Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
Karriere aufhalten. Sie liegen längst unter der Erde, wenn ich meinen Wahlkampf als Senatorin beginne. Ich lasse es nicht zu, daß irgendwer von Ihnen sich mir in den Weg stellt. Haben Sie mich verstanden?«
    Sharons Gesicht verzerrte sich zu einer noch häßlicheren Grimasse als zuvor. Der Revolver in ihrer Hand zitterte leicht, als sie tief Luft holte und sich darauf vorbereitete abzudrücken.
    »Sie haben meine Eltern getötet!«, jammerte Denise vor sich hin.
    »Ach, haben Sie sich doch nicht so! Ja, ich habe den Befehl gegeben, Ihren Vater zu töten. Was war er schon? Nichts weiter als ein verdammter kleiner Schnüffler vom Schlage Tweeds. Ein Nichts, das versucht hat, sich mir in den Weg zu stellen. Das hat noch keiner überlebt!« Während Sharons neuerlichem Ausbruch senkte Paula den Blick und erkannte, daß die Erhebung, auf der Sharon stand, oben ein rostiges Gitter hatte, das sie an die Abdeckung eines Gullys erinnerte. Tweed hingegen hatte sich auf Denises rechte Hand konzentriert und sah, wie sie damit etwas aus dem Schaft ihres Stiefels zog.
    »Können wir uns denn nicht gütlich einigen, Sharon?«, fragte er, während er den Blick wieder hob.
    »Ach, jetzt heiße ich auf einmal wieder Sharon. Sie haben doch nicht etwa Angst, Tweed? Ich an Ihrer Stelle jedenfalls hätte große Angst.« Vor lauter Hass auf Tweed hatte Sharon Denise einen Moment lang aus den Augen gelassen. Denise nutzte diese Unaufmerksamkeit, um die kleine .22er Beretta, die sie aus ihrem Stiefel gezogen hatte, auf Sharon abzufeuern. Die Kugel traf Sharon in der Hüfte. Sie stieß einen Schrei aus, ließ den Revolver fallen und griff sich mit beiden Händen an die Wunde. Dabei verlagerte sie ihr Gewicht so stark, daß das verrostete Eisengitter, auf dem sie stand, durchbrach. Sie stürzte in den Schacht, den das Gitter abgedeckt hatte. Vor Schreck schrie sie auf wie ein Tier. In diesem Augenblick kam Marler aus dem Haus gerannt. Sharon krallte sich mit den Fingernägeln verzweifelt in die Erde am Rand des Schachts.
    »Hilfe!«, kreischte sie. »Hilfe! Warum hilft mir denn keiner.?« Dann verlor sie den letzten Halt. Ihre blonden Haare, die gerade noch über dem Rand des Schachtes zu sehen gewesen waren, verschwanden, und Sharon raste mit einem entsetzlichen Schrei, der rasch leiser wurde, hinab in die Tiefe. Loses Erdreich rutschte ihr hinterher. »Kann sie den Sturz überleben?«, fragte Tweed. »Keine Chance«, antwortete Marler.
    »Der alte Belüftungsschacht ist fast dreißig Meter tief und wurde im Zuge der Umbauarbeiten am Boden mit einer fünfzig Zentimeter dicken Betondecke verschlossen.«
    »Außerdem wird die Erde, die in den Schacht gefallen ist, sie verschütten«, ergänzte Newman. »Da ist gut eine Tonne davon ins Rutschen gekommen.«
    »Stimmt.«
    »Bob«, sagte Tweed, »nehmen Sie die Beretta von Denise, wischen Sie ihre Fingerabdrücke ab und werfen Sie sie Sharon hinterher.«
    »In der Werkstatt habe ich noch einige neue Metallgitter«, sagte Marler. »Ich werde Alf sagen, er soll sich eines davon schnappen und diesen Schacht damit abdecken, sonst fällt am Ende noch jemand von uns hinein.«
    »Vielleicht sollten Sie Denise zu einem Arzt bringen, Bob«, sagte Tweed, während Newman die Beretta sorgfältig mit seinem Taschentuch abwischte.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Denise und stand auf. »Ich habe nur so getan, als hätte ich mir den Knöchel verstaucht. So war es leichter für mich, an meine Waffe zu kommen. Ich wollte Sharon eigentlich schon auf der Fahrt hierher töten, aber sie fuhr viel zu schnell.«
    »Dann bringen Sie Denise eben in ihre Wohnung, Bob«, sagte Tweed, bevor er sich an Denise wandte. »All das hier ist niemals geschehen. Sie waren nie hier draußen, sondern sind von der Botschaft direkt nach Hause gegangen.«

EPILOG
    Ein wolkenloser Tag mit blauem Himmel brach über London an. Um diese frühe Stunde herrschte nicht viel Verkehr, weshalb die beiden Wagen nicht lange für die Fahrt vom Bunker zur Park Crescent brauchten. Marler, Butler und Nield waren schon vorausgefahren, während das zweite Fahrzeug mit Newman am Steuer, Tweed als Beifahrer und Paula auf dem Rücksitz mit einigen Minuten Abstand folgte. Als Newman in Schrittgeschwindigkeit in die Park Crescent einbog, hörte er auf einmal einen scharfen Knall. Die Windschutzscheibe, die schon zuvor an der linken Seite ein wenig beschlagen gewesen war, wurde vollends undurchsichtig. Eine Kugel hatte das Glas durchschlagen und zum Krümeln
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher