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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes
Autoren: Sydney Hosier
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einem Lächeln und einem Kopfnicken.
    »Aber Mary«, schrie Violet und eilte zu dem Mädchen, »du hast ja überall Blut!«
    »Das war nur die Tomatensoße von Cook«, antwortete sie mit einem schelmischen Grinsen.
    »Du wurdest doch nicht durch die Scherben verletzt, oder?« fragte ich. »Das war leider etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte.«
    »Das hat mich mehr in Angst versetzt als alles andere, Mrs. Hudson.«
    »Nun, du hast das aber sehr gut gemacht, Mary«, sagte Thackeray lächelnd. »Du gehst jetzt wohl besser und säuberst dich.«
    »Und Mary«, fügte ich hinzu, »mach dir über einen möglichen Verlust deiner Anstellung keine Sorgen. Mr. Holmes hat viele einflußreiche Freunde. Ich bin sicher, da kann man etwas für dich und Will arrangieren.«
    Sie ergriff meine beiden Hände und wollte etwas sagen. Als befürchtete sie jedoch, zu emotional zu werden, eilte sie dann aber aus dem Zimmer.
     
    Am Vormittag des nächsten Tages waren Mrs. Warner und ich im Zug auf dem Weg zurück nach London.
    »Also, du kannst wirklich stolz auf dich sein, Emma Hudson«, meinte meine Kameradin lächelnd, als wir einander gegenüber unsere Plätze einnahmen.
    »Du solltest deinen eigenen Beitrag nicht übereilt mindern«, erwiderte ich lächelnd.
    »Ja«, sprudelte sie mit mädchenhafter Begeisterung hervor, »wir zwei geben schon ein tolles Paar ab, oder? Ich kann’s kaum abwarten, deinem Mr. Holmes alles zu erzählen.«
    »Oh.«
    »Wieso, was ist los, Liebes?«
    »Es ist nur, nun, wenn ich du wäre, würde ich Mr. Holmes oder auch Dr. Watson nichts von deiner Fähigkeit zu…«
    »Abzuheben?«
    »Ja«, kicherte ich, »abzuheben. Eigentlich«, fügte ich hinzu, »ist es wohl am besten, wenn wir diesen gesamten Aspekt für uns behalten.«
    »Was sie nicht wissen, kann sie nicht stören, ist es das?«
    »So ungefähr.«
    Stahlräder klickten durch eine unendliche ländliche Gegend, in der ein leicht gepuderter Schnee sein Bestes tat, um die nackten Novemberfelder zu bedecken. An einem Bahnübergang wedelte ein kleiner Junge fröhlich winkend mit den Armen, als wir vorbeirauschten. Hinter dem verdreckten Fenster erwiderte ich das Winken mit einem Lächeln.
    »Was hast du eigentlich für Pläne, wenn wir nach London zurückkommen?«
    »Wie?«
    »Entschuldigung, Liebes. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, antwortete ich. »Hab’ nur vor mich hin geträumt. Was ich für Pläne habe?« nahm ich dann ihre Frage wieder auf. »Wie meinst du das?«
    »Nun, ich dachte, vielleicht könnten wir uns selbständig machen, im Detektivgeschäft.«
    »Möchtest du, daß ich Mr. Holmes und Dr. Watson kündige?« erwiderte ich heiter.
    »Nein, das nicht«, antwortete sie recht ernsthaft. »Wir könnten es aber doch zeitweise wirklich machen. Ich bezweifle, daß wir sehr viel zu tun hätten. Vielleicht die merkwürdigen Fälle, für die dein Mr. Holmes keine Zeit hat.«
    Für Vi war es anscheinend immer noch »mein« Mr. Holmes.
    Obwohl ich es ihr gegenüber nie zugab, hatte ich selbst schon mit der Idee, als eine Privatdetektivin weiterzuarbeiten, gespielt. Die Frage stellte sich nur, ob man einen Beruf annehmen sollte, der einen gewissen Aspekt der Gefahr in sich barg, oder sich mit dem Los zufriedengeben sollte, einfachen Haushaltspflichten nachzugehen.
    »Darüber könnte man nachdenken«, lautete meine unverbindliche Antwort, woraufhin ich meinen Blick wieder zum Fenster hinaus richtete.
    »Wegen Mary«, sagte Vi, womit sie meine Träumerei erneut unterbrach, »woher hatte sie Noras Mantel?«
    »Immer noch mit den Gedanken dort, nicht wahr?« fragte ich lächelnd.
    »Nun, es ist so, wie du sagst. Ich möchte nur all die losen Enden in meinem Kopf zusammenfügen.«
    »Von dem Inspektor«, antwortete ich. »Nachdem ich mit Will nach Twillings zurückgekehrt war, arbeitete ich für den Inspektor die Szene aus, die Mary spielen sollte. Nach einer sanften Überzeugungsarbeit meinerseits erklärte er sich mit der Idee einverstanden. Wenn ich sie aber als den Geist des toten Mädchens erscheinen lassen wollte, brauchte ich Noras Mantel, zumindest um den entsprechenden Rahmen zu schaffen. Es tut mir leid, daß ich dich nicht in die Scharade einweihen konnte, Vi, aber ich brauchte eine ehrliche Reaktion von dir, sobald Mary als Nora in Erscheinung trat.«
    »Tja, nun, die hattest du wirklich. Dachte, ich fall’ selbst tot um, als sie auftauchte. Aber was den Mantel betrifft«, fuhr sie auf ihre
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