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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal
Autoren: Libba Bray
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und nimmt sich drei Stück, sehr zum Ärger von Felicity.
    »Du musst nicht gleich alle nehmen«, murrt Felicity.
    Ann legt zwei wieder zurück. Sie tragen den Abdruck ihrer Finger. Felicity seufzt. »Jetzt hast du sie schon betatscht; also kannst du sie auch essen.«
    Beschämt steckt Ann alle drei zugleich in den Mund. Ausgeschlossen, dass sie ihren Geschmack richtig genießen kann. »Was hast du da?«
    »Das?« Felicity hält eine weiße Karte mit schön geschwungener Schrift in der Hand. »Ich habe eine Einladung zur Teeparty bei Lady Tatterhall für eine Miss Hurley bekommen. Sie steht unter einem ägyptischen Motto.«
    »Oh«, sagt Ann dumpf. Ihre Hand schwebt über der Schokoladenschachtel. »Ich nehme an, du hast auch eine bekommen, Gemma.«
    »Ja«, sage ich schuldbewusst. Ich finde es empörend, dass Ann ausgeschlossen ist – es ist gemein und ungerecht –, aber ich wünschte, sie würde kein so mieses Gefühl in mir wecken.
    »Und dann natürlich der Ball in Yardsley Hall«, fährt Felicity fort. »Der verspricht ganz fantastisch zu werden. Hast du das von der jungen Miss Eaton gehört?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Sie hat vor dem Abend Brillanten getragen!« Felicitys Stimme überschlägt sich fast vor Entzücken. »Ganz London hat darüber geredet. Diesen Fehler wird sie nie wieder machen. Oh, du solltest die Handschuhe sehen, die mir Mutter für den Collinsworth-Ball geschickt hat. Sie sind exquisit!«
    Ann zupft einen Faden vom Saum ihres Kleides. Ann wird weder den Collinsworth-Ball noch irgendeinen anderen Ball besuchen, außer eines Tages als Anstandsdame für Lottie und Carrie. Sie wird keine Debütantinnensaison haben und nicht mit gut aussehenden Herren tanzen. Sie wird keine Straußenfedern im Haar tragen und sich nicht vor Ihrer Majestät verneigen. Sie ist hier in Spence als eine Stipendiatin, unterstützt von ihren reichen Verwandten, damit sie eine passende Gouvernante für ihre Kinder wird.
    Ich räuspere mich. Felicity sucht meinen Blick.
    »Ann«, sagt sie viel zu fröhlich. »Wie hat es dir in Kent gefallen? Ist es im Frühling so schön, wie man behauptet?«
    »Klein-Carrie hat mich einen Pudding genannt.«
    Felicity verbeißt sich das Lachen. »Äh. Na ja, sie ist nur ein Kind. Du wirst sie bald genug in den Griff kriegen.«
    »Ich habe dort ein kleines Zimmer ganz oben am Ende des Treppenhauses. Es schaut zu den Ställen hinaus.«
    »Ein Fenster. Ja, ist doch hübsch, eine Aussicht zu haben«, sagt Felicity. Sie hat überhaupt nicht begriffen, worum es geht. »Oh, was hast du da?«
    Ann zeigt uns das Programm einer Aufführung von Macbeth am Drury Lane Theater mit der berühmten amerikanischen Schauspielerin Lily Trimble. Voller Sehnsucht starrt Ann auf das dramatische Bild von Miss Trimble als Lady Macbeth.
    »Hast du’s gesehen?«, frage ich.
    Ann schüttelt den Kopf. »Meine Verwandten waren dort.«
    Ohne sie. Jeder, der Ann nur ein bisschen kennt, weiß, wie sehr sie das Theater und alles Dramatische liebt.
    »Aber du durftest das Programm behalten«, sagt Felicity. »Das war doch nett.«
    Ja, so nett wie eine Katze, die eine Maus ihren Schwanz behalten lässt. Felicity kann manchmal unausstehlich sein.
    »Hattest du einen schönen Geburtstag?«, fragt Ann.
    »Ja, ganz wunderbar«, strahlt Felicity. »Achtzehn. Was für ein herrliches Alter. Jetzt kann ich über mein Erbteil verfügen. Na ja, nicht sofort allerdings. Meine Großmutter hat in ihrem Testament verfugt, dass ich zuvor debütiere. In dem Moment, wo ich vor der Königin knickse, werde ich eine reiche Frau sein und kann tun, was ich will.«
    »Sobald du debütierst«, wiederholt Ann und schluckt den Rest ihrer Schokolade.
    Felicity nimmt sich selbst ein Stück Schokolade. »Lady Markham hat schon ihre Absicht bekundet, die Patenschaft für mich zu übernehmen. Es ist also so gut wie fix. Felicity Worthington, reiche Erbin.« Felicitys gute Laune schwindet. »Ich wünschte nur, Pippa wäre hier, um mein Glück zu teilen.«
    Ann und ich tauschen Blicke. Einst war Pippa unsere Freundin. Jetzt ist sie irgendwo im Magischen Reich, höchstwahrscheinlich verloren an die Winterwelt. Wer weiß, was aus ihr geworden ist? Aber Felicity klammert sich immer noch an die Hoffnung, Pippa zu finden und zu retten.
    Das Zelt öffnet sich. Cecily, Elizabeth und Martha schlüpfen herein. Es ist viel zu eng hier drinnen für uns alle. Elizabeth stürzt sich auf Felicity, während Martha und Cecily sich zu mir setzen. Ann wird ganz nach
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