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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes
Autoren: Sydney Hosier
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mir erzähltest, du hättest erfahren, daß der Baronet und seine Frau, ebenso wie der Squire, unerwartet auf das Gut zurückgekehrt seien?«
    »Ja.«
    »Sowohl Sir Charles als auch Lady Margaret wurden von Hogarth und den Bediensteten bei ihrer Ankunft gesehen. Nur die Rückkehr des Squires blieb bis zum nächsten Morgen unbemerkt. Er war der einzige, der Nora nach Haddley gebracht haben konnte, ohne daß es jemand bemerkte.«
    »Warum? Zu welchem Zweck?« fragte Sir Charles.
    »In der Tat, warum? Das war eine Frage, die ich mir auch immer wieder stellte. Die Idee, ein einfaches Mädchen von der Londoner Bühne für so etwas wie ein Tête-à-Tête hierher zu bringen, wäre verrückt gewesen. Obwohl er davon ausging, Sir Charles, daß sowohl Sie als auch Ihre Ladyschaft fort wären, so war doch Ihre Mutter noch immer hier und zu dem Zeitpunkt recht lebendig. Nein, es mußte die Idee des Mädchens gewesen sein. Lady Margaret«, fragte ich, »was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzählte, daß Ihre Nichte eine Unterhaltungskünstlerin im Variete, ledig und guter Hoffnung war?«
    »Gütiger Gott!«
    »Ja.« Ich lächelte. »Genau das wäre auch die Antwort Ihrer Ladyschaft gewesen.«
    »Dann muß es Erpressung gewesen sein!« rief Violet.
    »Genau«, antwortete ich. »Was mich zu meiner ursprünglichen Annahme zurückbrachte, daß das tote Mädchen nur seine Tochter gewesen sein konnte. Zweifellos schickte sie dem Squire einen Brief, in dem sie ihm mitteilte, ihn sehen zu wollen. Als er nach London kam, verlangte sie Geld, um das, was aus ihr geworden war, nicht bekannt werden zu lassen. Liege ich soweit richtig, Squire?«
    Sein Schweigen deutete ich als Bestätigung.
    »Aber«, mischte sich sein Bruder ein, »Henry hat überhaupt kein Vermögen. Wie könnte er…?«
    »Wenn Sie erlauben, möchte ich eine Vermutung anstellen: Ich glaube, er hoffte, das Geld von Ihrer Ladyschaft zu bekommen, indem er sich irgendeine Geschichte ausdachte, der zufolge er seine Spielschulden zurückzahlen mußte. Mit Sicherheit wollte er den wahren Grund nicht offenbaren. Die Tatsache, daß Nora ihn bereitwillig hierher begleitete – denn ich kann mir nicht vorstellen, daß er sie gewaltsam nach Haddley zerrte – deutet für mich darauf hin, daß die Tochter nur allzu gut wußte, daß sie wenig Hoffnung darauf haben durfte, ihr Vater würde ihr das Geld per Post zuschicken.«
    »Sie wollen also sagen, daß sie mit Henry zurückkam, um ihr Geld zu erhalten, anstatt in London auf das Versprochene zu warten«, sagte Lady Margaret in fragendem Tonfall. »Aber das ist unmöglich!« verkündete sie plötzlich und recht nachdrücklich. »Wir haben hier kein Mädchen gesehen.«
    »Ein behelfsmäßig eingerichtetes Zimmer im oberen Stockwerk, Mylady«, antwortete der Inspektor. »Dort wohnte sie.«
    »Ich verstehe«, antwortete sie leise, wobei ihre Worte mit einem mitleidsvollen Schütteln dieses aristokratischen Kopfes einhergingen. »Und deine Frau, Henry, was ist aus ihr geworden?« fragte sie.
    »Starb vor fünf Jahren in Australien«, entgegnete der Squire barsch.
    »Ich sage Ihnen«, verkündete der Colonel allen Anwesenden, »diese ganze Geschichte um eine Tochter, die ihren eigenen Vater erpreßt, wäre zu meiner Zeit nie vorgekommen!«
    »Aber bedenken Sie, Colonel Wyndgate«, erinnerte ich ihn, »sie und ihre Mutter waren vom Vater verlassen worden und mußten sich im Ausland ihr eigenes Leben aufbauen. Die Bühne war sicher eine der wenigen Möglichkeiten, die ihr offenstanden, nachdem ihre Mutter gestorben war. Ohne Zweifel hat das Wissen, daß sie ein Kind erwartete, sie dazu veranlaßt, nach England zurückzukehren, damit das Kind finanziell abgesichert ist – auf die einzige Weise, die ihr blieb: durch Erpressung.«
    »Nun, ich bezweifle doch sehr«, lautete Sir Charles’ Kommentar an seinen Bruder gerichtet, »daß es dir gelang, von Mutter Geld zu bekommen, alter Junge, aus welchem Grund auch immer.«
    »Keinen Heller!« lautete die verbitterte Antwort.
    »Nicht einmal nach dem – wie ich es mir vorstelle – leidenschaftlichen Appell Noras, als sie Ihrer Mutter einen Besuch in dem Schlafzimmer abstattete«, fügte ich hinzu.
    Der Squire warf mir einen überaus überraschten Blick zu. »Woher wissen Sie das?«
    »Nun, Em fand den Ohrring des Mädchens im Zimmer Ihrer Ladyschaft.« Vi strahlte vor Stolz. »Ist es nicht so, Liebes?«
    »Vi, bitte. Was sagten Sie doch gerade, Squire?«
    »Ich ging nach oben zu Nora, nachdem ich
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