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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis
Autoren: authors_sort
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Augenblick geschätzt und geliebt hatte, den das Leben ihr schenkte. Kate, die spurlos verschwunden war, die ihn vielleicht wegen eines anderen Mannes verlassen hatte. Edward tätschelte unbehaglich Peters Kopf, er sah ihn kaum. Verdammt noch mal, wie sollte er so weiterleben, ohne zu wissen, was wirklich passiert war?
    Er hatte keine andere Wahl, als sein übermütiges Kind loszulassen, was er auch tat, um ihm dann pflichtbewusst dabei zuzusehen, wie er unternehmungslustig drauflos watschelte. Bis heute beharrte seine widerliche, nervtötende Ehefrau, für die er sich überhaupt nicht interessierte, darauf, dass Kate mit einem anderen Liebhaber davongelaufen sei.
    Am Anfang war es das Leichteste gewesen, Anne zu glauben. Sein Zorn darüber, dass Kate ihn angeblich mit einem anderen betrog, hatte ihn in die Lage versetzt, die Hochzeit durchzuziehen. Und wie sehr bedauerte er das jetzt.
    War Kate mit einem anderen Mann durchgebrannt?
    In seinem tiefsten Inneren glaubte er nicht daran.
    Aber, gütiger Gott, er wusste nicht, was er glauben sollte.
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    Und er würde niemals Klarheit bekommen.
    Irgendwie musste er sich damit abfinden. Denn so sehr er auch versuchte, die Wahrheit zu zwingen, sich ihm in einer plötzlichen Erkenntnis zu enthüllen, er konnte doch nicht verstehen, was wirklich mit Kate passiert war und warum sie ihn verlassen hatte.
    Immerhin hatte er für sich die Möglichkeit ausgeschlossen, dass es ein schrecklicher Unfall gewesen sein könnte. Denn sie hatte Peter bei seiner Mutter gelassen, bevor sie verschwunden war, was bedeutete, dass sie aus freien Stücken gegangen war -
    dass sie ihr Verschwinden selbst geplant hatte.
    »Oh Kate«, stöhnte er leise. Wie hatte sie ihm das antun können? Und das Schlimmste war, dass er niemals erfahren würde, ob sie ihn verlassen hatte, weil sie einen anderen liebte, oder deshalb, weil sie ihn selbst mehr liebte als ihr eigenes Glück.
    Plötzlich merkte Edward, dass Peter im Begriff war, in den Turm zu wackeln. Der Turm, der Kate immer geängstigt und angewidert hatte . Edward wurde von abergläubischer Angst, ja fast Panik erfasst, sprang auf die Füße und rannte hinter seinem Sohn her.
    »Peter! Nein! Geh nicht da rein!«, brüllte er.
    Aber Peter verschwand in der Ruine.
    Seine Angst steigerte sich zu Panik. Er hatte Kate verloren, er konnte nicht auch noch Peter verlieren .
    Edward rannte in den Turm und fand Peter auf dem dreckigen Boden sitzend Matschkuchen backen. Er 748

    entspannte sich, schloss die Augen und merkte, dass er zitterte wie Espenlaub.
    Seine Reaktion war völlig absurd gewesen. Er konnte sich das nicht erklären.
    Plötzlich rollte sich Peter auf die Beine und wackelte hinüber zur nächsten Wand, unverständlich vor sich hin brabbelnd, bis er dagegen fiel. Edward beobachtete ihn noch einen Moment länger, denn Peter strahlte ihn an, und er sah Kate so ähnlich.
    Plötzlich schauderte er und blickte sich misstrauisch im Turm um, denn er hatte das Gefühl, dass sie nicht allein waren. Als beobachte sie jemand. Aber es war niemand in der Nähe.
    Zitternd und nervös verstand Edward nun, warum Kate diesen Ort immer gehasst hatte, und er ging zu Peter, hob ihn hoch und verließ eilig den Turm.
    Draußen fiel ihm das Atmen schon leichter, und er setzte Peter wieder ab. Er wusste, dass er es nicht hätte ertragen können, wenn seinem Sohn etwas zugestoßen wäre.
    Und plötzlich traf ihn eine Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Er war so in seiner Trauer und seinem Selbstmitleid, in seinem Elend gefangen gewesen, dass er nicht nur die Geschäfte des Anwesens vernachlässigt, sondern auch als Vater fast versagt hatte.
    Edward war wie vor den Kopf geschlagen.
    »Papa, runter«, quengelte Peter. »Runter!«
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    Edward ließ ihn zu Boden gleiten und starrte ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal. Peter watschelte davon, um einen heruntergefallenen Ast zu inspizieren. Dann fesselte ein Ameisenhaufen sein Interesse.
    Edward starrte ihm nach und sah sein Leben vor seinem inneren Auge vorbeiziehen, jeden herrlichen, schmerzlichen Augenblick. Er fühlte sich, als wäre er hundert Jahre alt, aber er war noch nicht einmal dreißig - er war immer noch jung. Ein junger Mann mit einem kleinen Sohn und einer jungen Frau und einer riesigen Grafschaft, die zu leiten seine Aufgabe sein würde. Er trug viel Verantwortung, und im vergangenen Jahr hatte er seine Verpflichtungen gegenüber der Familie und der Grafschaft sträflich vernachlässigt.
    »Papa, Papa,
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