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Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
Autoren: Lucy Hepburn
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Plakat und hob begeistert den Daumen.

    »Ich muss Schluss machen, Mom. Er ist da! Und er ist umwerfend. Bye!«
    Strahlend kam Antonio auf Christy zugeschlendert. Dicht vor ihr blieb er stehen und zeigte auf das Plakat. Christy vermutete, dass Europäer andere Vorstellungen von körperlichem Abstand hatten.
    »Antonio!« Sie grinste ihn an und streckte die Hand aus.
    Er nahm sie. Sein Händedruck war fest und angenehm, seine Hände waren weich, aber keine Mädchenhände. Das hatte Annie gut gemacht.
    »Toni, bitte«, sagte er sehr bestimmt. »Nicht Antonio - Toni.«
    »Aber sicher - hallo, Toni!« Christy lächelte. »Wie war dein Flug. Du musst …«
    Er hob die Hände, um sie zu unterbrechen. Dann zuckte er unglaublich süß mit den Schultern. »Mein Englisch nicht gut. Sorry.«
    »Oh!« Christy war überrascht. Warum hatte sie das nicht vorhergesehen? Andererseits, wie hätte sie es zur Sprache bringen sollen? Vielleicht: Sag mal Annie, sprechen du und dein Lebenspartner eigentlich dieselbe Sprache?
    »Okay«, fuhr sie zögernd fort. »Ich bin Christy.«
    Ganz behutsam nahm er ihre Hand und küsste sie. »Christy«, wiederholte er. »Che bello!«
    Allmählich verstand sie, warum Annie diesen Mann liebte. Etwas in ihr begann, sich für diesen Burschen zu erwärmen. Er war auf eine so zurückhaltende Weise charmant. »Wir müssen dich zu Annette bringen.«
    »Annette!«, rief er freudig. »Annette - das Beste, was
ein Mann bekommen kann!«, fügte er in Abwandlung eines Gilette-Werbeslogans hinzu.
    »Freut mich, dass du so denkst!«, zwitscherte Christy und merkte, dass sie sich ein bisschen wie ihre Mutter anhörte. Meine Güte, Annie hatte sich wirklich selbst übertroffen! Wer brauchte schon Worte … aber zugleich fiel ihr auf, dass sie ihr buchstäblich fehlten. »Wollen wir?«
    Während sie sich einen Weg durch die Menge der Reisenden bahnten, berührten Tonis Finger sie zart am Schulterblatt. Er trug eine abgewetzte Reisetasche über die Schulter gehängt, eine Sonnenbrille mit Metallrahmen lugte aus der Brusttasche seines Hemdes. Seine gammeligen Jeans und die abgetragenen Sneaker vervollständigten den lässigen europäischen Stil. Hatte Annie nicht erwähnt, er sei Musikproduzent? Aber was immer er auch war, Christy konnte sich seinem Charisma nicht entziehen.
    »Oh, Ant … Toni, hast du was dagegen, wenn ich kurz mal telefoniere?« Sie hatten den Ausgang des Flughafengebäudes erreicht, und Rogers Handy zeigte an, dass es jetzt vollen Empfang hatte. Christy versuchte, ihre Frage mit Gesten verständlicher zu machen.
    Toni sah auf das Handy und begann zu strahlen. »Ah, Nokia - connecting people!«
    Leicht verblüfft erwiderte sie seine Geste und zeigte ebenfalls mit dem Daumen nach oben. Dann kreuzte sie im Geiste die Finger und wählte ihr eigenes Handy an. Es funktionierte! Und dieses Mal ging der süße Typ aus dem Zug namens Will ran. Gott sei Dank. Vielleicht ließ sich dieser katastrophale Tag doch noch retten.

    »Ähm … sind Sie Will? Mit meinem Telefon? Ich bin Christy«, stammelte sie.
    »Hi.«
    »Vielen Dank, dass Sie mein Handy mitgenommen haben. Tut mir leid wegen der Umstände«, stotterte sie weiter, »aber es ist sehr freundlich von Ihnen …«
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach Will, »es ist gerade etwas ungünstig. Ich muss in … ein Meeting. Könnten Sie in einer Stunde nochmal anrufen?«
    »Oh«, erwiderte Christy verunsichert. Der Typ klang intelligent, nach Elite-Uni. In Brooklyn, ihrem alten Viertel, hätte man so jemanden als feinen Pinkel bezeichnet. »Bevor Sie auflegen, könnten wir doch rasch vereinbaren, wo wir uns treffen, damit ich mein Handy zurückbekomme? Vielleicht in einem Starbucks oder so?«
    Sie hörte ihn seufzen und wurde ärgerlich. Konnte er nicht wenigstens höflich sein? Oder hatte ihn die Erwähnung des Starbucks abgeschreckt? Vielleicht trank er ja nur Tee?
    »Sicher. Aber heute ist der denkbar ungünstigste Tag. Ich bin wegen einer Familienangelegenheit nicht in der Stadt. Es ginge höchstens später. Kennen Sie sich zufällig in Manhattan aus?«
    »Ja, allerdings.« Sie hatte Mühe, sich einen sarkastischen Ton zu verkneifen. Er schien kein sonderliches Interesse an diesem Gespräch zu haben und hielt sie offenbar für naiv. Christy schaute zu Toni hinüber. Der hatte es sich auf einer Bank bequem gemacht und zog die bewundernden Blicke der vorübergehenden Frauen auf sich, schwerstens bemüht, sie zu ignorieren.

    Um sie herum wuselten Menschen aller
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