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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt
Autoren: Colin Forbes
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mit dem, was Dillon ihm alles erzählt hatte. Warum bloß hatte er auf einmal das Gefühl unmittelbar bevorstehender Gefahr?

2
    Als Newman mitten in der Nacht in Tweeds Büro kam, herrschte dort eine angespannte Atmosphäre. Paula und Monica saßen schweigend hinter ihren Schreibtischen, während Tweed selbst sich in seinem Stuhl vorbeugte und mit einem Mann Mitte dreißig sprach, den Newman kannte und verabscheute: Basil Windermere. Es war aber noch ein anderer Mann da, den Newman hier nicht erwartet hatte: Marler, einer der wichtigsten Männer in Tweeds Team, von dem es hieß, er sei der beste Schütze in ganz Europa. Lässig eine King-Size-Zigarette rauchend, lehnte er an der Wand und sah zu, wie Tweed mit Windermere sprach. Mit seinen eins siebzig war Marler zwar kleiner als Newman, aber dafür auch schlanker. Er war wie immer elegant gekleidet. Diesmal trug er einen grauen Glencheck-Anzug mit messerscharfen Bügelfalten, ein weißes Hemd, das aussah, als käme es frisch aus der Reinigung, und eine dezent gemusterte blaue Seidenkrawatte. Sein dunkles Haar war perfekt geschnitten. Der Ausdruck auf seinem glatt rasierten Gesicht ließ darauf schließen, daß er tief in Gedanken versunken war. »Sie und Basil kennen sich, wie ich annehme«, sagte Tweed zu Newman.
    »Wir sind uns schon mal begegnet«, erwiderte Newman mit wenig Enthusiasmus.
    »Schön, Sie zu sehen, alter Freund«, sagte Windermere und streckte Newman die Hand hin, die dieser aber ignorierte. »Was sind wir alle bloß für Nachteulen«, fuhr er mit seiner leisen, sanften Stimme fort, die so manche Frau dahinschmelzen ließ.
    »Ich bin hier, um Tweed auf eine tolle Geschichte aufmerksam zu machen. Ich habe nämlich gerüchteweise gehört, daß Sharon Mandeville sich hier in England für dreißig Millionen Dollar versichern lassen will.«
    »Ich dachte, die ist in Amerika«, sagte Newman, obwohl er es besser wußte.
    »Mein lieber Freund, Sie als der weitbeste Auslandskorrespondent sollten wirklich etwas mehr auf dem Laufenden sein. Die reizende Sharon weilt hier in unserer Stadt und hat eine furchtbar wichtige Aufgabe für die amerikanische Botschaft zu erledigen. Und da habe ich sofort an Tweed gedacht, dessen Versicherungsgesellschaft ja bekanntlich wichtige Leute gegen das Risiko versichert, gekidnappt zu werden.« Diese Aussage zeigte Newman, daß Windermere offenbar tatsächlich nicht wußte, daß es sich bei der Versicherung General & Cumbria, deren Name auf dem Schild neben dem Eingang stand, nur um eine Tarnfirma für das geheime Hauptquartier des SIS handelte. Er nickte, und Windermere wandte seine Aufmerksamkeit wieder Tweed zu.
    »Ich bin gerade ein bißchen knapp bei Kasse«, sagte er und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Eine kleine Provision für die Vermittlung wäre mir deshalb nicht unwillkommen.«
    »Wer würde denn die Prämien für Sharon Mandevilles Police bezahlen?«, fragte Tweed.
    »Angeblich ihr neuer Lover in den Staaten. Der Bursche soll Milliardär sein.«
    »Angeblich? Hat denn der Lover auch einen Namen?«
    »Tut mir leid, aber so weit bin ich noch nicht.«
    »Vielleicht ist dann der geheimnisvolle Lover auch noch nicht so weit«, bemerkte Tweed trocken.
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?« Windermere zog ein goldenes Zigarettenetui aus der Jackentasche und entnahm ihm mit einer schwungvollen Handbewegung eine türkische Zigarette. Auf der Außenseite des Etuis war eine hochherrschaftlich aussehende Krone eingraviert. Bestimmt ein billiges Imitat, dachte Newman. Genauso wie sein Besitzer. Basil Windermere war bekannt dafür, daß er sich von reichen Frauen aushalten ließ. In jüngeren Jahren war er einmal Dressman gewesen, besaß aber auch jetzt noch eine gute Figur. Um sie zu erhalten, ging er häufig ins Fitneßstudio, wo er sich gleichzeitig auch nach neuen Opfern umsehen konnte. Er trug einen weißen Leinenanzug, der zur jetzigen Jahreszeit geradezu lächerlich wirkte, und hatte ständig ein Lächeln auf seinem fast schon zu ebenmäßigen Gesicht, das Newman aber eher wie ein verzerrtes Grinsen vorkam. »Woher haben Sie denn Ihre Informationen über Sharon Mandeville?«, fragte Tweed.
    »Ich habe sie auf einer Party getroffen. Sharon ist einfach umwerfend. Und so intelligent. Ich glaube, daß sie mich gut leiden konnte. Wir haben uns eine ganze Weile unterhalten, und bei dieser Gelegenheit hat sie mir dann auch von ihrem Wunsch erzählt, sich versichern zu wollen. Ich habe mir erlaubt, sie auf Ihre Firma
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