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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
Autoren: Andreas Brandhorst
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versehen, hinter denen Mumien oder Skelette ruhten: die Vorfahren der Tal-Telassi, vor etwa achttausend Jahren nach Millennia geflohen. Sie waren Piloten der legendären Kantaki gewesen, auf der Flucht vor einer in Vergessenheit geratenen Katastrophe.
    Gestalten bewegten sich in den Mustern aus Licht und Schatten, einige von ihnen bedächtig und behutsam, andere forsch und mit entschlossenen Schritten. Sie näherten sich dem einzigen leeren Grab in diesem Zömeterium von Millennia. Dahinter erhob sich ein schwarzer Quader, von Kantaki-Symbolen bedeckt. Mehrere Wissenschaftler arbeiteten unter Aufsicht des Militärs daran, und zwei Tal-Telassi-Lehrerinnen assistierten ihnen. Als Dominique sie sah, regte sich besiegt geglaubter Ärger in ihr. Sie begegnete dem wachsamen Blick des einige Meter abseits stehenden Observanten, der ausgestattet mit Sensorhemd und Neurohaube darüber wachte, dass es zu keinen illegalen Tal-Telas-Aktivitäten kam. Erneut versuchte sie, den Ärger beiseitezuschieben, wie vor einigen Stunden, als sie zusammen mit ihrer Mutter Sapientia verlassen hatte, die erste Stadt des Wissens von Millennia, um diesen Ort aufzusuchen.
    Die Eskorte aus Soldaten der Allianzen Freier Welten verharrte einige Meter vom Fuß der langen Treppe entfernt, bei den ersten Sarkophagen. Zara 20, seit mehr als zwei Jahrzehnten die einzige Großmeisterin der Tal-Telassi, blieb nach einigen weiteren Metern zusammen mit den Meisterinnen stehen und wartete wie die Soldaten. Loana setzte den Weg fort, und Dominique blieb an ihrer Seite, stumm wie ihre Mutter.
    Schließlich erreichten sie das Grab, einen Sarkophag ohne Fenster, der abseits der anderen stand und nicht annähernd so alt war. Die am schwarzen Quader dahinter tätigen Wissenschaftler hatten wenigstens den Anstand, ihre Arbeit zu unterbrechen und so etwas wie Respekt zu zeigen. Vielleicht kannten sie dieses Ritual, das sich jetzt zum dreiundzwanzigsten Mal wiederholte. Dominique hätte gern einen Blick in ihre Gedanken geworfen, aber dadurch wäre ein Illegalitätsalarm ausgelöst worden.
    Loana, einst Schülerin der Tal-Telassi, trug ihr langes blondes Haar zu einem Zopf geflochten, wie an jedem zweiten März – es war Teil der Zeremonie. Dominique sah ihr Gesicht nur von der Seite, bemerkte aber trotzdem die tiefe Trauer darin. Für ein oder zwei Sekunden fühlte sie sich durch den eigenen Ärger beschämt.
    Ihre Mutter trat vor und legte beide Hände auf die Steinplatte des Sarkophags, die aus Obsidian bestand, so schwarz wie der Quader, aus dem die beiden Kräfte des Tal-Telas kamen.
    Loana senkte den Kopf und flüsterte einige Minuten in einem Zwiegespräch, das für Dominique nur ein Monolog war. Ihre Schultern erbebten einige Male, und Dominique wusste, dass sie leise weinte, nach all der Zeit. Schließlich hob ihre Mutter den Kopf wieder und sagte so laut, dass alle sie hörten:
    »Hier ist er gestorben, vor dreiundzwanzig Jahren: Dominik, Vater meiner Tochter. Er opferte sich für uns alle. Ihm verdanken wir den ersten großen Sieg über die Graken und Millennias Befreiung. Nie soll er vergessen werden.«
    »Nie soll er vergessen werden«, wiederholten die anwesenden Tal-Telassi. Die Soldaten schwiegen. Und auch Dominique gab keinen Ton von sich.
    »Wir werden seiner auf ewig gedenken«, fuhr Loana fort, und Dominique dachte: Sie verehrt ihn fast wie einen Gott. Es war ein heimtückischer Gedanke, wie Gift in ihrem Geist, und sie vertrieb ihn schnell.
    Loana strich mit den Händen über die Sarkophagplatte. »Ruhe in Frieden, Dominik.«
    »Es ist leer.« Die Worte platzten aus Dominique heraus; sie konnte sie nicht zurückhalten.
    »Was?« Loana richtete einen verwirrten Blick auf sie. Tränen bildeten zwei feuchte Spuren auf ihren Wangen.
    »Das Grab ist leer.« Es war zu viel; Dominique ertrug es einfach nicht mehr. Plötzlich stand sie an der Seite ihrer Mutter. »Es liegt niemand drin.«
    Loana sah sie an, und die Mischung aus Trauer, Sehnsucht und Verzweiflung in ihren Augen entflammte Dominiques Ärger, verwandelte ihn in Zorn. Dies alles war absurd ! »Der Sarkophag ist leer!«, stieß sie hervor. »Seit dreiundzwanzig Jahren trauerst du hier um jemanden, der gar nicht an diesem Ort bestattet liegt. Wir wissen nicht einmal genau, was mit ihm geschehen ist!«
    »Er starb«, sagte Loana sanft, und neuer Kummer zeigte sich in ihrem Gesicht. »Ich habe damals seinen Tod gespürt, als ich mich im Hydra-Lazarett befand.«
    In Dominique brodelten Dinge,
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