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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal
Autoren: Libba Bray
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richtige Weg ist? Dass niemand die Magie missbrauchen wird?«, fragt er.
    »Ich bin mir dessen überhaupt nicht sicher«, antworte ich.
    Sein erschrockener Ausdruck wird rasch durch einen selbstgefälligen ersetzt. »Warum lassen Sie mich Ihnen dann nicht dabei helfen? Wir könnten Partner sein – Sie und ich gemeinsam.«
    Ich reiche ihm das halb leere Glas. »Nein. Sie haben eine andere Vorstellung von wahrer Partnerschaft, Sir. Und darum werden wir keine Freunde, Lord Denby. Was das betrifft, bin ich mir ganz sicher.«
    »Ich möchte gerne mit meiner Schwester tanzen, wenn Sie erlauben, Lord Denby«, sagt Tom. Sein Lächeln ist strahlend, aber seine Augen sind hart wie Stahl.
    »Selbstverständlich, alter Freund. Prost.« Damit trinkt Lord Denby den Rest von meinem Champagner und das ist alles, was er je von mir haben wird.
    »Alles in Ordnung? Was für ein unerträglicher Schwätzer«, sagt Tom, während wir eine Runde um das Tanzparkett drehen. »Kaum zu glauben, dass ich ihn einmal bewundert habe.«
    »Ich habe versucht, dich zu warnen«, sage ich.
    »Soll das einer jener grässlichen ›Ich hab’s dir gesagt‹-Momente werden?«
    »Nein«, verspreche ich. »Und hast du schon deine zukünftige Ehefrau kennengelernt?«
    Tom wackelt mit den Augenbrauen. »Es gibt einige vielversprechende Kandidatinnen für die Position einer Mrs Thomas Doyle. Natürlich müssen sie mich umwerfend charmant und absolut unwiderstehlich finden. Ob du mir wohl bei diesem Unternehmen mit ein wenig … na du weißt schon … aushelfen könntest?«
    »Leider nein«, sage ich. »Du wirst selbst dein Glück versuchen müssen.«
    Er wirbelt mich ein bisschen heftig herum. »Spielverderberin.«
    *
    Später am Abend gehe ich zu Vater, bevor er sich mit den anderen Männern zum Brandy zurückziehen kann. »Vater, ich möchte mit dir sprechen. Unter vier Augen. Bitte.«
    Einen Moment lang betrachtet er mich wachsam, doch dann scheint seine Besorgnis vergessen. Er erinnert sich nicht an unser letztes Gespräch dieser Art in Spence, in der Nacht des Balls, und was da passiert ist. Ich habe keine Magie gebraucht, um diesen Vorfall aus seinem Gedächtnis zu löschen; er hat ihn selbst verdrängt.
    Wir verdrücken uns in ein muffiges Herrenzimmer, dessen Vorhänge nach abgestandenem Zigarrenrauch riechen. Es gibt viele Dinge, über die wir jetzt offen und ehrlich sprechen könnten. Aber ich weiß nun, dass es ein Gespräch wie das in Spence nie wieder geben wird. Ich muss meine Kämpfe allein austragen und diesen habe ich selbst gewählt.
    »Vater«, beginne ich mit zitternder Stimme. »Ich bitte dich nur, dass du mich anhörst.«
    »Das hört sich wie eine Drohung an«, sagt er mit einem Augenzwinkern, um die Stimmung aufzuheitern. Wie leicht wäre es, jetzt noch zu kneifen. Bleib stark, Gemma.
    »Ich bin dankbar für diesen Abend. Danke.«
    »Nichts zu danken, meine Liebe …«
    »Ja, danke … aber ich werde keine anderen Bälle mehr besuchen. Ich möchte meine Saison nicht fortsetzen.«
    Vater zieht bestürzt die Augenbrauen zusammen. »Tatsächlich? Und warum nicht? Hast du nicht von allem das Beste bekommen?«
    »Ja, und dafür bin ich dankbar«, sage ich. Mein Herz hämmert gegen meine Rippen.
    »Was soll dann dieser Unsinn?«
    »Ich weiß. Es ergibt keinen Sinn. Ich fange gerade erst an, es selbst zu verstehen.«
    »Dann sollten wir vielleicht an einem anderen Tag darüber sprechen.« Er beginnt sich zu erheben. Sobald er aufgestanden ist, ist das Gespräch beendet. Es wird keinen anderen Tag geben. Das weiß ich. Ich kenne ihn.
    Ich lege meinen Arm auf seinen. »Bitte, Papa. Du hast gesagt, du würdest mich anhören.«
    Widerwillig setzt er sich wieder, aber er hat schon das Interesse verloren. Er spielt nervös mit seiner Taschenuhr. Ich habe wenig Zeit, um meinen Standpunkt darzulegen. Ich setze mich auf den Stuhl ihm gegenüber.
    »Was ich sagen will ist, ich glaube nicht, dass das hier das richtige Leben für mich ist. Gesellschaften und Bälle und leeres Geschwätz ohne Ende. Ich will meine Zeit nicht damit verbringen, mich klein genug zu machen, um in diese enge Welt zu passen. Ich kann nicht mit den Wölfen heulen.«
    »Du hast keine sehr hohe Meinung von deinen Mitmenschen.«
    »Ich meine es nicht böse.«
    Vater seufzt ärgerlich. »Ich verstehe nicht.«
    Eine Tür wird geöffnet. Musik und Geplauder dringen von fern in unser Schweigen, bis die Tür glücklicherweise wieder geschlossen wird und der Ball nur noch ein undeutliches
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