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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
Autoren: Dora Heldt
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musst einfach besser lügen.
     Oder deine Eskapaden geschickter planen.«
    »Schatz, das ist ein Missverständnis.« Eleonore Stehler sah wütend zu Gregor Morell, der sich rückwärts, aber zügig aus dem
     Raum bewegte, und legte ihrem Ehemann die Hand auf die Brust. »Ich   …«
    »Lass es.« Jürgen Stehler schob ihre Hand weg und drehte sich zu Guntram Bernd um. »Guntram hat dich an einem Abend sogar
     auf dein Zimmer begleitet. Da hattest du zu viel getrunken, nach einem, wie war das noch, ach ja, Schlagerabend. Nicht nur,
     dass du ihm erzählt hast, dein Mann verstünde dich nicht, deswegen hättest du einen Freund, nein, du hast ihn auch noch angeflirtet.
     Jedenfalls habe ich ihn gebeten, sich mal unauffällig in deinem Leben umzusehen. Das war sehr interessant, meine Liebe, ich
     bin wirklich beeindruckt.Dein Liebhaber hier ist ja anscheinend auch nicht der erste. Aber jetzt will ich die Scheidung. Und du hast genau zwei Wochen
     Zeit, deine Sachen aus dem Haus zu holen. Also, schönen Urlaub noch.«
    Er verließ den Raum, nachdem er Guntram Bernd zugenickt hatte, der ihm kurz danach folgte. Gregor Morell trat auf dem Flur
     einen Schritt beiseite, um ihnen Platz zu machen.
    Mein Vater stand immer noch am selben Fleck und musterte den verbliebenen fremden Gast, der verwirrt zur Tür sah.
    Meine Schwester streckte ihren Rücken durch und ging entschlossen auf Eleonore zu. Die wirkte wie versteinert. Ines beugte
     sich leicht zu ihr und fragte: »Kaffee oder Tee?«
    Für den Blick, den Eleonore auf meine Schwester abfeuerte, hätte Eleonore eigentlich einen Waffenschein benötigt.
     
    »Meine Güte.« Mein Vater sah Eleonore Stehler nach, die wütend den Rückzug angetreten hatte. »Das gehört sich aber auch nicht,
     mit zwei Männern und so. Kleine Sünden straft der liebe Gott sofort. Ist das überhaupt eine kleine Sünde? Und was ist jetzt
     mit welcher Frau Schmidt?«
    »Papa, rede nicht so viel, hier ist dein Ei.« Ines knallte ihm sein Frühstücksei auf den Tisch. »Misch dich da nicht ein.«
    Der Vollbärtige räusperte sich. »Ich weiß jetzt nicht genau   … Also, ich möchte gern mit Christine Schmidt sprechen. Oder mit David Bruhn.«
    »Die haben aber nichts miteinander zu tun.« Das Ei hatte meinen Vater nicht ablenken können. »Außerdem können Sie auch mit
     mir reden. Falls es um diese Pension geht, ich weiß Bescheid.«
    Ich warf ihm einen bösen Blick zu, holte tief Luft und ging zum Tisch des fremden Gastes. »Was haben die beiden denn mit Stehlers
     zu tun?«
    Irritiert sah er mich an. »Vermutlich nicht viel. Herr Stehler und ich waren auf derselben Fähre, und wir haben uns lediglichein Taxi geteilt. Wir kannten uns vorher nicht. Ich bin wegen einer ganz anderen Sache hier. Aber das muss ich mit den beiden
     besprechen.«
    Im Augenwinkel sah ich, dass meine Schwester meinem Vater einfach den Mund zuhielt.
    »Herr Kühlke.« Davids überraschte Stimme kam von hinten. Plötzlich stand er neben mir und beugte sich mit ausgestreckter Hand
     über den Tisch. »Christine, das ist Rechtsanwalt Ralf Kühlke. Ist etwas   …?«
    Der Mann erhob sich umständlich. Er schüttelte erst mir, dann David die Hand. Er sah in die Runde. Meine Schwester ließ meinen
     Vater los, Adelheid, Gesa und Axel traten einen Schritt vor, ich hielt die Luft an und schloss kurz die Augen. Und dann hörte
     ich ihn sagen: »Ich bin heute hierhergekommen, um Ihnen zu sagen, dass die Ausreise von Marleen de Vries und Björn Bruhn für
     morgen Abend   …«
    Der Rest des Satzes ging in den Jubelschreien von Axel, Gesa und meiner Schwester unter. David und ich sahen uns nur an. Und
     mein Vater fragte: »Könnte mir mal irgendjemand erklären, was hier eigentlich los ist? Und wer von euch braucht jetzt einen
     Anwalt? Und wofür? Ines und Christine!«

Der Regen hatte aufgehört, die Wolken rissen hier und da auf, und plötzlich blitzten die ersten Sonnenstrahlen durch den bedeckten
     Himmel. Ich trat langsam aus der Tür und blieb draußen stehen. Die Küchenfenster waren von innen beschlagen, Axel kochte heute
     das erste Mal offiziell, hatte aber meine Mutter, Hanna und Hans-Jörg als Gehilfen übernommen. Hanna war ganz begeistert,
     weil sie fand, dass Hans-Jörg doch Glück mit so einem Lehrmeister hatte. Und meine Mutter schälte sowieso gern Kartoffeln.
     Das Radio ging an, vermutlich hatte mein Vater die Anlage wieder mit Strom versorgt. Bei Gewitter sollte man ja alle möglichen
     elektrischen
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