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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade
Autoren: Daniel Annechino
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Name, oder?«
    Â»Was soll diese Belästigung – besonders während ein ­Patient in kritischem Zustand auf dem OP -Tisch liegt!«
    Â»Ich entschuldige mich«, sagte Sami, »nur eine Frage noch. Möchten Sie lieber mit Doktor Youngblood oder John Smith angesprochen werden?«
    Sami blickte Doktor Youngblood in die Augen und konnte dort dieselbe unheimliche Finsternis wie in Simons Augen sehen. Sie hatte kaum noch Zweifel daran, dass er der Mörder war. Sie griff nach ihrer Glock, um ihn festzunehmen, doch noch bevor sie ihre Waffe ziehen oder ein Wort sagen konnte, drehte Doktor Youngblood sich um und war aus der Tür, ehe Sami oder Al reagieren konnten. Sami musste nichts erklären, Al hatte schließlich erkannt, was hier vor sich ging. Sie stürzten aus der Tür, dem Arzt hinterher, lagen aber weit zurück. Er muss eine Gazelle sein, dachte Sami.
    Doktor Youngblood stürmte den Gang hinunter wie ein Sprinter bei den Olympischen Spielen, vorbei an der Schwesternstation und dem Aufenthaltsraum der Ärzte. Er rannte so schnell er konnte, doch da er außer Form war, bekam er kaum noch Luft. Was nun? Wo könnte er hinrennen? Wo könnte er sich verstecken?
    Als er den Gang hinunterstürmte und dabei Menschen anrempelte, kam es ihm plötzlich vor, als ob sich alles in Zeitlupe abspielte. Es war wie in einem Traum, aus dem man versuchte zu entkommen, aber seinen Körper nicht bewegen konnte.
    Er rannte weiter.

    Sami und Al liefen nebeneinander den Gang entlang. Sie hatten den Arzt aus den Augen verloren und verfolgten ihn aufs Geratewohl.
    Â»Ruf mal lieber Verstärkung«, rief Sami.
    Al klappte sein Handy auf und wählte den Notruf.
    Â»Neun-eins-eins, was haben Sie für einen Notfall?«
    Â»Hier ist Detective Diaz. Ich bin im Saint Michael’s Hospital an der Hillside Avenue und verfolge einen Verdäch­tigen in einer Mordermittlung. Ich brauche hier so schnell wie möglich Verstärkung, um alle Ausgänge zu sichern. Der Verdächtige trug zuletzt einen grünen OP -Kittel. Die Person ist weiß, männlich, etwa eins achtzig groß, durchschnittlich gebaut. Er hat dunkles Haar, und sein Name ist Doktor Youngblood.«
    Â»Habe alles, Detective«, sagte der Operator. »Hilfe ist unterwegs.«

    Julian nahm immer zwei Stufen auf einmal die Treppe hoch, die zu einer alarmgesicherten Tür führte, von der aus man Zugang zum Krankenhausdach hatte. Ihm wurde klar, dass falls er den Alarm auslöste, die Detectives ihn nur wenige Minuten später hätten. Aber er wusste auch, dass es kein Entkommen gab, wenn er die Treppe nach unten rannte. Er saß in der Falle und wusste nicht weiter. Aus purer Panik öffnete er die alarmgesicherte Tür und trat aufs Dach hinaus. Verzweifelt rannte er auf der Suche nach einem anderen Ausgang um Kompressoren, Ventilatoren und andere Geräte herum, die er nicht identifizieren konnte.
    Auf der anderen Seite des Daches entdeckte er eine weitere Zugangstür und rannte dorthin. Er griff nach dem Türknauf und zog kräftig, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Natürlich, dachte er, er brauchte einen vierstelligen Sicherheitscode, um die Tür aufzubekommen.
    Er stand einen Augenblick bewegungslos da, Gedanken rasten durch seinen Kopf. Ihm war, als ob sein ganzes Leben vor seinem inneren Auge ablief. Er ging bis zum Rand des Daches, blieb kurz davor stehen und blickte auf die Fourth Avenue hinunter. In der Ferne hörte er Sirenen, die immer lauter wurden. Er hörte auch einen sich schnell nähernden Helikopter. Die Detectives würden ihn bald aufgespürt haben. Er musste einen anderen Weg vom Dach hinunter finden.

    Sami und Al rannten zur Schwesternstation, beide keuchten und versuchten wieder zu Atem zu kommen. Sami konnte einen Feueralarm heulen hören. Sie blieben stehen und spra­ chen die erste Schwester an, die sie sahen.
    Â»Haben Sie Doktor Youngblood hier vorbeikommen sehen?«, fragte Sami.
    Die junge Schwester zeigte die Richtung. »Er flog hier wie ein Marathonläufer vorbei und die Treppe da hoch, aber das ist kein Ausgang. Da geht es nur aufs Dach. Was zum Teufel ist denn eigentlich los?«
    Für Antworten hatten sie jetzt keine Zeit.
    Sami und Al joggten zur Treppe, wobei Al die Führung übernahm. Mit gezogenen Waffen schoben sie sich langsam die Stufen nach oben.
    Â»Vorsichtig«, flüsterte Sami, als sie sich der weit
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