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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
Autoren: Quentin Bates
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den Kaffee«, sagte Gunna und musste all ihre Kraft aufbringen, um die Türe zu öffnen, gegen die der heftige Wind drückte.
    Eiríkur stand unten neben der Tür zum Parkplatz und hatte es nicht eilig, nach einer kurzen Zigarettenpause ins Büro zurückzukehren.
    »Sie sind da.«
    »Wer ist da?«, fragte Gunna und stieg mit Eiríkur im Schlepptau die Treppen hinauf.
    »Svana Geirs Familie.«
    »Ihre Familie? Jetzt schon?«
    »Die ganze Mannschaft. Mama, Papa und kleiner Bruder.«
    Gunna lehnte sich mit der Schulter an die Tür, um sie aufzuschieben, aber Eiríkur kam ihr zuvor.
    »Und wie geht es ihnen?«
    »Sie sind aufgewühlt und verstört. Ich dachte, sie würden einen Flug nehmen, aber offensichtlich sind sie mit dem Auto gekommen.«
    »Von Höfn? Mein lieber Schwan. Wo sind sie jetzt?«
    »Im Verhörraum. Das wird nicht angenehm«, kommentierte Eiríkur.
    Gunna nahm den Ordner mit den Unterlagen von ihrem Schreibtisch und ging in Richtung Verhörraum.
    »He, du kommst mit, Eiríkur, okay!«, rief sie, als er Anstalten machte, sich hinter seinem Schreibtisch niederzulassen. Gunna registrierte seinen gequälten Gesichtsausdruck und wusste ganz genau, wie er sich fühlte. Der Umgang mit geschockten und trauernden Angehörigen war etwas, an das sie sich auch nie gewöhnen würde.
    Drei Personen saßen zusammengedrängt um den Tisch: Ein älterer, beleibter Mann mit gerötetem Gesicht, der düster vor sich hinblickte. Eine kleine Frau mit verkniffener Miene und dünnen Lippen, deren Mantel immer noch bis zum Hals zugeknöpft war. Und ein jüngerer Mann mit finsterem Blick, er hatte die Beine lang vor sich ausgestreckt.
    »Guten Morgen«, begrüßte Gunna die Familie und versuchte, den richtigen Ton zu finden, die angemessene Mischung aus Mitgefühl und Sachlichkeit. »Mein Name ist Gunnhildur Gísladóttir, und ich leite diese Abteilung.«
    »Guten Tag«, sagte der ältere Mann mit ausgesprochen tiefer Stimme und schob seinen Stuhl zurück, um aufzustehen und Gunna eine fleischige Hand entgegenzustrecken. »Sigurgeir Sigurjónsson. Das sind meine Frau Margrét und unser Sohn Högni.«
    Gunna befreite ihre Hand aus Sigurgeirs Griff und setzte sich mit geradem Rücken der Familie gegenüber. Da alle Stühle belegt waren, stellte Eiríkur sich hinter Gunna.
    »Das ist Eiríkur Thór Jónsson, er ist ebenfalls mit diesem Fall befasst. Ich möchte euch mein tiefes Beileid aussprechen. Ich weiß, dass das alles extrem schwer für euch ist, aber es gibt viele Fragen, die wir euch stellen müssen. Deshalb bitten wir um Nachsicht, wenn wir …«
    »Scheiße! Wer zum Teufel hat das getan?«, fragte Högni heftig und erhob sich von seinem Stuhl. »Sagt es mir, und dann kümmere ich mich auf meine Art um den Kerl«, knurrte er wütend. Seine geballte Faust war kaum weniger eindrucksvoll als die seines Vaters, und er hätte sie am liebsten sofort eingesetzt.
    »Bisher gibt es noch keine Verdächtigen. Die Ermittlungen befinden sich in einem sehr frühen Stadium. Es ist sehr wichtig, dass …«
    »Was zum Teufel soll das heißen? Ihr wisst noch nicht, wer es getan hat?«, rief Högni empört.
    »Bleib ruhig, Junge«, schaltete sich sein Vater ein. »Sie macht nur ihren Job. Setz dich hin und halte den Mund, ja?«
    Högni sackte auf seinem Stuhl zusammen und bewegte tonlos die Lippen. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet.
    »Hattet ihr häufig Kontakt mit Svana?«, fragte Gunna. Sie war entschlossen, das Gespräch wieder auf eine sachliche Ebene zu bringen.
    »Sie hat manchmal angerufen. Nicht sehr oft«, antwortete Sigurgeir.
    »Gab es Anzeichen dafür, dass sie sich Sorgen machte oder sich möglicherweise bedroht fühlte?«
    Sigurgeir zuckte mit den Schultern. Zum ersten Mal sprach Margrét. Ihre Stimme klang so trocken wie welke Blätter.
    »Svanhildur Mjöll ist ausgezogen, als sie siebzehn war, und seitdem ist sie nur rund ein halbes Dutzend Mal zu Besuch gekommen. Wir haben sie nicht oft gesehen«, flüsterte sie. Gunna fiel auf, dass sie die unhandlichen Taufnamen benutzte, die Svana zusammen mit ihrem weit entfernten Heimatort hinter sich gelassen hatte. »Högni hat seine Schwester öfter gesehen.«
    »Wann habt ihr zuletzt von ihr gehört?«
    »An Weihnachten. Sie rief uns von einem Hotel in Spanien aus an«, sagte Sigurgeir und hustete heftig.
    »Und du, Högni?« Gunna blickte den Sohn an.
    »Ich habe mich letzte Woche mit ihr getroffen. Es ging ihr offensichtlich gut.«
    »Ist dir irgendetwas
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