Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Titel: Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
Vom Netzwerk:
süßprobe, hat’s den macker schon unendlich erwischt, weil’s anfang is vom großen fressen, anfang vonner liederlichen schlimmansteckung und anfang vonner unendlich und ewigen folge von bissen mit verficktem endgrunz zum schluß. Das kann man wirklich haben im deutschen land, wo man die puffmutti olles pfundsfleisch preist und für’n tarif denn sorgen tut, daß der lütteste pisser gern sein triebprügel da stampfen kann inne höhle vom nuttenland deutsches land. Verstehste macker, das is hier vor ort mir’n orntliches bild, wo du man aufschreiben kannst, wie’s läuft, wo du man gekraxelt bist mit ner pissigen frage, wie’s leben ist und wie’n lebemann schon man echt die kante vom tagelangleben gestrichen voll hat, weil der umstand halt so is von wegen nutte und bumsgierige männekens weit und breit. Das mußt du eben in meinem blick sehn, ich mein, wie ich’s seh, daß’s passiert hier vor ort: da is ne oberschlechte spukfee, und die kackt dich an und sagt dir: macker, ich geb dir der wünsche drei für’s erfüllen, und der macker sagt: schwanz aber auch, ich seh wohl nich recht hier, mann, aber hier hast du fotze mirs dreipunkte-programm, und die fee zittert denn ab, und denn macht’s ding dong und blink, und nich’n scheißstück von dem zeugs, wo du man n’wunsch frei hattest, nur’n schäbiger kontakthof, und da stehn denn man bunkerfotzen rum wie sau, und’s heißt: macker, je nach schotter kannst du man pimpern, und für ne gefällige metzenpreislage mußt du man verschissen hart dabei sein, um die gage abzudrücken, also gehst du eben für’s ganze kurzelende hundeleben da draußen echt fertig besorgen s’geld, und weil du ne rissige untersohle bist von oberhundigen reichmännern, bleibst du gestraft mit mäßigschrecklichen ficks mit ner vettel, wo schon bei der wie pottsau sich falten tut ihr speckpansen. Mehr kriegste nich macker, das haste hier vor ort man groß schriftlich, weil du nich’n schwanz klar wählen kannst und man nich im nuttenhaus die schmierage dir direktor nennen tut. Du kannst ja man nich sagen: hey, ihr ficker, mir is ne fee erschienen, ganz leib und seel, und rote backen war die fotze, und die hat man orntlich leim gekleckert auf mir aufs pflaster, und ich schlitter man völlig kirre in’n laden, aber nee, die haben’s trumpfblatt im ständigen eigentum, die haben dich voll am zipfel gekrallt. Beschissen hat die gesamte bagage dir’s seelenheil, als würden pfunde warzen da man blühen, und durch’s herzblatt stechen. Warzig und aus ner man doch rechten form gebracht suchst du dich aus ner schwanzigen misere wegzubiegen.
    Es is’s torkeln des dichten säufers, was du da bringst, ’s zwecklos und heillos, und du kannst nich man dir dein frühling erleben, ’s herbst und winter und tot und in der hölle, und denn hast du was, mann, echt zum greifen nah, und was hilft, is junk, der wahre gentleman.

Haß wirkt sieben Katzenleben lang
Kadir, 32, Soziologe
    Als kleiner junge, noch so sehr in die unschuld verstrickt, daß ich der kerbe auf weißen aspirintabletten eine zutiefst untergründige bedeutung beimaß, war es mir eine ziemliche freude, einen stecken bei mir zu haben, einen ganz gewöhnlichen zweig eben, den man in der hand so vieler knaben sieht. Den stecken trieb ich in die feuchte erde, meist noch klumpig nach regenfall, und stellte mir vor, wie ich unheil stiftete, die eintracht der unterwelt durch meine private naturkatastrophe für kurze zeit zu fall brachte. Viel wichtiger war es zu vermuten, was wohl an dem zweig hängenblieb, zöge ich ihn wieder heraus. In meiner kindlichen phantasie schuf ich mißgestaltete geschöpfe und bucklige dämonen, nicht größer als eine fingerkuppe, die ich ans tageslicht zerrte und die sofort zu staub zerfielen. Diese idee des untergründigen, des erosierten geheimmaterials, der in die versenkung, in die blickdichten abgründe abgeglittenen stoffe, hat mich nie wieder verlassen, und ich glaube, daß ich deshalb ein typisches kind des ostens bin. Der orient besteht einerseits aus groben flicken, aus überbehausten städten, und andererseits aus weiten seelenlosen ebenen. Das land erstreckt sich nicht freimütig, es hat falten und nähte, buckelt sich über grollendem gedärm des erdinneren, stachelt im wucher von

Weitere Kostenlose Bücher