bis Estella zu gehen. Ich habe mehrmals erwähnt, dass ich es ruhig angehen möchte. So wundert es nicht, dass wir heute einen komplett unterschiedlichen Takt an den Tag legen. So wird das nix. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Willi und Jan und ein paar Kilometern des Versuchs, gemeinsam zu wandern, trenne ich mich. Ich fühle mich unter Druck gesetzt, das Tempo zu halten, komme nicht in den Rhythmus.
    Als ich wieder alleine gehe, fällt es nach kurzer Zeit wieder ein bisschen leichter, auch wenn die Schmerzen durch die Druckstellen nicht wirklich weniger werden. Ich habe beschlossen, einen kurzen Trip zu machen, um mich ein bisschen zu schonen. Also gehe ich von Herberge zu Herberge und entscheide in jedem Ort neu, ob mir das gefällt und ich noch in der Lage bin, weiterzugehen. In meinem Reiseführer ist in insgesamt 22 Kilometern eine nette private Herberge von einem Spanier und einer Brasilianerin verzeichnet. Die Herbergen vorher gefallen mir nicht und ich habe doch noch genügend Kraft, um das Kleinod zu erreichen.
    In der Herberge – in Villatuerta, meinem Maximalziel – angekommen, werde ich mit einem Glas Wasser begrüßt. Miguel merkt sich meinen Namen und stellt mich direkt seiner Frau vor, mit der er zusammen die Herberge führt. Es wirkt etwas asiatisch bis hin zum esoterischen. Räucherstäbchen brennen, leise Musik läuft und die beiden freuen sich ehrlich, mich zu sehen. Das ist der bisher absolut beste Empfang auf dem Weg. Ein weiterer Punkt: Ich bekomme nicht nur die allseits übliche kurze Führung, sondern werde auch den anderen Pilgern vorgestellt. Bei maximal 40 Betten eine durchführbare Geste, aber nicht ohne. Simone kann übrigens auch die Namen der anderen Pilger aus dem Kopf. Erstaunlich, sich jeden Tag bis zu 40 neue Namen zu merken. Da ist Begeisterung für ihre Arbeit im Spiel, das merktman in jeder ihrer Gesten. Es besteht sogar die Möglichkeit, massiert zu werden. Miguel hat auch nur einen Termin vergeben, so dass direkt an zweiter Stelle ich komme. Entgegen der morgendlichen Aussage musste auch Antje früher als gedacht die Etappe beenden und erscheint ebenfalls in der Herberge. Wir beschließen, für abends zu kochen und nicht auswärts essen zu gehen. Die Herberge lädt schließlich ein, durch ihre familiäre Art.
    Interessant wie schnell man sich irgendwo zuhause fühlen kann, wenn es einem leicht gemacht wird. Es sind aber abgesehen von den Deutschen auch nur sehr angenehme Leute hier. Ich schlafe mit einem französischen Pärchen, einem Österreicher und einem in New York lebenden Japaner (Hiro) zusammen. Der Japaner wird noch Thema werden!
    Nachdem ich mich den Nachmittag über mit Waschen und einem kurzen Schlaf in einer der Hängematten vergnügt habe, ging es zur Massage. Simone, die Herbergsmutter, wollte Fotos machen, wie der Junge da mit der Hand wäscht. Also Mama – Fotos gab‘s keine, dass ich sauber bin musst Du glauben. Die Massage war übrigens ein absolutes Highlight. Danach war ich fit und konnte wieder ein paar Brocken Spanisch. Abends gab es dann Salat, Spaghetti mit frischer Tomatensauce und einen Joghurt zum Schluss. Danach habe ich die letzten Berichte getippt und bin um kurz nach 23:00 Uhr ins Bett. Niemals, niemals geht man später ins Bett und hat die Oropax nicht parat. Ich hab sie nicht gefunden und Hiro versuchte bei jedem Ausatmen die Resonanz des Hauses zu treffen. Dass die Schrauben vom Bett sich
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