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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
Autoren: Andreas Brandhorst
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innerhalb der Norm. Aber er leidet.«
    »Er wird seinen Zweck erfüllen, bis wir den Planeten erreichen«, sagte Myra 27. Etwas leiser fügte sie hinzu: »So wie auch ich meinen Zweck erfüllen werde.«
    Diese Worte erinnerten Tako an etwas, das er in der Bastion Airon gehört hatte, bevor sie mit der Akonda zum Epsilon-Eridani-System aufgebrochen waren. Myra 27, so hatte es geheißen, war nicht mehr zu einer neuen Inkarnation fähig. Sie konnte ihr Selbst nicht mehr auf einen Klon übertragen. So etwas geschah manchmal bei den Tal-Telassi, und der Grund dafür blieb Normalsterblichen Spekulationen überlassen. Nur sie selbst kannten ihn, aber er gehörte zu den vielen Dingen, von denen Außenstehende nichts erfuhren. Wenn dies ihr letztes Leben war … Warum setzte sie es dann bei einer gefährlichen Mission aufs Spiel? Warum verwendete sie ihre restliche Zeit nicht dafür, den Inhalt ihres Gedächtnisses auf einen Mnem zu übertragen? Oder hatte ein solcher Transfer bereits stattgefunden? Tako konnte sich kaum vorstellen, dass sie den Verlust des Wissens riskierte, das sich im Verlauf von mehr als viereinhalb Jahrtausenden in ihr angesammelt hatte.
    Er wandte sich von den Anzeigen ab, sah zu der Greisin und stellte fest, dass ihr Blick auf ihm ruhte. Gehörte sie zu den Tal-Telassi, die über telepathische Fähigkeiten verfügten? Die Frage blieb, wie auch die anderen Gedanken, ohne eine emotionale Komponente, doch im Vergleich mit der Alten gab es in Tako noch immer ein heilloses Durcheinander aus Gefühlen, trotz der dämpfenden Bione. Die Tal-Telassi waren kalt wie Eis; sie mussten es sein, sonst hätten sie keine Tal-Telassi sein können. Ihre speziellen Fähigkeiten, so wusste Tako nicht erst seit Millennia, erforderten völlige Emotionslosigkeit. Jedes noch so kleine, leise Gefühl staute den Fluss ihrer psychischen Energien und nahm ihnen einen Teil dessen, was sie zu etwas Besonderem machte.
    Für ein oder zwei Sekunden glaubte Tako zu spüren, wie etwas an seinem Selbst zerrte, ein Sog, der von den großen dunklen Augen der greisen Tal-Telassi ausging. Dann blinzelte Myra, und Tako gewann die Kontrolle über sich selbst zurück.
    Die alte Frau hob die Hand; deutlich waren die violetten Fingerspitzen zu sehen, Zeichen der Großmeisterin – davon gab es nur drei. »Wir alle müssen unsere Pflicht erfüllen«, sagte sie, als wollte sie eine unausgesprochene Frage beantworten. »Wir alle gehorchen den Zwängen der Notwendigkeit.«
    »Tako?«
    Seine Aufmerksamkeit galt sofort wieder den Anzeigen. »Rinna?«
    »Der Kraler empfängt Signale, mit denen er nicht gerechnet hat.«
    Nur eine Sekunde später sagte Bartolomeo: »Der Gegenträumer wird unruhig. Die Sensoren im Suspensionsbad registrieren erhöhte zerebrale Aktivität.«
    Tako wusste, dass er jetzt nicht mit Kao sprechen und ihn fragen konnte, was geschah. Das hätte seinen Traum unterbrochen und die Gefahr einer Entdeckung durch die Graken heraufbeschworen. Sein Blick wanderte von einer quasirealen Darstellung zur nächsten und nahm Informationen auf, während ein verhaltenes Knistern auf die dritte Verzögerungsphase der Talamo hinwies. Die Entfernung zum Planeten betrug nur noch vierzigtausend Kilometer, was bedeutete: Sie hatten den Hauptverteidigungsgürtel passiert, ohne geortet worden zu sein.
    »Was ist mit den Signalen, Rinna?« Tako sah zur Seite und beobachtete, wie Rinna Daten aus dem Tron abrief und energetische Signaturen miteinander verglich. Sie wirkte dabei ein wenig nervös, was Tako erstaunte. Immerhin trug sie ebenfalls Bione zur weitgehenden Neutralisierung ihrer Emotionalität.
    »Es sind keine neuen Ortungsmuster«, sagte sie, als sich vor ihr die Anzeigen eines Projektionsfelds veränderten. »Die Signale kommen von … Epsilon Eridani.«
    »Von der Sonne?« Ein schrecklicher Verdacht stieg in Tako auf.
    »Es finden Veränderungen in der Korona statt.« Rinna betätigte Schaltelemente, und ein quasireales Feld schwoll an, vergrößerte einen Teil der gelben Sonne so, als wäre die Talamo nur wenige Millionen Kilometer davon entfernt. Im Gleißen und Lodern der ultraheißen Korona zeichnete sich etwas ab, das wie ein flammendes Geschöpf aussah. Ein Feuervogel breitete seine brennenden Schwingen aus und kündigte die Ankunft eines Molochs der Graken an.
    »Ein Moloch, der in ein Sonnensystem kommt, in dem es bereits einen Graken gibt?«, fragte Tako. »Das ist neu. So etwas geschieht zum ersten Mal.«
    »Der Gegenträumer fühlt
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