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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis
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behalten«, sagte er und starrte auf die Haustür.
    Jill fragte sich, was sie drinnen erwarten mochte.
    Plötzlich streckte Alex die Linke nach dem Türgriff aus - durch den Schuss in die rechte Schulter konnte er den rechten Arm nicht gebrauchen - und stöhnte.
    »Also los.«
    Jill grauste es. Sie schaltete die Scheinwerfer ab, stieg aus und machte beide Türen zu. Sie konnte nur daran denken, dass William da drin war, wahrscheinlich ganz allein. Sie war ziemlich sicher, dass Lucinda neben ihm im Auto gesessen hatte, nicht Margaret, aber vielleicht hatte sie eine dritte Person 725

    im Wagen übersehen. Machte ihn das nicht zu Lucindas Komplizen? Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
    »Ich helf dir«, sagte Jill und nahm Alex’ linken Arm, so dass er sich auf dem Weg ins Haus auf sie stützen konnte.
    »Du hast der Polizei nichts von der Katze erzählt, von dem Chaos in deiner Wohnung und von den Bremsen.«
    Jills Herz begann heftig zu schlagen. Langsam.
    Schmerzlich. »Nein, hab ich nicht.«
    »Du hast ausgesagt, dass Lucinda dich wegen deiner Nachforschungen über Kate angegriffen hat, Punkt.«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe«, gab Jill angespannt und müde zurück. Vor der Tür blieben sie stehen und sahen sich an. »Zuerst hat Lucinda mir sogar geholfen. Aber als all diese hässlichen Dinge zu Tage kamen, ist sie durchgedreht. Sie war verrückt.«
    »Scheiße!«, schrie Alex.
    »Oh Alex, es tut mir so Leid«, rief Jill. »Das ist alles meine Schuld!«
    Er warf ihr einen schmerzerfüllten, wütenden und zugleich resignierenden Blick zu und betrat dann das Haus seines Onkels.
    Das Foyer lag in völliger Dunkelheit. Es hatte vor Stunden aufgehört zu regnen, ein paar Sterne hatten sich hinter den dicken Wolken hervorgekämpft, und 726

    die Schatten im Raum schienen einen verrückten Tanz aufzuführen. Und es war entsetzlich still. Jill wurde noch nervöser.
    Sie betete inbrünstig, dass William und Margaret mit den Drohungen gegen sie und dem Anschlag auf ihr Leben nichts zu tun hatten. Alex fluchte und schlug mit der Faust auf den Lichtschalter. Der Eingang erhellte sich.
    Jill riss die Augen auf. William saß in einem der thronartigen, samtbezogenen Stühle an der gegenüberliegenden Wand, reglos, das Gesicht von schrecklicher seelischer Pein gezeichnet.
    »Onkel William.«
    William fuhr zusammen; er stand auf, und seine langsamen Bewegungen und die zittrigen Hände bezeugten jedes seiner achtzig Jahre. »Lucinda. Wo ist sie? Guter Gott, sie ist schon so lange weg!« Und seine Augen schossen gehetzt zwischen Alex und Jill hin und her.
    Er liebte sie. Schockiert sah Jill, dass William zu weinen begann. Und plötzlich dämmerte es ihr.
    Als Alex zu ihm hinüberging, seinen gesunden Arm um ihn legte und ihn bat, sich wieder zu setzen, verlor William völlig die Fassung und begann laut zu schluchzen. Jills Gedanken überschlugen sich.
    Margaret war so elegant, so schön, wie konnte das sein? Aber die Liebe war nun einmal eine merkwürdige Sache, nicht?
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    Und dann dachte sie an Edward und Kate. War es das Schicksal der Collinsworth-Männer, sich in Frauen zu verlieben, die sie unmöglich heiraten konnten?
    »Onkel William, es ist etwas Schreckliches passiert«, krächzte Alex.
    Er blickte auf. »Sie ist tot, nicht wahr?«
    Alex holte tief Luft.
    Jill bemerkte, dass William sich überhaupt nicht danach erkundigt hatte, wie es Alex ging. Das tat ihr weh.
    »Ja«, sagte Alex langsam. »Es hat einen Unfall gegeben. Sie hatte eine Pistole. Sie ist einfach losgegangen.« Er kniff die Augen zu. William schlug die Hände vors Gesicht und weinte so hemmungslos wie ein kleines Kind.
    Jill dachte angestrengt nach. Wenn William Lucinda liebte, hätte er niemals die Bremsleitung des Mietwagens durchgeschnitten. Sie fühlte sich sehr erleichtert, und sie eilte zu ihnen, um Alex beiseite zu nehmen und ihm zu sagen, dass William nicht Lucindas Komplize sein konnte, als William plötzlich sagte: »Ich weiß nicht, wie das alles geschehen konnte, lieber Gott, ich weiß es wirklich nicht!«
    Jill erstarrte.
    »William.« Alex sprach, als bereite ihm das Reden große Schmerzen. »Bitte. Sag nichts. Kein Wort. Du brauchst einen Anwalt.«
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    »Alex«, warf Jill ein.
    Aber William schüttelte den Kopf. »Ich habe die Frau verloren, die ich liebe. Die ich über dreißig Jahre geliebt habe. Wir wollten doch niemandem wehtun.
    Wir wollten nur, dass sie nach Hause fährt, bevor sie die Wahrheit über meine Mutter
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